Verstaatlichung und Privatisierung - 32. Wissenschaftliches Symposium der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte e.V.

Verstaatlichung und Privatisierung - 32. Wissenschaftliches Symposium der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte e.V.

Veranstalter
Gesellschaft für Unternehmensgeschichte e.V.
Veranstaltungsort
Ort
Wien
Land
Austria
Vom - Bis
08.10.2009 - 09.10.2009
Deadline
30.12.2008
Von
Gabriele Pieri

Call for Papers

32. Wissenschaftliches Symposium der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte am 8./9. Oktober 2009 in Wien

Verstaatlichung und Privatisierung

„Eigentum“ ist eine der grundlegenden Fragen in der Unternehmensgeschichte nicht erst seit Berle/Means und Alfred Chandler Jr.. Die Auseinandersetzung um öffentliches Eigentum und Privateigentum in der Wirtschaft geht politisch und praktisch bis ins 19.Jahrhundert und weiter zurück. Die Zwischenkriegszeit sah die Versuche der Sozialisierung und während der NS-Zeit nahmen Staatsunternehmen zum Teil beachtliche Größenordnungen an (Hermann Göring Werke, etc.) Nach 1945 schlug in Europa das Pendel in Richtung Verstaatlichung auch von Bereichen, die vorher dem privaten Sektor vorbehalten waren, wie Banken und Industrieunternehmen. Erst ab den 1970er Jahren ging die Tendenz – ausgehend von den USA und Großbritannien – aus wirtschaftlichen wie ideologischen Gründen wieder in Richtung Privatisierung. Mit einer gewissen Zeitverzögerung erfasste dieser „Endsieg des Kapitalismus“ auch öffentliche Bereiche, die vorher unumstritten waren, wie Bahn und Post. Die Aktualität des Themas ergibt sich aus dem zum Teil noch laufenden Privatisierungsprozess.

Die Veranstaltung soll sich mit der Verstaatlichung und Privatisierung in einem breiten Rahmen befassen. Die möglichen Themen reichen von der wirtschaftspolitischen Diskussion über betriebswirtschaftliche und sozialgeschichtliche (Mitarbeiter, Unternehmenskultur, etc.) Fragen bis hin zu Fallstudien über einzelne Unternehmen. Der Zeitrahmen umfasst vorwiegend das 19. und 20. Jahrhundert, also die „moderne“ Unternehmensgeschichte seit der Industrialisierung. Ausgehend von der Vorstellung einer gewissen Einheitlichkeit der Wirtschaftskulturen wird vorwiegend an den deutschsprachigen Raum gedacht, Deutschland, Österreich und Schweiz. Dabei sollen drei grundsätzliche Themen angesprochen werden:

1. Die Ursachen der ursprünglichen Verstaatlichung, da praktisch alle betroffenen Unternehmen eine privatwirtschaftliche Gründungsgeschichte haben. Diese Ursachen sind vielfältig und lagen sowohl in Verlusten volkswirtschaftlich relevanter Unternehmen (Marktversagen), aber auch in ihrer Profitabilität und ihrem möglichen finanziellen Beitrag zu den Staatsfinanzen. Historische Problemstellungen (etwa deutsches Eigentum in Österreich) spielten ebenso eine Rolle, wie grundsätzliche politische Überlegungen.
2. Die Unternehmensentwicklung als staatseigene Unternehmen. Die verstaatlichten Banken und Industrie nach 1945 behielten ihre privatrechtliche Unternehmensstruktur (Aktiengesellschaften, etc.) und der Staat war lediglich Mehrheits- oder Alleineigentümer. Bahn und Post bekamen jedoch zumeist bereits im 19. Jahrhundert eine öffentlich rechtliche Unternehmensform. Der Staat bestimmte die Unternehmenspolitik (Personal, Preise, Leistungen usw.) und nahm aus wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gründen gegebenenfalls auch erhebliche Verluste in Kauf. Dieses „negative Kapital“ konnte erhebliche Ausmaße annehmen, die von der Allgemeinheit getragen wurden. Der Übergang zum Staatsunternehmen führte auch zur Verbeamtung von zum Teil vorher äußerst dynamischen Kapitalgesellschaften. Die Personalpolitik folgte daher partiell der Logik des öffentlichen Dienstes mit allen entsprechenden Konsequenzen.
3. Noch in den 1950er und 1960er Jahren wurden verstaatlichte Unternehmen als unverzichtbarer und wertvoller Teil der Gesamtwirtschaft angesehen. In der damaligen Struktur wurde unter privatwirtschaftlichen Vorzeichen ein Niedergang dieser volkswirtschaftlich wichtigen Leistungen befürchtet, eine Konzentration auf wenige profitable Geschäftsbereiche, eine Reduzierung der Mitarbeiter und ihrer sozialen Stellung und ein Ausverkauf ans Ausland. In diesem Teil der Veranstaltung soll auf die politische Diskussion, die Konzepte und die tatsächliche Realisierung von Privatisierungsmaßnahmen ab den 1970er Jahren eingegangen werden. Auch der Verkauf, der Erwerb und die Umstrukturierung von Tochterunternehmen sind zu berücksichtigen.
Die Gesellschaft für Unternehmensgeschichte erbittet Vorschläge für Vorträge zusammen mit einer Inhaltsskizze (2-3 Seiten) bis zum 30. Dezember 2008 an

Dr. Andrea H. Schneider
Geschäftsführerin
Gesellschaft für Unternehmensgeschichte e.V.
Sophienstraße 44
60487 Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 97 20 33 14
Email: gug@unternehmensgeschichte.de

Das Symposium findet am 8. und 9. Oktober 2009 in Wien statt.

Für Rückfragen stehen als Ansprechpartner zur Verfügung:

Prof. Dr. Dieter Stiefel, Universität Wien: dieter.stiefel@univie.ac.at
Prof. Dr. Peter Hertner, Universität Halle-Wittenberg: peter.hertner@geschichte.uni-halle.de

Programm

Kontakt

Andrea H. Schneider

GUG e.V.
Sophienstr. 44, 60487 Frankfurt am Main
069 / 97 20 33 14
069 / 97 20 33 57
gug@unternehmensgeschichte.de

www.unternehmensgeschichte.de
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