Das Prinzip 'Tolerieren'. Methodische Zugänge zu einer Epochen übergreifenden Untersuchung

Das Prinzip 'Tolerieren'. Methodische Zugänge zu einer Epochen übergreifenden Untersuchung

Veranstalter
Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig (GWZO) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Slavistik an der Universität Leipzig
Veranstaltungsort
GWZO, Luppenstraße 1 B, 04177 Leipzig
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
28.11.2008 - 29.11.2008
Deadline
15.07.2008
Website
Von
Thomsen, Martina; Kleinmann, Yvonne

Call for Papers
Workshop „Das Prinzip 'Tolerieren'.
Methodische Zugänge zu einer Epochen übergreifenden Untersuchung“

28.-29. November 2008, GWZO, Leipzig

Die Forschungsdiskussion über religiöse und konfessionelle Spaltungen, religiöse Vielfalt und das 'Management' religiöser Differenz im modernen Europa ist noch immer stark geprägt durch die Vorstellung, dass die konfessionellen Spaltungen der Reformationszeit die europäische Schlüsselerfahrung religiöser Diversität in der Moderne repräsentieren. In diesem Sinne werden der Augsburger Religionsfrieden von 1555 und die Folgeregelungen als verbindliches Modell für die Bewältigung bzw. Prävention religiöser Konflikte betrachtet. Dieses Deutungsparadigma ist aus der Perspektive ostmitteleuropäischer Erfahrungen kritisch zu hinterfragen. Die Koexistenz von römischen, griechisch-orthodoxen, unierten und armenischen Christen, von Hussiten und nichtchristlichen Gemeinschaften wie Juden und Muslimen seit dem späten Mittelalter wirft die Frage auf, inwieweit diese Konstellation in der Reformationszeit und darüber hinaus besondere rechtliche und institutionelle Arrangements hervorbrachte.

Dieser Aufgabe widmen sich auf unterschiedlichen Ebenen das BMBF-Projekt „Religionsfrieden und Modi der Bewältigung religiöser/konfessioneller Konflikte in Ostmitteleuropa (16.–19. Jh.)“ am Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig (GWZO) sowie die Emmy-Noether-Gruppe „Wege der Rechtsfindung in ethnisch-religiös gemischten Gesellschaften. Erfahrungsressourcen in Polen-Litauen und seinen Nachfolgestaaten“ am Institut für Slavistik der Universität Leipzig.

Das Projekt „Religionsfrieden“ untersucht die gesellschaftlichen und politischen Voraussetzungen konstitutioneller Regelungen religiöser Diversität in den Staaten Ostmitteleuropas, betrachtet Deutungen religiöser Differenz in der politischen Theorie und Theologie und analysiert religiöse Einheit bzw. Diversität als Denkfiguren in politischen Entwürfen des 16.-19. Jahrhunderts. Der Schwerpunkt im Projekt „Wege der Rechtsfindung“, das in der Geschichte des polnischen und des russisch-imperialen Staatswesens angesiedelt ist, liegt auf der rechtsanthropologischen Untersuchung der Kommunikation unter den einzelnen Religionsgemeinschaften. Rechtspraxis wird als ein Prozess des situativen Aushandelns hinsichtlich der Gültigkeit konkurrierender Rechtsnormen aufgefasst. Religiöse Toleranz erscheint in diesem Zusammenhang als eine immer wieder neu gestellte und der Auslegung bedürfende Frage.

Der Workshop „Das Prinzip 'Tolerieren'. Methodische Zugänge zu einer Epochen übergreifenden Untersuchung“ fällt in das erste Jahr beider Projekte und konzentriert sich daher auf Fragen der Begriffsgeschichte und der Methodik. Ziel des wissenschaftlichen Austauschs ist es, die verschiedenen Deutungen des Begriffs 'Toleranz' sowie sein Begriffsfeld differenziert nach wissenschaftlichen Disziplinen (Theologie, Philosophie, Ethnologie, Rechtswissenschaften u.a.) zu beleuchten sowie Definitionen religiöser Toleranz bzw. alternativer Modelle in den verschiedenen Religionen/Konfessionen miteinander zu vergleichen. Des Weiteren ist empirisch zu klären, inwiefern der Begriff je nach Epoche und geographischer Region unterschiedliche Bedeutungen angenommen hat und sich möglicherweise einem Vergleich entzieht. Abschließend soll skizziert werden, wie eine kritische Reflexion des Toleranzbegriffs in konkrete empirische Untersuchungen umgesetzt werden kann.

Geplante Panels:
I. Disziplinäre Definitionen von Tolerieren/Toleranz
II. Toleranz aus der Perspektive der unterschiedlichen Religionen/Konfessionen
III. Möglichkeiten des interepochalen Vergleichs
IV. Empirische Entwürfe

Bitte senden Sie Ihr Abstract bis zum 15. Juli 2008 an thomsen@rz.uni-leipzig.de und kleinm@rz.uni-leipzig.de

Programm

Kontakt

Dr. Martina Thomsen
GWZO, Luppenstraße 1 B, 04177 Leipzig
Tel.: 0049-(0)341-97 35 576
Fax: 0049-(0)341-97 35 569
thomsen@rz.uni-leipzig.de

Dr. Yvonne Kleinmann
Universität Leipzig, Institut für Slavistik, Beethovenstraße 15, 04107 Leipzig
Tel.: 0049-(0)341-97 37 381
Fax: 0049-(0)341-97 37 499
kleinm@rz.uni-leipzig.de


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