In der heutigen Exempla-Forschung besteht weitestgehend Konsens darüber, daß das Exemplum nicht als eine literarische Gattung bezeichnet werden kann und von primärer Bedeutung vielmehr die Frage nach der Funktionalität des Exemplum in seinem jeweiligen Kontext ist. Bei der Verwendung von Exempla handelt es sich um eine argumentative Methode, die vor allem in einer ganzen Reihe von Fürstenspiegeln und Fürstenlehren von der Karolingerzeit bis ins 18. Jahrhundert hinein benutzt wurde.
Das zentrale Forschungsinteresse des Workshops besteht in der Untersuchung des Gebrauchs und der Funktion von Geschichte sowie ihres Arsenals an Exempeln in der Fürstenspiegelliteratur. Es soll darüber hinaus überprüft werden, ob und inwiefern historisches Wissen zu ahistorischen Exempla geronnen ist. Der Umgang mit geschichtlicher Erinnerung, die als Fundus für politikrelevante Handlungsmuster und damit einhergehend auch für nachzuahmende oder abzulehnende Leitbilder genutzt werden konnte, soll anhand ausgewählter Fürstenspiegel und Tugendlehren unterschiedlicher Provenienz untersucht werden.