Medienereignisse und Performativität in der Neuzeit

Medienereignisse und Performativität in der Neuzeit

Veranstalter
Prof. Dr. Frank Bösch/Dr. des. Patrick Schmidt, in Verbindung mit dem DFG-Graduiertenkolleg „Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart“
Veranstaltungsort
Gästehaus der Universität, Rathenaustr. 24
Ort
Gießen
Land
Deutschland
Vom - Bis
20.06.2008 - 21.06.2008
Deadline
14.06.2008
Von
Frank Bösch

Medien tragen maßgeblich dazu bei, historische Ereignisse zu kreieren. Ereignisse wie 9/11 machten deutlich, wie Medienlogiken Deutungen und Handlungen prägen. Das von der DFG geförderte Gießener Graduiertenkolleg „Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart“ erforscht diesen Zusammenhang. Die aus dem Kolleg entwickelte Konferenz geht anhand entsprechender Ereignisse der Frage nach, wie sich das Verhältnis Performativität und Medialität fassen lässt. Medialität scheint sich auf den ersten Blick Performanz-Analysen zu entziehen, da diese vornehmlich mit der leiblichen Präsenz bei Handlungen verbunden werden. Dennoch spricht einiges für eine Analyse der medialen Performanz von Ereignissen. Erstens sind bei zahlreichen Ereignissen Journalisten oder Chronisten bereits durch eine leibliche Präsenz stellvertretend beteiligt, was schon in actu Äußerungen, Handlungen und deren Deutung vor Ort prägen kann. Selbst wenn diese „Medienvertreter“ nicht sichtbar vor Ort in Erscheinung treten, führt zweitens bereits die Vorannahme über eine mediale Darstellung einer Handlung dazu, dass die Beteiligten medienkompatible Deutungen transportieren und auf mögliche mediale Erwartungen reagieren. Drittens transformieren Medien häufig erst durch ihre Darstellungsformen komplexe Entwicklungen in verdichtete Handlungen und Ereignisse, wodurch dann weitere Deutungen und Praktiken hervorgingen. Viertens lassen sich die Aneignungen medial repräsentierter Ereignisse im Zuge der Mediennutzung selbst als performative Akte untersuchen, die in konkreten Situationen Handlungen und Wahrnehmungen generieren.
Um die Thesen- und Ergebnisbildung zu schärfen, vermeidet die Tagung einen weiten Medienbegriff und konzentriert sich vor allem auf Massenmedien, die sich regelmäßig an ein breites, disperses und nicht anwesendes Publikum richten. Bestimmte Medien und bestimmte Formen der Performanz, so unsere These, gingen in einzelnen Zeitabschnitten eine besonders enge Verbindung ein, so etwa Schaustellungen missgebildeter Menschen und das Medium Flugblatt in der Frühen Neuzeit oder Inszenierungen nationaler Identität und das Medium Tageszeitung im 19. Jahrhundert. Entlang der Wechsel der medialen Formen lässt sich gezielter fragen, wie dies die Schaffung und Deutung von Ereignissen veränderte.

Programm

Freitag, 20.6.2008
12.15 Uhr-13.00 Uhr: Anreise/Begrüßung mit Snack im Gästehaus

13.00 Uhr: Einführung

Prof. Dr. Frank Bösch (Gießen):
Medienereignisse und Performativität in historischer Perspektive

13.15-15.00 Uhr: Spektakel und Sensationen in der frühen Neuzeit

Dr. des. Patrick M. Schmidt (Gießen):
”Near Charing Cross [...] is to be seen the wonder of this present age.” Die Zurschaustellung körperlicher Alterität und die Publizistik zwischen 1600 und 1850

Claudia Wehner Näff (Zürich):
Zwerge und Wundertiere. Bilderwelten Schweizer Volkskalender im 17./18. Jahrhundert

Kommentar: Prof. Dr. Jürgen Wilke (Mainz)

15.30-17.15 Uhr: Konflikte und Performativität in der Sattelzeit

Susann Trabert (Gießen):
Die mediale Inszenierung der ersten Ballonaufstiege (1783-1786)

Prof. Dr. Rolf Reichardt (Gießen):
Aufgeführte Bilder. Performative Revolutionsgraphik in Frankreich (1789-1848)

Kommentar: Prof. Dr. Hans-Jürgen Lüsebrink (Saarbrücken)

17.30-19.15 Uhr: Printmedien und Performativität in der Festkultur des 19. Jahrhunderts

Thorsten Gudewitz (Gießen):
Bußen, Beten und Randale: Mit- und gegeneinander bei den Schillerfeiern in Hamburg, Berlin und St. Louis 1859

Meike Hölscher/Jan Rupp (Gießen):
The Empire on Parade: Queen Victorias Thronjubiläen

Kommentar: PD Dr. Dominik Geppert (Berlin/Marburg)

Samstag, 21.6.2008

9.00-10.45 Uhr: Weltanschauliche Konflikte

Kai Nowak (Gießen):
Kinemaklasmus. Protestartikulation im Kino

Dr. Kathrin Fahlenbrach (Halle):
Körper-Revolten. Mediale Körperinszenierungen um `68

Kommentar: Prof. Dr. Irmela Schneider (Köln)

11.15-13.00 Uhr: Transnationale Vergemeinschaftungen?

René Schlott (Gießen):
Performanz der Sterblichkeit - Der Tod Pius XII. (1958) als Medienereignis

Eva Modrey (Gießen):
Die Olympia-Inszenierungen von München und Rom.

Kommentar: Prof. Dr. Jürgen Martschukat (Erfurt)

--- Mittagessen ---

14.00-16.00 Uhr: Politische Inszenierungen

Simone Derix (Duisburg-Essen):
Staatsbesuche als Medienereignisse (1949-1990)

Maren Röger (Gießen):
Die Erinnerung an die Vertreibung im deutschen und polnischen Boulevardjournalismus

Kommentar: Prof. Dr. Thomas Mergel (HU Berlin)

Abschlussdiskussion

Ende der Konferenz 16.00 Uhr

Kontakt

Astrid Matron
Otto-Behaghel-Str. 10 C1
35394 Gießen

http://www.uni-giessen.de/gkmedienereignisse/home/index.php
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