Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus, Bd. 25: Ghettos (Arbeitstitel)

Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus, Bd. 25: Ghettos (Arbeitstitel)

Veranstalter
Redaktion der Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus: Herausgeber Daniel Blatman, Christoph Dieckmann
Veranstaltungsort
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
20.05.2008 -
Deadline
20.05.2008
Website
Von
Christoph Dieckmann

CFP: „Ghettos“ (Arbeitstitel)
In Osteuropa existierten zwischen 1939 und 1944 ungefähr 950 Ghettos, davon etwa 400 auf polnischem und etwa 400 auf sowjetischem Territorium. Sie unterschieden sich stark voneinander. Es gab offene und geschlossene Ghettos, manche existierten nur wenige Wochen oder Monate und dienten dem alleinigen Zweck der Isolierung von Juden und ihrer baldigen Ermordung. In Westeuropa wurden deutlich weniger Ghettos eingerichtet. Yad Vashem geht von etwa 1.000 Ghettos in ganz Europa aus.
In diesem Band 25 der Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus wird es um die Erfahrungen von Juden in den Ghettos gehen. Das Verhalten der übergrossen jüdischen Mehrheit blieb bisher weitgehend blass. Daher soll der Schwerpunkt des Bandes auf der Analyse des Lebens, des Alltags, in den Ghettos liegen. Was für Reaktionsweisen entwickelten die verschiedenen Gruppen der Ghettobevölkerung? Welche Handlungsspielräume gab es für Gruppen und für Einzelne? Welche Entscheidungen wurden getroffen? Ist der Begriff der „Erfahrungen“ angemessen, um den Alltag der ghettoisierten Juden zu beschreiben?
Wir interessieren uns vor allem für Studien zu kleineren Ghettos, die bisher im Vergleich zu den grossen Ghettos wie Warschau, Łódz, Białystok und Vilna von der Forschung vernachlässigt wurden. Im Mittelpunkt sollen nicht die „traditionellen“ Themen der Forschung stehen wie die Frage nach den Absichten deutscher Politik in den jeweiligen Regionen, oder die kritische Untersuchung der Leiter der Judenräte oder die nach der Bedeutung bewaffneten Widerstandes. Unsere Fragestellungen zielen einerseits auf das Leben der verschiedenen Gruppen in den Ghettos, die ja keine monolithischen Institutionen waren. Andererseits möchten wir fragen, wie die Verhältnisse zwischen der Ghettobevölkerung und ihrer nichtjüdischen Umgebung aussahen und wie sie sich veränderten. Es geht uns dabei nicht um eine deskriptive Alltagsgeschichte, sondern um die Untersuchung der Beziehungen. Wie wurden die Beziehungen innerhalb der Ghettos und zwischen den Ghettos und ihrem Umfeld wahrgenommen und wie sahen die Folgen dieser Wahrnehmungen aus? Wie nahmen Frauen, wie Männer, die Situation wahr? Was wissen wir über die Lage und Reaktionen der Jugendlichen und Kinder? Wie reagierten Familien, jüdische Parteien und Jugendbewegungen auf Massnahmen der Deutschen und ihrer Helfer? Welche Informationen hatten die unterschiedlichen Gruppen im Ghetto und wie interpretierten sie ihr Wissen? Wie war das Verhältnis zwischen jüdischer Bevölkerung und den Instanzen des Judenrates?
Uns interessieren wirtschaftliche Aspekte. Wie waren die Arbeitsbedingungen innerhalb und ausserhalb der Ghettos? Wer musste arbeiten und wie wurde die Arbeit entgolten? Wie sah der Zugang zu Lebensmitteln, Kleidung und Heizmaterial aus? Was wissen wir über das soziale und kulturelle Leben? Wie veränderten sich diese jeweiligen Aspekte der Ghettogesellschaft im Laufe der Zeit? Welchen Funktionen hatte das Ghetto im örtlichen und regionalen Umfeld?
Mit diesen Fragestellungen möchten wir die verschiedenen Aspekte des Lebens in den kleineren Ghettos untersuchen und hoffen auf diese Art und Weise, zu einem angemesseneren Verständnis des Phänomens der Ghettos insgesamt beizutragen.

Die Manuskripte der Aufsätze werden im Frühjahr 2009 abgeschlossen sein und der Band im Herbst 2009 erscheinen. Wir bitten darum, Vorschläge für einen Beitrag bis zum 20. Mai 2008 in deutscher oder englischer Sprache auf 2-3 Seiten zu skizzieren und uns zusammen mit einer kurzen biographischen Notiz an folgende Adressen per E-Mail zuzusenden: c.dieckmann@his.keele.ac.uk und daniel.blatman@huji.ac.il

Programm

Kontakt

Christoph Dieckmann
School of Humanities, History
Keele University
Newcastle-under-Lyme,
Staffordshire ST5 5BG

c.dieckmann@his.keele.ac.uk


Redaktion
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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