50 Jahre Umzug des MfS an den Moritzplatz in Magdeburg – Folter und Geständnisproduktion beim MfS und in der (deutsch) deutschen Geschichte

50 Jahre Umzug des MfS an den Moritzplatz in Magdeburg – Folter und Geständnisproduktion beim MfS und in der (deutsch) deutschen Geschichte

Veranstalter
Landesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR in Sachsen-Anhalt, Dokumentationszentrum des Bürgerkomitees Sachsen-Anhalt e. V., Gedenkstätte Moritzplatz Magdeburg in der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt. Unterstützt von der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Außenstelle Magdeburg. Gefördert von der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt.
Veranstaltungsort
Gedenkstätte Moritzplatz Magdeburg, Umfassungsstraße 76, 39124 Magdeburg
Ort
Magdeburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
30.05.2008 - 31.05.2008
Deadline
26.05.2008
Website
Von
Sascha Möbius

Am 18. Mai 2008 jährt sich die Einrichtung der Untersuchungshaftabteilungen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in der Haftanstalt am Moritzplatz in Magdeburg zum 50. Male. (Von 1950–1958 waren diese Abteilungen des MfS in der Vollzugsanstalt Magdeburg-Sudenburg untergebracht.) Mit dem Umzug wurde nun für mehr als 30 Jahre die Untersuchungshaftanstalt (UHA) des MfS am Moritzplatz zu einem Mittelpunkt politischer Verfolgung im Bezirk Magdeburg. Bis zur Auflösung der Staatssicherheit 1989/90 waren allein in dieser UHA des MfS mehr als 5.000 Menschen in Untersuchungshaft. Die Unschuldsvermutung galt ihnen gegenüber nicht, im Gegenteil sah sie das MfS als „Feinde“ an. Isolationshaft und Schlafentzug, sowie physische und / oder psychische Misshandlung bei den Verhören führten in der Regel dazu, dass das MfS die gewünschten Geständnisse erlangen konnte, die dann zu teils langjährigen Haftstrafen führten. Der Hintergrund waren fast immer „Delikte“, die in einem Rechtsstaat in den Bereich der freien Meinungsäußerung oder der Freizügigkeit fallen. Viele ehemalige Häftlinge leiden noch heute unter den Folgen dieser Geständnisproduktion.

Wir möchten auf der Tagung durch ausgewiesene Expertinnen und Experten die Erpressung von Geständnissen durch den Staatssicherheitsdienst der DDR in den Kontext der Geschichte der Folter im deutschen Sprachraum stellen lassen. Die seelische und körperliche Misshandlung von Häftlingen war vom Mittelalter bis in die Neuzeit Teil des Rechtssystems. Zugleich gab es zu allen Zeiten Widerstand gegen die Folter. In einer Podiumsdiskussion möchten wir gemeinsam mit Experten zu dieser Thematik über aktuelle Problematiken und die Bekämpfung der Folter ins Gespräch kommen. Weiterhin werden aktuelle Untersuchungen zur Folter im Nationalsozialismus und Stalinismus, zum Umgang der Bundesrepublik Deutschland mit politischer Verfolgung in der DDR sowie neue Forschungen zur Haftanstalt Moritzplatz in den historischen Rahmen der Auseinandersetzung gestellt.
Dabei werden sowohl die verschiedenen Funktionen der Folter als auch die Auswirkungen auf die Opfer sowie der Widerstand gegen die Folter im Mittelpunkt der Tagung stehen.

Teilnahmegebühr
Teilnahmegebühr: 20 € / 10 € ermäßigt (Ermäßigung für Schüler, Studierende, Rentnerinnen und Rentner sowie ehemalige politisch Verfolgte)
Die Teilnahmegebühr ist am Veranstaltungstag gegen Quittung in bar zu entrichten.

Hinweise der Veranstalter
Die Verpflegung während der Veranstaltung ist kostenlos. An- und Abfahrtskosten können von den Veranstaltern nicht erstattet werden. Übernachtungskosten können von den Veranstaltern nicht erstattet werden. Die Veranstalter sind aber gern bereit, bei der Suche nach einer geeigneten Übernachtung zu helfen.

Anerkennung als Lehrerfortbildung
Die Veranstaltung ist unter der Registriernummer WT 1/08 – 0636 als Lehrerfortbildungsveranstaltung weiterer Träger für Lehrkräfte vom Landesinstitut für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und Unterrichtsforschung LISA Halle (Saale) anerkannt.

Programm

Freitag, 30.05.2008

14:00 – 14:30 Uhr
Begrüßung
Gerhard Ruden, Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen Sachsen-Anhalt
Sascha Möbius, Leiter der Gedenkstätte Moritzplatz Magdeburg

Grußwort

Dr. Joachim Scherrieble, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt

14:30 – 15:30 Uhr
Einleitung: Menschenrechte gegen Folter – eine historische Auseinandersetzung und ihre Bedeutung für unsere Zeit
Prof. Dr. Thomas Großbölting, Berlin

15:30 – 16:30 Uhr
Geständnisproduktion und der Kampf gegen die Folter in der Frühen Neuzeit
Prof. Dr. Jutta Nowosadtko, Hamburg

16:30 – 17:00 Uhr
Kaffepause

17:00 – 18:00 Uhr
„... es wird so lange inquirirt und inhaftirt, bis der Inquirent seinen Willen hat“ – Die Untersuchung gegen die „Hauptteilnehmer“ an den Januarereignissen in Osterode und Göttingen von 1831: Geständnisproduktion im Vormärz
Dr. Jörg Lampe, Göttingen

18:00 – 19:00 Uhr
Abendessen

19:00 – 21:00 Uhr:
Podiumsdiskussion: Folter in der heutigen Welt
Prof. Dr. Karl-Peter Fritsche, UNESCO-Lehrstuhl für Menschenrechtserziehung, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [angefragt]
Dr. Hans-Joachim Heuer, Lehrbeauftragter der Universität Hannover
Dr. Christian Pross, Behandlungszentrum für Folteropfer, Berlin

Samstag, 31. 05. 2008

09:00 – 10:00 Uhr
„Gestapo-Folterkeller“? – Die Verhörpraxis bei den Staatspolizeistellen Magdeburg, Dessau und Halle
Dr. Alexander Sperk, Halle/Saale

10:00 – 11:00 Uhr
Realsozialistische Herrschaft, stalinistische Ideologie, Folter und Geständnisproduktion: Folter im Kampf für eine bessere Welt?
Sascha Möbius, Magdeburg

11:00 – 11:30 Uhr
Kaffeepause

11:30 – 12:30 Uhr
Politische Verfolgung in der DDR
Dr. Hans-Jürgen Grasemann, Braunschweig

12:30 – 13:30 Uhr
Mittagessen

13:30 – 14:30 Uhr
Neue Forschungen zur UHA des MfS am Moritzplatz in Magdeburg
Johannes Beleites, Berlin

14:30 – 15:00 Uhr
Abschlussdiskussion.

Kontakt

Gedenkstätte Moritzplatz Magdeburg

Umfassungsstraße 76, 39124 Magdeburg

0391 - 2445590
0391 - 2445599
Info-Moritzplatz@stgs.sachsen-anhalt.de