Im Treibhaus der Generationen

Im Treibhaus der Generationen

Veranstalter
Mülheimer Theatertage NRW "Stücke `08" Theaterbüro des Kulturbetriebes Akazienallee 61 45478 Mülheim an der Ruhr
Veranstaltungsort
Theater an der Ruhr
Ort
Mülheim an der Ruhr
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.05.2008 - 11.05.2008
Deadline
03.05.2008
Von
Alexander Pinto

Das Symposium „Im Treibhaus der Generationen“ thematisiert die unterschiedlichen dynamischen Faktoren, die bei der Abfolge der Geschlechter eine prägende Funktion ausüben. So geht mit der Veränderung der Arbeitswelt und der Familienstrukturen ein beispielloser demographischer Wandel einher, der neue Lebensmodelle und Arbeitsentwürfe erfordert, mit Konsequenzen für die gesamtgesellschaftlichen Ordnungsstrukturen. Wer aber den vertrauten Vorstellungshorizont von Generation, Alter und Arbeit gestaltend überwinden will, muss sich mit deren symbolischer Konstruktion im Kosmos der Kultur und des Sozialen und ihrer Geschichte auseinandersetzen.

Kosten:
Gesamtes Symposium (inkl. Kaffee und Imbiss) 20 Euro, erm. 12 Euro
Tageskarte (inkl. Kaffee und Imbiss) 10 Euro, ermäßigt 5 Euro

Programm

Freitag, 9. Mai 2008 um 18 Uhr:
Generation und Gerechtigkeit
Die Idee der Generationengerechtigkeit liefert einen der zentralen Begriffe, mit der Debatte um ein angemessenes Miteinander der verschiedenen Altersgruppen in der Gemeinschaft geführt wird. Die Schaffung vergleichbarer Chancen in der Abfolge der Geschlechter ist ein entscheidendes Zukunftsthema, daß ebenso der politischen Gestaltung bedarf wie der Kreativität bei der Konzeption des generationsübergreifenden Zusammenlebens. Angesprochen und debattiert werden aus der demographischen Entwicklung sich ergebenden Fragen nach neuen Lebensentwürfen und sinnstiftenden Modellen jenseits der tradierten Arbeitsgesellschaft.

Eröffnungsgespräch mit Armin Laschet (Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration NRW, Düsseldorf) und Prof. Dr. Wolfgang Engler (Soziologe, Berlin)

Samstag 10. Mai 2008 um 10 Uhr:
Das Glücksversprechen vom ewigen Frühling
Anhand der Dramen „Der Hofmeister“ (1774) von Jakob M. R. Lenz’ und Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“ (1891) werden paradigmatisch zwei Zäsuren in der Geschichte des Generationenbegriffs aufgezeigt. Auf die Kritik an der Institution des Vaters im Sturm und Drang erfolgt die Verklärung der Jugend, als dem eigentlichen Träger von Vitalität und Zukunft zu Beginn der Moderne. Durch die Verschiebung der paternalen Familienstrukturen entsteht mittels der Kategorie der Generation ein neues Muster der Identität. Zugleich lösen sie auch eine dynamische Bewegung der symbolischen Ordnung aus, deren Ausläufer bis in die postmoderne reichen. Basierend auf den Analysen Lacans, Foucaults und Derridas wird gefragt, ob der Begriff der Generationen in der Lager ist, die Heterogenität und Komplexität der neuen Erfahrungen mit der Tiefe der Erinnerung und Tradition zu verbinden .

Prof. Dr. Ursula Renner-Henke (Literaturwissenschaftlerin, Essen)
Prof. Dr. Heinrich Bosse (Literaturwissenschaftler, Bochum)
Prof. Dr. Stefan Winter (Philosoph, Berlin)

Samstag, 10. Mai 2008 um 11.30 Uhr:
Nimmersatte Götter oder das Gespenst des Vaters
Mit dem Ödipuskonflikt setzt Freuds Psychoanalyse den Generationskonflikt ins Zentrum unseres Seelenlebens. In dieser wissenschaftlichen Fortschreibung des Mythos muß der abendländische Mensch den Leidensweg des verfemten thebanischen Königssohnes Ödipus in den psychischen Regionen endlos wiederholen. Er steht damit noch immer im Bann der mythischen Ursprungsmacht, die Chronos, der Stammvater des olympischen Göttergeschlechts, begründete, als er seine eigenen Kinder fraß. Die Wiederkehr des antiken Mythos im Gewande einer maßgeblichen Theorie des 20. Jahrhunderts zeigt an, daß die Ablösung der Generationen in der Moderne zum schwer lösbaren Problem wird. Die Blockierung der Ablösung in der Abfolge der Geschlechter führt in einen kulturellen Entwurf, in der das Alter zunehmend verschwindet.

Prof. em. Dr. Rudolf Heinz (Philosoph und Psychoanalytiker, Düsseldorf)
Prof. Dr. Ulrike Hass (Theaterwissenschaftlerin, Bochum)
Prof. Micha Brumlik (Erziehungswissenschaftler, Frankfurt)

Samstag, 10. Mai 2008 um 14 Uhr:
Geschichte als Generationenkonflikt
1968 - das große Jahr der Rebellion liest sich im Nachhinein als einer der historisch folgenreichsten Generationenkonflikte der Geschichte. Mit seiner Hilfe wurden die westlichen Gesellschaften grundlegend modernisiert und die Voraussetzungen für die gegenwärtige Beschleunigung, Flexibilität und Verflüssigung der individuellen Biographien geschaffen. Der Gegenwart dagegen ist der Generationskonflikt fremd. Anhand der jüngsten Arbeiten des Filmregisseurs Andres Veiel fragt sich, ob der entschwundene Generationskonflikt in autoaggressives Verhalten umgeschlagen ist, und sich Gleichaltrige gegen Gleichaltrige wenden, weil ihnen die liquiden Strukturen der beschleunigten globalisierten Welt kaum faßbare Angriffsflächen bieten.

Andres Veiel (Regisseur und Autor, Berlin)
Michael Rutschky (Schriftsteller, Berlin)

Sonntag, 11. Mai 2008, 10 Uhr:
Der Generationsbegriff als Verbergungsstrategie
Das Panel geht der Frage nach, inwiefern der unscharfe und grobmaschige Generationenbegriff einen verhüllenden Kern besitzt. Hinter der eindeutigen Zuordnung durch die Anzahl der Lebensjahre warten ideologische Intentionen auf, wenn Menschen und Gruppen aufgrund eines biologisch und kalendarisch definierten Alters zur sozialen Einheit verschmolzen werden, denen zudem ein gemeinsames Interesse unterstellt wird. Der vaterlosen Konsensgesellschaft dient das Kollektivpronomen Generation Abgrenzungen quer durch die soziale Interessenlage zu ziehen und mit den sozialen Konflikten auch ihren repressiven Charakter zu verbergen.

Prof. Dr. Günter Roth (Soziologe, Düsseldorf)
Fabian Lettow (Theaterwissenschaftler und Dramaturg, Moers)

Sonntag, 11. Mai 2008 um 11.30 Uhr:
Leben und Wohnen im Alter
Der demografische Wandel unserer Gesellschaft fordert ein Umdenken in Fragen der Stadtentwicklung und –planung. Zunehmend gewinnen partner- und nachbarschaftliche Wohnmodelle an Attraktivität und intendieren neue Formen des Urbanen. Diskutiert wird ebenso die Frage, welche konkreten Auswirkungen der demografische Wandel auf stadtplanerische Entscheidungen hat, wie welche konkreten Erfahrungen mit alternativen Wohnmodellen im Alter existieren.

Prof. Ingrid Breckner (Stadtsoziologin, Hamburg)
Dr. Eva Schulze (Sozialwissenschaftlerin, Berlin)

Kontakt

Anmeldung per mail unter
pinto@stuecke.de

www.stuecke.de