Religion im öffentlichen Diskurs. Mediale und semantische Transformationen nach 1945

Religion im öffentlichen Diskurs. Mediale und semantische Transformationen nach 1945

Veranstalter
Prof. Dr. Frank Bösch (Gießen) und Prof. Dr. Lucian Hölscher (Bochum), in Verbindung mit der DFG-Forschergruppe „Transformation der Religion in der Moderne“
Veranstaltungsort
Institut für Soziale Bewegungen, Clemensstraße 17-19, 44789 Bochum
Ort
Bochum
Land
Deutschland
Vom - Bis
04.04.2008 - 05.04.2008
Deadline
28.03.2008
Von
Frank Bösch

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Kirchen und die Religion zunehmend von den Massenmedien und neuen Formen kirchlicher Öffentlichkeit geprägt und verändert. So sorgten die Medien für wirkungsmächtige Zuschreibungen darüber, was jeweils unter Kirche und Religion zu verstehen war. Sie deuteten religiöse Praktiken und Inhalte, sie eröffneten Imaginationsräume über kirchliche Institutionen und sie schufen Erwartungshaltungen gegenüber Reformen. Gleichzeitig entwickelten die Kirchen in dieser Phase selbst zunehmend neue Kommunikationsstrukturen. Kirchliche Akademien, Kirchentage, kirchliche Fernseh- und Rundfunksendungen und die kirchlichen Medienpolitiken waren Teil des beschleunigten Strukturwandels der kirchlichen und der allgemein gesellschaftlichen Öffentlichkeit, der seit den späten fünfziger Jahren eine besondere Dynamik entwickelte. Mit Hilfe dieser Foren kirchlicher Öffentlichkeit suchten die Kirchen nach dem Krieg nach neuen Wegen der Kommunikation mit der Gesellschaft.

Die Tagung untersucht diese institutionellen, kommunikativen und semantischen Veränderungen und ihre Auswirkungen auf Kirche und Religion seit 1945. Die „langen“ sechziger Jahre (1958-1973) bilden einen gewissen Schwerpunkt, da es in dieser Zeit zu einer besonders intensiven öffentlichen Auseinandersetzung über Kirche und Religion kam. Dabei werden vergleichend die Deutungsmuster analysiert, die von und über die beiden bundesdeutschen Großkirchen öffentlich aufgebracht wurden. Ebenso wird nach Interaktionen zwischen der medialen „Fremddarstellung“ und der kirchlichen „Selbstdarstellung“ gefragt. Zu prüfen ist zum einen, wie weltliche Medien und die neuen institutionellen Formen kirchlicher Öffentlichkeit das kirchliche Erscheinungsbild veränderten, zum anderen, inwieweit sich die Kirchen der Massenmedien bedienten, deren Inhalte mitbestimmten oder in einen Dialog mit der Öffentlichkeit traten. Die oft konstatierte Transformation von Kirche und Religion wird folglich nicht allein als das Ergebnis sozialer Wandlungsprozesse betrachtet, sondern auch als das Resultat veränderter Kommunikationsformen, die andere Semantiken hervorbrachten.

Programm

Freitag, 4. April 2008

10:00 Uhr
Klaus Tenfelde (Bochum): Begrüßung

Frank Bösch / Lucian Hölscher (Bochum): Einführung

10.30-12.30 Uhr
Sektion 1: Semantiken kirchlicher Medien

Sven Daniel Gettys (Bochum)
Die Diskussion um Gestalt und Zukunft der Kirche.
Kirchliche Zeitschriften als Forum innerkirchlicher Identitätssuche

Franziska Metzger (Fribourg):
Katholische Kirche und öffentliche Kommunikation in der Schweiz: Transformationen von Semantiken und Kommunikationsformen

Kommentar: Hartmut Lehmann (Göttingen)

12.30-14.00 Uhr Mittag (Buffet im ISB)

14.00-16.00 Uhr
Sektion 2: Mediale Interaktionen zwischen Kirche und Welt

Uta Balbier (Washington)
Billy Grahams Crusades der 1950er Jahre.
Evangelikale Glaubenswelten zwischen Medialisierung und Populärkultur

Nicolai Hannig (Gießen)
Mediale Kontroversen über Kirche und Religion in der Bundesrepublik

Kommentar: Hubert Knoblauch (TU Berlin)

16.00- 16.30 Kaffeepause
16.30-18.30 Uhr
Sektion 3: Visuelle Entwürfe von Kirche und Religion

Benjamin Städter (Gießen):
Visuelle Repräsentationen von Kirche und Religion seit 1945

Reinhold Zwick (Münster):
Die Transformation religiöser Vorstellungen im Kino der langen sechziger Jahre

Jürgen Kniep (Freiburg)
Von den „unblutigen Märtyrern unserer Zeit“.
Die Kirchen und die Filmzensur in Deutschland, 1949-1990

Kommentar: Karl Gabriel (Münster)

19.30 Abendessen

Samstag 5. April 2008

9.00-10:45 Uhr
Sektion 4: Semantische und diskursive Verschiebungen in der Selbstbeschreibung kirchlicher Akademien

Thomas Mittmann (Bochum):
Transformationen kirchlicher Selbstentwürfe in der Bundesrepublik am Beispiel evangelischer und katholischer Akademien

Susanne Böhm (Erfurt):
Selbstverständnis und Selbstdarstellungen der Akademien in der DDR

Kommentar: Siegfried Weichlein (Fribourg)

10:45-11:15 Uhr Kaffeepause

11:15-12:30
Sektion 5: Die Gestalt der Kirche

Jan Hermelink (Göttingen)
Selbststeuerung der Kirche durch Programmschriften

Lucian Hölscher (Bochum)
Kirche und Statistik. Zum semantischen Wandel kirchlicher Selbst- und Fremdbeschreibungen

12.30-13:00 Frank Bösch (Gießen): Schlusskommentar und Abschlussdiskussion

Kontakt

Prof. Dr. Frank Bösch
Historisches Institut
Otto-Behaghel-Str. 10 E
35394 Gießen
Tel. 0641-9928-300, Sekr. -301.
E-Mail: <Frank.Boesch@geschichte.uni-giessen.de>

http://www.uni-giessen.de/geschichte/home/profil-fboesch.php
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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