Die jüdische Geschichte der ehemaligen deutschen Ostprovinzen und die Lebensleistungen ihrer früheren jüdischen Bewohner sind heute nur in wenigen Punkten bekannt. Keine Forschungsstruktur widmet sich ausdrücklich diesen Aspekten.
Die Erinnerung an die Juden in Schlesien, Ost- und Westpreußen - sowohl in den grossen Gemeinden, wie auch an kleinen Orten - und an ihre Unterdrückung und Vernichtung durch das NS-Regime war in Deutschland während des Kalten Kriegs nahezu abgebrochen. An die deutschjüdische Geschichte und die Repressionspolitik des NS-Regimes zu erinnern, erschien damals nicht opportun. In Polen, Litauen und dem Kaliningrader Gebiet wurde die jüdische Geschichte der ehemals deutschen Provinzen dagegen als Teil der deutschen Tradition gesehen. Das erklärt, warum die Nachfahren der jüdischen Einwohnerschaft Schlesiens, Ost- und Westpreußens, die heute verstreut über die ganze Erde leben, auf der Suche nach den Spuren ihrer Vorfahren nur wenig neue Literatur zu diesem Thema finden können.
Mit Zeitzeugen und Wissenschaftlern aus Kaliningrad, Polen, Israel und Deutschland wollen wir Aspekte der jüdischen Lebenswelten in Schlesien, Westpreußen, Masuren, Preußisch Litauen und Königsberg erörtern - von der jüdischen Einwanderung über die Alltagskultur und das Gemeindeleben bis zum Holocaust. Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch.
Das Seminar wird aus zwei Teilen bestehen: Am ersten Tag stehen Fragen nach der Geschichte der jüdischen Minderheit im 19. und 20. Jahrhundert in Schlesien, Ost- und Westpreußen im Mittelpunkt. Sowohl sozial, lokal-, gemeinde- wie auch familiengeschichtliche Darstellungen können dazu beitragen, Lücken in der Historiographie zu schließen. Darüber hinaus wird es ein Panel zur rekonstruierten Geschichte geben, in dem jüdische Zeitzeugen der zweiten bzw. dritten Generation über ihre Forschungen zu den Lebenswelten ihrer Eltern und Großeltern berichten. Am zweiten Tag wird gemeinsam mit Teilnehmern aus Polen und Kaliningrad erörtert, welche Ansätze und Möglichkeiten existieren, die Erinnerung an die ehemaligen jüdischen Bewohner zu dokumentieren und zu bewahren.
Dr. Christian Pletzing
Akademieleiter der Academia Baltica
Dr. Ruth Leiserowitz
Juden in Ostpreußen e.V.
Das Seminar findet statt in der Europäischen Akademie in Berlin Grunewald, Bismarckallee 46/48 (www.eab-berlin.de)
Der Beitrag für die Teilnahme beträgt 203 EUR. Der Zuschlag für ein Einzelzimmer beträgt 30 EUR. Im Preis enthalten sind die Kosten für Unterkunft und Verpflegung (je 2x Frühstück, Mittag-u. Abendessen, 5 Kaffeepausen, Mineralwasser) und das Programm. Gäste ohne Übernachtung zahlen 95 EUR, Hörer ohne Übernachtung und Verpflegung zahlen 25 EUR, Studenten unter Vorlage des Studentenausweises 7,50 EUR. Anmeldeschluß ist der 25.8.2007. Mit der Bestätigung erhalten Sie weitere Informationen zur Anreise und Unterbringung. Bitte zahlen Sie Ihren Teilnehmerbeitrag bar bei der Anreise. Erfolgt eine Abmeldung später als vier Tage vor Beginn der Tagung oder erscheint der Teilnehmer nicht, müssen wir dem
Teilnehmer den Tagungsbeitrag berechnen.