Der Sitz der Technik im Leben. II. Kongress Kulturwissenschaftliche Technikforschung

Der Sitz der Technik im Leben. II. Kongress Kulturwissenschaftliche Technikforschung

Veranstalter
‚Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung’ am Institut für Volkskunde der Universität Hamburg
Veranstaltungsort
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.06.2007 - 03.06.2007
Von
Schönberger, Klaus

Der Sitz der Technik im Leben
II. Kongress Kulturwissenschaftliche Technikforschung in Hamburg stellt Fragen an den Alltag im Zuge von Technisierung und Technizität

Wie greift das Babyphon in das alltägliche Familienleben ein? Wie beeinflusst die Kommunikation im Internet das Begehren und die Intimität? Ermöglichen Gebrauchsanleitungen für technische Geräte heutzutage eine gelingende Kommunikation? Wie wird auf dem Dorf über Windkraftanlagen gesprochen? Sind Strahlen böse? Wie lassen sich alltägliche Erfahrungen des Umgangs mit Technik museal ausstellen? Wie äußert sich sozialer Protest im Stadtraum und im Internet? Was sind die elektronischen Geräte der „Urbanen Nomaden“ heute? Wie verhalten sich Bewegung und Rührung bei musikspielenden Frauenautomaten im späten 18. Jahrhundert und die „Kultur der Empfindsamkeit“?

Um solche und ähnliche Fragen geht es beim zweiten internationalen „Kongress Kulturwissenschaftliche Technikforschung“ in Hamburg. Vom 1. bis 3. Juni referieren 45 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über den aktuellen Stand der Forschung.

Vertreten sind unterschiedlichste Fachrichtungen wie Volkskunde, Geschichte, Ethnologie, Sprach- und Literaturwissenschaften, Soziologie, Informatik, Philosophie, Technikfolgenabschätzung, Medizin, Medien- und Ingenieurswissenschaften. Darunter finden sich international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (Hermann Bausinger, Tübingen; Charles Ess, Drury University, David Gugerli, ETH Zürich, Jan Stamman, Den Haag; Sabine Maasen, Basel). Die Forscherinnen und Forscher eint vor allem eins: Sie fragen nach dem Sitz der Technik im Leben des Menschen. Sie untersuchen, wie der Mensch zur Technik und die Technik zum Menschen kommen. Sie schauen sich an, was der Mensch mit Technik und die Technik mit dem Menschen machen.

Auch der zweite Kongress ist in seiner Interdisziplinarität bisher einzigartig. Er widmet sich einem breiten Zugang zur Technik im Alltag. Beleuchtet wird Technik als Bestandteil biographischer Erfahrungen, aber auch die gesellschaftliche, soziale Verhandlung von Technik und Technikentwicklung. Nicht nur das Sprechen über Technik, sondern auch das Verhältnis von Sprache und Technik wie mediale Praxen selbst werden thematisiert. Auch wird der Darstellung und Darstellbarkeit von Technik wie den Wahrnehmungs- und Erfahrungsräumen von Technik nachgegangen. Ferner wird auf die Mensch-Technik-Interaktion reflektiert, sowie technische Denkstile und Selbsttechnologien erörtert werden.

Die Technisierung und Technizität des Alltags wird in historischer Perspektive auf den technik-kulturellen Wandel in der Moderne in den Blick genommen, aber auch erfahrungsgeschichtliche Zugänge zur Technik sowie ethnographische Annäherungen zu Technik und Alltag kommen zum Zuge.

Dem „Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung“ gehören 15 Mitglieder der Universität Hamburg und anderer Universitäten an. Es versteht sich vor allem als Netzwerk: Die Mitglieder treffen sich zum Austausch, informieren auf ihrer Webseite <www.rrz.uni-hamburg.de/technik-kultur> über aktuelle Veröffentlichungen und regen´durch ihr Weblog <http://technikforschung.twoday.net/> die Diskussion über Technikforschung an. Das Kolleg ist Ansprechpartner für Medien, Museen und Schulen. Es stellt außerdem seine Forschungsergebnisse Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung. Finanziert wird das Kolleg aus Mitteln des hoch dotierten Gottfried Wilhelm-Leibniz-Preises, den Prof. Dr. Thomas Hengartner 2002 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erhielt.

Programm

Freitag, 1. Juni 2007

14.00-15.00
BEGRÜSSUNG
Thomas Hengartner (Institut für Volkskunde, Hamburg) u.a.;
anschließend Grußworte

15.00-16.00
ERÖFFNUNGSVORTRAG
David Gugerli (ETH Zürich): Flexibles Kombinieren. Datenbankkultur und Autonomie der Deutung

16.00-16.30
Pause

16.30-18.00
SEKTION I: HISTORISCHE ZUGÄNGE ZUR TECHNIK
Adelheid Voskuhl (Harvard University): Bewegung und Rührung: musikspielende Frauenautomaten und die Kultur der »Empfindsamkeit« im späten 18. Jahrhundert in Deutschland
Rupert Gaderer (Intern. Forschungsstelle für Kulturwissenschaften, Wien): Elektrizität. Poetisierte Naturwissenschaft um 1800
Natascha Adamowsky (Kulturwissenschaftliches Seminar, HU Berlin): Tauchen mit der Kamera: Zur Geschichte technik-kultureller Vermittlung mariner Erfahrungswelten

16.30-18.00
SEKTION II: TECHNISIERUNG DES ALLTAGS (AFRIKA - EUROPA)
Tilo Grätz (Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Hamburg): Medienpluralismus und Medienaneignung in Benin
Hans P. Hahn (Universität Bayreuth): Die Domestikation des Mobiltelefons in Afrika. Globale Erwartungen und lokale Realitäen in Burkina Faso
Heike Weber (TU Darmstadt): »Urbane Nomaden« und ihre Geräte: Zur gesellschaftlichen Aushandlung von tragbarer Konsumelektronik im 20. Jahrhundert

18.00-18.30
Pause

18.30-20.30
GENERATIONENGESPRÄCH
Hermann Bausinger (Tübingen)
Thomas Hengartner (Hamburg)

Sonnabend, 2. Juni 2007

9.00-9.45
PLENARVORTRAG
Michael Friedrich, Jörg B. Quenzer (Asien-Afrika-Institut, Hamburg): Mediendifferenz in Ostasien: Manuskript und Blcokdruck

10.00-11.30
SEKTION III: TECHNIK UND WANDEL
Ulrich Dienhart (Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Hamburg): Kultur des Wandels
Kijan Espahangizi (ETH Zürich): Röhrennostalgie. Erinnerungskulturen der Technik
Jutta Weber (TU Hamburg-Harburg): Glanz und Patina: Zur Materialästhetik von Technik im 20. Jahrhundert

10.00-11.30
SEKTION IV: SPRACHE UND TECHNIK
Christine Oldörp (Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Hamburg): »Läuft das Ding schon?» - Zur heuristischen Frage nach der gesprächsbildenden "Kraft" der Tonaufnahmetechnik im qualitativen Interview
Jürg Niederhauser (Bern): »Schalter A auf Position 1 stellen« - Ein linguistischer Blick auf die Textsorte Gebrauchsanleitung
Eva L. Wyss (Univ. Zürich): Kommunikation, Zeit und Berührung Diskursivierung von Begehren und Intimität in neuen Technologien

11.30-12.00
Pause 12.00-12.45
PLENARVORTRAG
Jan Stamman (Rathenau-Institut, Den Haag): Titel noch offen

13.00-14.30
Pause

14.30-15.15
PLENARVORTRAG
Charles Ess (Drury University / Norwegian University of Science and Technology): »Culture« and Gewöhnung: Global Perspectives on Computer-Mediated Communication

15.30-17.00
SEKTION V: MENSCH-TECHNIK-INTERAKTION
Andrea Mihm (Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Hamburg): Das Babyphon. Eine kulturwissenschaftliche Annäherung an einen familiären Alltagsgegenstand
Jane Redlin (Museum EuropŠischer Kulturen, Berlin): Im(mobilität) und neue Raumnahmen mit Kindern
Jutta Weber (Universität Duisburg-Essen): Caring als technische Praxis und die Camouflage des Technischen. Technisch-materiale und epistemologische Praxen in der Robotik (Werkstattbericht)

15.30-17.00
SEKTION VI: DISKURSIVIERUNG VON TECHNIK AM BEISPIEL VON ARCHITEKTUR UND LANDSCHAFT
Michael Guggenheim (Univ. Zürich): Was Gebäude (nicht) tun (sollen). Zum Status der Technizität von Gebäuden zwischen Kulturwissenschaft und Architekturtheorie
Gerrit Herlyn (Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Hamburg): Dörfliches Sprechen Ÿber Windkraftanlagen. Zur kommunikativen Verhandlung neuer Technik
Guido Fackler (Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Hamburg): Anspruch und Wirklichkeit technischer Gro§projekte am Beispiel der Kanalverbindungen zwischen Main und Donau (Werkstattbericht)

17.00-17.30
Pause

17.30-19.30
SEKTION VII: SOZIALE VERHANDLUNGEN VON TECHNIK UND MEDIZIN
Nevim Cil, Maren Klotz (Inst. f. Europ. Ethnologie, HU Berlin): Verwandtschaftskulturen in der reproduktionstechnologischen Alltagspraxis Türkei - Deutschland
Alexander Görsdorf (Univ. Bielefeld): Interaktionen unter Anwesenden in einer Bürgerkonferenz. Vom Sprechen über Technik zur demokratischen Technikbewertung?
Constantin Canavas (Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg): Laien und »Non-Users« in Aktion. Ansätze für eine kulturell induzierte Technikbewertung
Lutz S. Freudenberg (Univ. Essen): »Strahlen sind böse!« Subjektive Konzepte von RadioaktivitŠt (Werkstattbericht)

17.30-19.30
SEKTION VIII: PROGRAMME, TECHNISCHE DENKSTILE UND SELBSTTECHNOLOGIEN
Edouard J. Simon, Joao Porto (Univ. Hamburg): Informatik zwischen Konstruktion und Reflexion: Auf dem Weg zu einem interdisziplinären Verständnis soziotechnischer Wechselwirkungen
Catarina Caetano da Rosa (RWTH Aachen): Denkstile der Robotik
Thomas Waitz (Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg »Medien und kulturelle Kommunikation«, Köln): Getting Things Done: Medien, Technik, Selbsttechnologie
Bernhard Rieder (Laboratoire Paragraphe, Univ. Paris): Teilhaben am Objekt. Adaptierbarkeit als Knotenpunkt von Technik und Kultur

Sonntag, 3. Juni 2007

9.00-9.45
PLENARVORTRAG
Margarete Jarchow (TU Hamburg-Harburg): Titel noch offen

10.00-11.30
SEKTION IX: DARSTELLUNG UND DARSTELLBARKEIT VON TECHNIK
Susanne Blumesberger (Wien): Die Funktionalisierung von Technikdarstellungen im Kinderbuch. Am Beispiel von »Die wirklichen Wunder des Basilius Knox« von Anna Maria Jokl (1937)
Katrin Petersen (Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Hamburg): Gegenwart und Zukunft der Kommunikation ausstellen? Zur musealen Darstellbarkeit alltäglicher Erfahrungen des Umgangs mit Technik (Werkstattbericht)
Julie Woletz (Frankfurt a.M.): Inszenierung von Alltag in Internet-Videos

10.00-11.30
SEKTION X: MEDIALE PRAXEN Ð INTERNET
Anneke Wolf (Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Hamburg): Schreiben on- und offline. Weblogs und Tagebücher
Kerstin Paulsen (Hamburg): Alltagssprache und Kommunikation im Internet
Marion Hamm (Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Hamburg): Euromayday: Mediatisierung von Protest im städtischen Raum und im Internet

11.30-12.30
Pause

12.30-13.30 SEKTION XI: GESELLSCHAFTLICHE VERHANDLUNG VON TECHNIK
Theo Röhle (Univ. Hamburg): Auf der Suche nach dem Kunden. Suchmaschinen zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und wirtschaftlichem Kalkül
Frank Kleemann, Ingo Matuschek (TU Chemnitz): »'n kleinen Moment bitte« - Zum Umgang mit Technik in informatisierter Kommunikationsarbeit

12.30-14.00
SEKTION XII: WAHRNEHMUNGS- UND ERFAHRUNGSRÄUME VON TECHNIK AM BEISPIEL AUTO
Uta Rosenfeld, Rafael Nowrotek (Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Hamburg): Töne und Klänge im, um und über das Auto. Akustische ReprŠsentationsformen von Technik-Er-fahrungen
Luminita Gatejel (FU Berlin): Nachholen - Überholen. Auto und Sozialismus in der Sowjetunion und Rumänien

14.00-15.00
ABSCHLUSSVORTRAG
Sabine Maasen (Univ. Basel): Metaphor or More? Die »Technologien« des Regierens in den Governmentality Studies

Kontakt

Anmeldung:
WWW: http://www1.uni-hamburg.de/technik-kultur//kongress2007/anmeldung.html
e-Mail: kolleg.technikforschung[at] uni-hamburg[dot]de

Kontakt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Klaus Schönberger
e-Mail: klaus.schoenberger[at]uni-hamburg[dot]de
Tel. 040 / 42838 –7248
Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung

www.rrz.uni-hamburg.de/technik-kultur
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