Szenische Erinnerung der Shoah. Blickrichtungen, Dissoziation, Reflexion

Szenische Erinnerung der Shoah. Blickrichtungen, Dissoziation, Reflexion

Veranstalter
Sigmund-Freud-Institut Frankfurt am Main (SFI), Transdisziplinäre Arbeitsgruppen im Sigmund-Freud-Institut zu Antisemitismus, Trauma, Tradierung, Identität. Ansprechpartner: Dr. Kurt Grünberg und Dr. Lena Inowlocki
Veranstaltungsort
Johann Wolfgang Goethe-Universität
Ort
Frankfurt am Main
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.11.2007 - 17.11.2007
Deadline
25.05.2007
Von
Füller, Henning

Das Konzept der "szenischen Erinnerung", das sich insbesondere auf die Arbeiten von Hermann Argelander zur "Szene" im psychoanalytischen Erstinterview wie von Alfred Lorenzer zum "szenischen Verstehen" bezieht, ermöglicht ein Erkunden latenter Bedeutungen von Erinnerungsarbeit in doppelter Hinsicht: Menschen verdichten in "Szenen", die sie erinnern, komplexe und oftmals belastende Erfahrungen in sehr prägnanter Form. Überlebende der Shoah vermitteln sie uns auf eine besondere Weise – auch nonverbal, "wohin die Sprache nicht reicht" (Hans Keilson). Zugleich konstellieren sich in der Darstellung dieser Vermittlungsversuche ebenfalls unbewußte "Szenen", in denen individuelle wie kollektive Erinnerungsprozesse psychodynamisch eindrucksvoll verdichtet sind. In unterschiedlichen gesellschaftlichen Zusammenhängen bilden Erfahrung, Erinnerung und Bedeutung der Shoah Schnittlinien von Kontroversen und von Positionierungen (mit "Positionierungen" ist u. a. die Bedeutung der Kategorien gender/“race“/class gemeint). Zugehörigkeiten zu Mehrheiten und zu Minderheiten innerhalb der deutschen Bevölkerung können sich ebenso auf die jeweiligen Blickrichtungen auswirken, wie Überzeugungen über Einwanderung und soziale Integration explizit oder implizit Bezug auf die Shoah nehmen. Auch im Hinblick auf die jüdisch-israelische Gesellschaft und den israelisch-palästinensischen Konflikt ist die Erinnerung der Shoah aus den jeweiligen Perspektiven von spezifischer Bedeutung. Der Nahost-Konflikt kann im hiesigen deutschen Diskurs "eingesetzt" werden, um latente Bedeutungen der eigenen Geschichte einzubringen. Die Analyse solcher Diskurse stellt für unterschiedliche Wissenschaftsdisziplinen eine große Herausforderung dar.

Auf der transdisziplinär ausgerichteten Tagung soll erkundet werden, wie sich der jeweilige Bezug auf die Shoah in spezifischen Kontexten gestaltet, welche Formen der Transmission und der Tradierung eine Rolle dabei spielen und wie es zu kollektiven Identitäten bzw. Gruppennormen in verschiedenen Generationen kommen kann. Wie kommt Dissoziation zum Ausdruck? Welche Möglichkeitsräume gibt es für Reflexion?

Einen Rahmen erhält die Tagung durch Vorträge von Prof. Dr. Dan Bar-On, Prof. Dr. Christina von Braun, Prof. Dr. Micha Brumlik und Prof. Dr. Viola Georgi. Im Mittelpunkt stehen aktuelle Forschungsarbeiten, die generell in Form von Vorträgen, gerne aber auch in unkonventionellen Formen (beispielsweise Impulsreferat plus Workshop) vorgestellt und diskutiert werden können.

Wir bitten um Einreichung von Abstracts (mit maximal 500 Worten) für Beiträge zu den folgenden Themenbereichen:

1. Intergenerationale Tradierung des Traumas der nationalsozialistischen Judenvernichtung auf seiten der Opfer-Familien in der Bundesrepublik Deutschland

2. Intergenerationale Weitergabe von NS-Täterschaft, NS-Mitläufertum und Antisemitismus in Familien sowie in anderen Institutionen und Öffentlichkeiten der deutschen Gesellschaft

3. Bedeutung unterschiedlicher Blickrichtungen und Positionierungen im Hinblick auf die Erinnerung der Shoah in heterogenen Bevölkerungsgruppen (Deutsche vs. MigrantInnen; jüdische vs. nichtjüdische Deutsche; JüdInnen vs. sogenannte "Halb-JüdInnen"; Israelis vs. russische JüdInnen in der Bundesrepublik Deutschland, usw.); Bezugnahmen auf die Shoah in Verbindung mit Aussagen über den israelisch-palästinensischen Konflikt in Nachrichtenmedien, durch publizistische Interventionen oder in Bildungsinstitutionen, beispielsweise von Lehrenden, Studierenden, LehrerInnen und SchülerInnen.

Wir bitten um Zusendung von Beitragsangeboten bis zum 25.05. an Dr. Kurt Grünberg (sfi-k.gruenberg@t-online.de)

Vorträge auf der Tagung sollen die Länge von etwa 25 Minuten nicht überschreiten und auf Präsentationen in Arbeitsgruppen ausgerichtet sein.

Programm

Kontakt

Dr. Kurt Grünberg
Sigmund-Freud-Institut Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 971204 122
E-Mail: sfi-k.gruenberg@t-online.de

Dr. Lena Inowlocki
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
E-Mail: inowlocki@soz.uni-frankfurt.de

http://www.sfi-frankfurt.de/Pages/People/Gruenberg.html
Redaktion
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Deutsch
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