Politik der Grenze

Politik der Grenze

Veranstalter
Tagung der DGS-Sektion Politische Soziologie, organisiert von Prof. Dr. Helmuth Berking, TU Darmstadt, und Dr. Jochen Roose, FU Berlin
Veranstaltungsort
TU Darmstadt, Institut für Soziologie, Residenzschloss, Raum S3 13/56
Ort
Darmstadt
Land
Deutschland
Vom - Bis
11.05.2007 - 12.05.2007
Von
Frank, Sybille

Die vielfältigen Versuche einer raumtheoretisch motivierten Reformulierung soziologischer Grundbegriffe und Analysekonzepte gehören zweifellos zu den markantesten Herausforderungen gegenwärtiger Theoriedebatten. Was sich zunächst in der globalisierungsspezifischen Kritik an der Containertheorie des Raumes artikulierte, hat sich längst zu einer Art „spatial turn“ und damit zu einer Problemorientierung verdichtet, für die die sozialräumlichen Modi der Vergesellschaftung ins Zentrum der analytischen Aufmerksamkeit gerückt sind. Die Frage nach den sozialräumlichen Formen der Vergesellschaftung verweist auf die raum- und ordnungsstrukturierende Leistung der „Grenze“. Grenzen ermöglichen erst die Konstruktion von Räumen und ihre Verstetigung. Räume aber sind nichts Fixiertes, sie werden erzeugt und mit Bedeutung versehen, die ihrerseits Bedeutungen – in Gestalt von Identitäten, Wissen, Macht und Ordnungsvorstellungen – unter dem Signum der Territorialität evozieren.

Es ist kein Zufall, dass das klassische Paradigma der „border studies“ lange Zeit die nationalstaatlich organisierte Gesellschaft und ihr Grenzregime waren. Erst die im Zeichen der Globalisierung geführten Debatten mit ihren Konzeptmetaphern vom „Ende des Nationalstaates“, vom Ende von „Territorialität“ und „Verräumlichung“ haben diese Engführung zwischen Grenze und Territorialstaat fragwürdig werden lassen. In dem Maße aber, in dem sich das Erkenntnisinteresse von der Ontologie zur Epistemologie der „Grenze“ hin verschiebt, erweitert sich auch die Problematik der Grenze. Nicht nur Staaten, sondern Regionen, Städte, soziale Milieus, kurz: alle territorialen Vergesellschaftungsformen geraten nun in ihrer je spezifischen Grenzleistung in den Blick.

Die Tagung „Politik der Grenze“ will diese unterschiedlichen Prozesse von Grenzziehung, Grenzbewahrung und Grenzauflösung aufnehmen. Wir wollen fragen, wie sich Grenzen verändern und welche Rolle dabei Politik im Sinne von strategischem Agieren spielt. Verfangen politische Strategien der Grenzauflösung? Wie werden neue kulturelle oder religiöse Grenzziehungen propagiert und durchgesetzt? Wie arbeitet die Politik an einer Grenzerhaltung angesichts der Globalisierung? Wo beobachten wir Prozesse der Grenzverschiebung und wie wird mit diesen Verschiebungen umgegangen?

Die Tagung will die Politik und die Politisierung der Grenze aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln aufnehmen und Gemeinsamkeiten im Umgang mit Grenzen herausarbeiten. Sie möchte einen Beitrag zu dieser Perspektiverweiterung der Grenzforschung leisten. Unter dem Stichwort „Von der Grenze her denken“ werden theoretische und historische Beiträge zur Soziologie der Grenze, geopolitische Analysen zum border shifting (Europäisierung/Transnationalisierung) sowie empirische Studien und ethnographische Berichte über die (Alltags-)Politik der Grenze sozialer Gruppen vorgestellt und diskutiert.

Um Voranmeldung wird gebeten. Die Teilnahme an der Tagung ist kostenfrei.

Programm

Freitag, 11. Mai 2007

I. Grenzräume: Theoretische Interventionen

14:00 – 14:15
Begrüßung und Einleitung
Helmuth Berking

14:20 – 15:00
Gerhard Held
Räumliche Grenzen der Hoheit – Ein konstitutiver Mechanismus moderner Politik

15:00 – 15:40
Markus Schroer
Grenzen der Entgrenzung

15:45 – 16:25
Manuela Boatca
Grenzsetzende Macht. Geopolitische Strategien europäischer Identitätsbildung

16:25 – 17:00
Kaffeepause

II. Grenzgeschichten

17:00 – 17:40
Jakob Rösel
Das Spanien der Reconquista: Ein neues Herrschaftsgebiet als Resultat einer umkämpften und expandierenden Grenze

17:45 – 18:25
Gerhard Panzer
Tor und Grenze. Genese und Dynamiken sozialer, materialer und symbolischer Räume.

19:00
Abendessen

Samstag, 12. Mai 2007

III. Grenzprojekte

09:30 – 10:10
Monika Eigmüller/Georg Vobruba
EU-Außengrenzen als smart borders

10:15 – 10:55
Jochen Roose
Die politische Aufhebbarkeit von Grenzen

11:00 – 11:15
Kaffeepause

IV. Grenzziehungen

11:15 – 11:55
Ingrid Jungwirth
Politik an der Grenze: Zur Europäisierung von Arbeit und Geschlecht

12:00 – 12:40
Claudia Ritter
Strategien der Grenzziehung in der politischen Gemeinschaftsbildung jenseits von Nationalstaaten

Mittagessen

V. Grenzkontrollen

14:00 – 14:40
Stefan Kaufmann
Technik als Politik: Zur Transformation in europäischen Grenzregimes.

14:45 – 15:25
Steffen Mau
Staatlichkeit, Territorialgrenzen und Personenmobilität

15:30 – 16:10
Jens Luedtke
Entgrenzte Verunsicherung? Innere Sicherheit bei transnationaler Kriminalität

Kontakt

Heike Kollross

Institut für Soziologie, TU Darmstadt
Residenzschloss, 64283 Darmstadt
06151/16-4615
06151/16-6514
kollross@ifs.tu-darmstadt.de

http://www.raumsoziologie.de
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung