„Visibilität des Unsichtbaren“

„Visibilität des Unsichtbaren“

Veranstalter
Historisches Seminar, Basel (Lucas Burkart, Anja Lutz, Gunnar Mikosch)
Veranstaltungsort
Kollegiengebäude
Ort
Basel
Land
Switzerland
Vom - Bis
08.03.2007 - 09.03.2007
Website
Von
Anja Lutz

Macht- und Herrschaftsansprüche sowie Vorstellungen müssen kommuniziert werden, sollen sie nicht abstrakt
und für die Adressaten unsichtbar bleiben. Sie bedürfen eines Mediums, das den Geltungsanspruch
wahrnehmbar und verstehbar, „visibel“ macht.
Die Beiträge des Workshops „Visibilität des Unsichtbaren“ werden die Strategien und Reichweiten
des Sichtbarmachens von Macht und Herrschaft in der visuellen Kultur des Mittelalters thematisieren und somit
dem auffallend häufigen Zusammenhang von „Visibilität“ und „Visualisierung“ nachgehen.
Neben dem Medium der Schrift rücken visuelle Medien in der kulturwissenschaftliche Analyse von
Machtverhältnissen und ihrer Legitimation immer stärker in das Zentrum der Untersuchungen. Der von uns zu
Grunde gelegte Bildbegriff wird weit gefasst und es werden sowohl Formen gegenständlicher Sichtbarkeit
(Kunstobjekte und Gebrauchsgegenstände) einbezogen als auch andere Formen der Visualisierung
(Ekphrasis).
Worin liegt aber der mediale Unterschied in der Behauptung und Durchsetzung von Macht- und
Herrschaftsverhältnissen zwischen den Medien des Textes und des Bildes? Vor allem in vormodernen
Gesellschaften strukturiert das Sichtbare den öffentlichen und kommunikativen Raum viel stärker als das
Schriftliche, das zunächst den kulturellen Akt des Lesens bedarf, um angeeignet und durchgesetzt werden zu
können. Das Sichtbare scheint einen höheren Grad an Öffentlichkeit zu erreichen als das Textliche, schliesslich
kann es voraussetzungslos von allen potentiell wahrgenommen werden. Nicht zuletzt die Forschungen zu Ritual
und Symbolik politischer Herrschaft haben den Zwang zur Öffentlichkeit auch für vormoderne Gesellschaften
aufgezeigt. Doch reicht der Ordnungscharakter des Sichtbaren über den Raum politischer Herrschaft hinaus bis
hinein in die sozialen Räume. So können etwa komplexe theologische Doktrine im Medium des Bildes
vereinfacht veranschaulicht werden, weshalb die Bilder nicht nur politischer Herrschaft dienen, sondern auch
Machtansprüchen auf anderen gesellschaftlichen Feldern. Den Bildern scheint eine unmittelbare Eindeutigkeit
eigen zu sein, die sie für die Durchsetzung von Geltungsansprüchen geradezu prädestinieren.
Und dennoch wird diese Eindeutigkeit immer wieder unterlaufen. Sehen umfasst nicht nur die Fähigkeit zur
sinnlichen Wahrnehmung, sondern bedarf zugleich eines hermeneutischen Prozesses, damit das Gezeigte
auch als das Gezeigte gesehen wird. Sehen wird somit ebenfalls zu einem kulturell an(zu)eignenden Akt. Damit
werden die Bilder polysemiotisch und die zunächst behauptete Eindeutigkeit wird zur Vieldeutigkeit: und die
Wahrnehmung der Visibilität des Unsichtbaren also zu einem komplexen Prozess.
Die „Visibilität des Unsichtbaren“ wird in sechs Beiträgen aus historischer, kunsthistorischer, germanistischer
und medientheoretischer Sicht reflektiert werden.

Programm

Donnerstag, 8. März 2007

14.00 Uhr
Begrüssung und Einführung

14.30 Uhr
Miriam Czock, MA (Bochum)
Heiliger Raum - Geschändeter Raum. Zur Versprachlichung von Raumwahrnehmung im Spiegel von
Kirchenschändung im Frühmittelalter (Geschichte)
Diskussion

16.00 Uhr
Pause

16.30 Uhr
Dr. des Cornelia Logemann (München)
Herrschaft als Rollenspiel: Allegorische Darstellungsverfahren im Spätmittelalter (Kunstgeschichte)
Diskussion

18.00 Uhr
Dr. des. Gunnar Mikosch (Basel)
Ecclesia und Synagoge - Allegorie zwischen heilsgeschichtlichem Machtanspruch und christlichem
Identitätskonflikt (Geschichte / Theologie)
Diskussion

Freitag, 9. März 2007

9.00 Uhr
Dr. Christina Lechtermann (Berlin)
Anspruch und Spur (Germanistik)
Diskussion

10.30 Uhr
Anja Lutz, M.A. (Basel)
Übernehmen, Übertragen, Verschweigen - Zur Nutzung von Bildwissen im England des frühen 14.
Jahrhunderts (Geschichte / Kunstgeschichte)
Diskussion

12.00 Uhr
Pause

12.30 Uhr
PD Dr. Lucas Burkart (Basel)
Schätze und die Visibilität des Unsichtbaren (Geschichte)
Diskussion und Schlussdiskussion

Kontakt

Anja Lutz

Hirschgässlein 21
CH-4051 Basel

Anja.Lutz@unibas.ch


Redaktion
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