Das Bild der "eigenen" Geschichte im Spiegel des kolonialen "Anderen". Internationale Perspektiven um 1900

Das Bild der "eigenen" Geschichte im Spiegel des kolonialen "Anderen". Internationale Perspektiven um 1900

Veranstalter
Lehrstuhl für Nordamerikanische Geschichte an der Universität Erfurt
Veranstaltungsort
IBZ, Michaelisstraße 38, 99084 Erfurt
Ort
Erfurt
Land
Deutschland
Vom - Bis
24.11.2006 -
Deadline
15.11.2006
Von
Lehrstuhl für Nordamerikanische Geschichte

Das späte 19. und das frühe 20. Jahrhundert waren von einem intensiven kolonialen Ausgreifen geprägt, das nicht nur von etablierten Kolonialmächten getragen war, sondern gleichermaßen von "Spätzündern" wie dem Deutschen Reich oder den Vereinigten Staaten von Amerika. Der Workshop wird diese internationale Weiträumigkeit der kolonialen Bewegung nachzeichnen, indem er die US-amerikanische Kolonisierung der Philippinen, die französischen Kolonialdebatten, die deutsche Teilhabe am "Scramble for Africa", die russische mentale Aneignung der Halbinsel Krim im Schwarzen Meer sowie Kolonialkonflikte in China zueinander in Beziehung setzen wird. Dabei soll die historiografische Perspektive allerdings weniger auf die verschiedenen Kolonisierungsprozesse selbst gerichtet sein, als vielmehr auf die Ausformung geschichtlicher Selbstbilder durch den Blick auf das koloniale Andere und seine Aneignung. Eine solche Perspektivverschiebung vermag dazu beizutragen, nicht nur eine Kritik an den diskriminierenden und gewaltsamen kolonialen Unterwerfungspraktiken zu formulieren, sondern auch die Effekte zu entschlüsseln, die die Bilder vom kolonialen Anderen auf die Herausbildung einer eigenen, als hegemonial gedachten Identität hatten. Die Vorträge werden etwa zeitgenössische wissenschaftliche wie populäre Texte analysieren oder Völkerschauen und Weltausstellungen betrachten, um vorzuführen, wie insbesondere Vorstellungen der eigenen Geschichte im Zuge der Thematisierung und Präsentation des Anderen erzeugt wurden. Es soll also aus international vergleichender Perspektive herausgearbeitet werden, wie Kolonisierungsprozesse mit der Prägung von Geschichtsbildern, kollektiven Identitäten und Zivilisationsentwürfen verknüpft waren und sind. Auch inhärente Spannungen und Ambivalenzen werden dabei in den Blick genommen, die die Ausformungen der Geschichtsbilder in den unterschiedlichen Gesellschaften prägten. Hier sei beispielhaft auf divergierende zeitgenössische historische Interpretationen und historiografische Schulen verwiesen oder die Vorstellung genannt, das "primitive Fremde" sei als Modell für eine vermeintlich naturnähere, "ursprünglichere" Ordnung der eigenen Gesellschaft heranzuziehen.

Programm

9.00 Uhr

Jürgen Martschukat, Universität Erfurt /Frank Schumacher, Universität Erfurt

Begrüßung und kurze Einführung

9.15 Uhr

Frank Schumacher, Universität Erfurt

Das Imperium als historischer Auftrag? Geschichts-Bilder auf der Weltausstellung von St. Louis, 1904

10.15 Uhr

Daniel Mollenhauer, Universität Erfurt

Republikanische Tradition und kolonialisierende Identität. Französische Kolonialdebatten im Umfeld der Pariser Weltausstellung von 1889

11.15 Uhr Kaffee

11.45 Uhr

Claudia Bruns, Universität zu Köln

Heinrich Schurtz und die Erfindung des Männerbunds um 1900. Ambivalenzen einer Mimikry an das "Primitive"

12.45 Uhr - 14.15 Uhr Mittagspause

14.30 Uhr

Kerstin S. Jobst, Universität Hamburg

Über den russischen "Südländer". Die Phänomene der Tatarisierung und Russifizierung auf der Halbinsel Krim um 1900

15.30 Uhr

Thoralf Klein, Universität Erfurt

Weltgeschichte, Heilsgeschichte: Protestantische Missionare und die Umwälzungen in China 1900-1912

16.30 Uhr Kaffee

15.30 Uhr

Dirk van Laak, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Kommentar und Abschlussdiskussion

Kontakt

Jürgen Martschukat

Universität Erfurt, Lehrstuhl Nordamerikanische Geschichte
Postfach 104, 99105 Erfurt
0361/ 737 4410
0361/ 737 4419
petra.meersteiner@uni-erfurt.de

http://www.uni-erfurt.de/nordamerika/veranstaltungen.html
Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger
Klassifikation
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung