Display. Die kulturelle Entfaltung digitaler Bilder

Display. Die kulturelle Entfaltung digitaler Bilder

Veranstalter
Friedrich-Schiller-Universität Jena Philosophische Fakultät Bereich Medienwissenschaft Arbeitsfeld I: Kultur und Ästhetik der Medien Mit Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung In Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik
Veranstaltungsort
Altes Schloss, Kaisersaal
Ort
Dornburg/Saale
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.07.2006 - 15.07.2006
Von
PD Dr. Hans-Christian von Herrmann

Anders als der programmatische Begriff des "Iconic Turn" es zumeist suggeriert, ist die gegenwärtige Lage wohl nicht einfach durch eine Rehabilitierung der ikonischen gegenüber der sprachlichen Erkenntnis gekennzeichnet. Vielmehr scheint sich ein Paradigmenwechsel zu vollziehen, der die alteuropäische Differenz von Bild und Schrift auf eine Lage hin überschreitet, innerhalb derer Bilder einen skripturalen und Schriften einen ikonischen Sinn gewinnen. Jedenfalls weist das Interesse, das gegenwärtig allen Formen des Diagrammatischen entgegengebracht wird, in diese Richtung.

"Display" – das englische Wort bedeutet übersetzt ‚entfalten’, ‚zeigen’, ‚offenbaren’, ‚enthüllen’, aber auch ‚protzend zur Schau stellen’. Displays – das sind Anzeigeeinheiten an elektronischen Geräten aus Leuchtdioden oder Flüssigkristall, an denen bestimmte, für die Bedienung wichtige Werte abgelesen werden können. Diese Formen des technischen Zurschaustellens haben heute eine solche Selbstverständlichkeit erlangt, daß das Spektakuläre an ihnen zur Norm geworden ist. Vor allem die multime­dial ausgestatteten Mobiltelefone sind zu Inkunabeln einer Kultur des Displays geworden, in der Schrift und Bild eine enge Verbindung eingehen. Gleichzeitig haben Gehirnforscher, Astronomen und Teilchenphysiker heute in Displays unterschiedlicher Art die einzigen Schauplätze, auf denen ihnen ihre Gegenstände begegnen.

Digitale Technik ist nach einem Wort von Max Bense, der in den Jahren 1946-48 in Jena lehrte, bevor er eine Professur für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Technischen Hochschule Stutt­gart antrat, „Tiefentechnik“, und dieses „Eindringen“ des Digitalen „in die Feinstrukturen“, „unter die Haut der Welt“ ist ein Kennzeichen der Kultur der Gegenwart.

Die Annäherung an das Thema soll aus drei verschiedenen Richtungen erfolgen: 1.) Bildtheorie, 2.) Epistemologie, 3.) Performative Bilder.

Unter dem Titel „Bildtheorie“ soll zu Beginn versucht werden, einen Begriff des digitalen Bildes zu gewinnen. Der Schwerpunkt „Epistemologie“ wird anschließend nach dem gegenwärtigen Status von Bildern im Feld des Wissens und der Wissenschaften fragen. Im dritten Schwerpunkt „Performative Bilder“ soll schließlich die ikonische Kultur der Gegenwart hinsichtlich der ihr eigenen Pragmatik in Augenschein genommen werden.

Teilnehmer: Beatrice von Bismarck (Leipzig), Olaf Breidbach (Jena), Martin Carlé (Berlin), Stephan Günzel (Jena), Inge Hinterwaldner (Ba­sel), Frieder Nake (Bremen), Heinz-Otto Peitgen (Bremen/Boca Raton), Stephan Pinkau (Dessau), Margarete Pratschke (Berlin), Stefan Rieger (Köln), Margit Rosen (Karlsruhe), Birgit Schneider (Berlin), Manfred R. Schroeder (Göttingen), Arno Schubbach (Basel), Walter Seitter (Wien), Joulia Strauss (Berlin), Lambert Wiesing (Jena), Gerald Wildgruber (Berlin)

Programm

Freitag, 14.07.
Dornburg, Altes Schloß, Kaisersaal

09.30 Einleitung: Hans-Christian von Herrmann (Jena)

I. Bildtheorie
Moderation: Birgit Schneider (Berlin)

10.00 Lambert Wiesing (Jena): Von der defekten Illusion zum perfekten Phantom. Über phänomenologische Bildtheorien

11.00 Kaffeepause

11.30 Walter Seitter (Wien): „Digital“ heißt „fingerig“. Zur Physik von Schrift und Bild

12.30 Mittagspause

II. Epistemologie
Moderation: Inge Hinterwaldner (Basel)

14.00 Olaf Breidbach (Jena): Neuronale Ästhetik

15.00 Kaffeepause

15.30 Stefan Rieger (Köln): Die Wahrscheinlichkeit des Bildes. Prägnanzerzeugung im technischen und tierischen Sehen

16.30 Arno Schubbach (Basel): “... a display (not a representation) …“. Ein vorläufiger Blick auf Informationsvisualisierungen

Senatssaal der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Fürstengraben 1

20.00 Abendvortrag
Begrüßung: Dekan Prof. Dr. Wolfgang Dahmen (Friedrich-Schiller-Universität, Philosophische Fakultät)

Heinz-Otto Peitgen (Bremen/Boca Raton): Bedeutungswandel der Bilder in der Medizin. Bilder zwischen Deutung und Wissen

anschließend Empfang

Samstag, 15.07.
Dornburg, Altes Schloß, Kaisersaal

III. Performative Bilder
Moderation: Margit Rosen (Karlsruhe)

09.30 Manfred R. Schroeder (Göttingen): Early Computer Graphics at Bell Laboratories

10.30 Kaffeepause

11.00 Martin Carlé (Berlin), Joulia Strauss (Berlin), Gerald Wildgruber (Berlin): ENIAC NOMOI – Mimesis on Display (ein Projekt des Instituts für Parasemantik und präemptive Kultur, Berlin)

12.00 Beatrice von Bismarck (Leipzig): Ausstellungsdisplays digital – kuratorische Praktiken zeitgenössischer Kunst

13.00 Mittagspause

Moderation: Margarete Pratschke (Berlin)

14.30 Stephan Pinkau (Dessau): Liquid Architecture – gebaute Schnittstellen zum Cyberspace?

15.30 Stephan Günzel (Jena): Über Bilder im Egoshooter. Räumlichkeit und die Perspektive „Erste Person“ in Computerspielen

16.30 Kaffeepause

17.00 Frieder Nake (Bremen): Oberfläche. Unterfläche

Ende der Tagung gegen 18.30 Uhr

Kontakt

Katja Lesser

Friedrich-Schiller-Universität Jena
Bereich Medienwissenschaft (AF I)

display@uni-jena.de

http://www2.uni-jena.de/philosophie/medien/pdf/display.pdf
Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung