Imagination, Repräsentation und das Neue. Zur Imaginations- und Technikgeschichte frühneuzeitlicher Bilder

Imagination, Repräsentation und das Neue. Zur Imaginations- und Technikgeschichte frühneuzeitlicher Bilder

Veranstalter
Prof. Dr. Horst Bredekamp, HU Berlin PD Dr. Christiane Kruse, Philipps-Universität Marburg Pablo Schneider, HU Berlin
Veranstaltungsort
Ort
Berlin, Humboldt Universität
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.02.2007 - 03.02.2007
Deadline
30.09.2006
Website
Von
Christiane Kruse, Philipps-Universität Marburg

Im Zentrum der Tagung steht die Relationen einer frühneuzeitlichen Imaginations- und Technikgeschichte des Bildes im Kontext der neuartigen, sich verändernden Repräsentationsformen. Entlang der systematisch wie historisch-spezifisch zu erarbeitenden Fragestellungen soll erörtert werden, wie Imagination als die kreative Potenz des Geistes schlechthin über die Erfindung oder Modifizierung von bildgebenden Verfahren und Techniken auf die Repräsentationsformen einwirkt und somit die Bildkulturen einer Epoche gestaltet und verändert. Dies betrifft Darstellungsmodi sowohl konventioneller Art (wie das Zeichnen, Malen, Skulptieren) als auch innovativen Charakters (wie das Drucken, die Ingenieurskunst, Visualisierungstechniken der Optik etc.).

Frühneuzeitliche Philosophen, Theologen, Künstler, Ingenieure und Literaten leiteten aus dem Hirnmodell der tres cellulae (imaginatio, logica, memoria), das bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts auch für die Anatomie verbindlich war, die außerordentliche Bedeutung der Imagination für alle Teilbereiche gesellschaftlicher und kultureller Prozesse ab. Der Imagination wurde ein vorausschauendes, planendes und schöpferisches Vermögen des Intellekts sowie eine dynamische, modellierende und modifizierende Geisteskraft zugeschrieben. Die Imagination wurde als eine verändernde, gestaltende Energie betrachtet, als eine Triebfeder jeder Invention und des Handelns, die zielorientiert arbeitet und nach Perfektion strebt. Im beweglichen Fluss der Gedanken entfaltete der imaginative Prozess unendliche Spielräume für Ideen und Gestalten. Der geistige Entwurf, den die Imagination verfasst, fand sein Ziel in der Realisierung neuartiger und stets komplexer werdender Repräsentationsformen und Artefakte, sei es in Form eines Deckenfreskos oder eines Capriccios, eines Automatens, eines Fluggeräts, der Kartographie oder anderer sich bildlich ausformulierender Strategien von politischer, religiöser oder weitergehender gesellschaftlicher Bedeutung. Die Erfindung neuer bildlicher Repräsentationsformen setzte in konsequenter Weise die Erfindung neuer (Bild)Techniken und Verfahrensweisen voraus, derer sie zu ihrer Realisierung bedurfte.

Imagination ist daher der grundlegende Ausgangspunkt für jede Überlegung, die sich mit der Relation von Kulturtechnik und Repräsentation bzw. mit Repräsentation als Kulturtechnik befasst. Imagination, Repräsentation und Innovation bilden eine Triade, deren kulturschaffende Bedeutung in Hinsicht auf eine frühneuzeitliche Bildkultur anhand der folgenden Fragestellungen betrachtet werden kann:

- Wie wirkt die Imagination über die Erfindung und Modifikation von bildgebenden Instrumenten und Verfahrensweisen auf die Repräsentation ein?
In welchem Zusammenhang stehen Imagination und Repräsentation hinsichtlich der verwendeten Techniken, Materialien, Bildqualitäten?
- Welche Funktion und welchen Stellenwert haben die Erfindung und Modifizierung von spezifischen Verfahrensweisen und Techniken der Bilderzeugung für die kulturelle Hierarchie der Bilder und Artefakte? Welche Erfindungen und Bildprodukte werden als besonders zukunftsweisend und fortschrittlich erachtet? Welche Repräsentationsformen werden als veraltet angesehen und ausgesondert?
- Auf welche Art und Weise greifen Imagination und Repräsentation ineinander, um beispielsweise Veränderungen im Welt- und Kosmosbild der frühen Neuzeit vorzubereiten oder auch zu verhindern.
- Vor welchen Innovationen wird gewarnt: Wer stellt sich mit welchen Argumenten gegen die Erfindung von neuen Kulturtechniken und Repräsentationsformen?
- Welcher intellektueller Voraussetzungen bedarf es, um die komplexer werdenden Bildformen wahrzunehmen und zu verstehen?
- An welchen technischen Parametern scheitern Innovationsentwürfe: Was lässt sich nicht realisieren?

Exposées für 20-minütige Referate (1/2 –1 Seite) werden bis zum 30. September 2006 erbeten an:
kruse.christiane@t-online.de
pablo.schneider@rz.hu-berlin.de

Programm


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Deutsch
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