„Arbeit – Kultur – Identität“ Zur Transformation von Arbeitslandschaften in der Literatur

„Arbeit – Kultur – Identität“ Zur Transformation von Arbeitslandschaften in der Literatur

Veranstalter
Fritz Hüser-Institut (Johanna Elisabeth Palm) und Westfälisches Industriemuseum (Dr. Dagmar Kift) in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Prof. Dr. Gertrude Cepl-Kaufmann), der Humboldt-Universität zu Berlin (Prof. Dr. Erhard Schütz) und der Universität Osnabrück (Prof. Dr. Walter Fähnders)
Veranstaltungsort
Westfälisches Industriemuseum, Zeche Zollern /II/IV, Grubenweg 5, 44388 Dortmund
Ort
Dortmund
Land
Deutschland
Vom - Bis
23.03.2006 - 25.03.2006
Deadline
10.03.2006
Von
Fritz-Hüser-Institut für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur

Kurzbeschreibung des Symposions
„Arbeit – Kultur – Identität“
Zur Transformation von Arbeitslandschaften in der Literatur

Massenarbeitslosigkeit und ein rasanter Abbau von Industriearbeitsplätzen kennzeichnen den tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel der letzten Jahre. Sie erfordern die Entwicklung eines neuen Verständnisses von Arbeit und Arbeitsbiografien eines anderen Verhältnisses zu ihnen. Literatur und Kunst können dazu einen wichtigen Beitrag leisten, denn sie reflektieren und verarbeiten auf besondere Weise menschliche Erfahrungen.

Die Darstellung von Arbeit in der Literatur, insbesondere in der Arbeiterliteratur, war und ist einer der Sammlungsschwerpunkte des Fritz-Hüser-Instituts. Die Literatur der Arbeitswelt hat Arbeit als Faktor gesellschaftlicher Desintegration genauso thematisiert wie die Phänomene von Arbeitslosigkeit und Arbeitsverweigerung. Damit bieten die Bestände des Instituts eine exzellente Basis dafür, die Arbeitsproblematik bis in die Gegenwart weiterzuverfolgen.

Mit dem Verlust der industriellen Arbeit im Strukturwandel ist weder die Arbeit noch die Notwendigkeit des Nachdenkens darüber verschwunden. Kernfragen des Symposions sind: Welche Rolle spielten und spielen Literatur und Kunst der Arbeitswelt in der Bildung und Abgrenzung von Gruppenidentitäten? Welchen Beitrag können sie dazu leisten, die derzeitigen Veränderungen in der Arbeitswelt zu begreifen? Wie sollten die notwendigen Parameter zur Anregung eines aktualisierten Diskurses über Arbeit in der Literatur aussehen?

Sektion 1: Arbeit in der Literatur

Arbeit ist vielleicht kein Topthema der schönen Literatur wie die Liebe oder der Tod es sind. In bestimmten historischen Epochen gerät Arbeit – wie auch die Figur des Arbeiters, seltener der Arbeiterin – dann aber doch ins Visier der Literatur. Das gilt in besonderem Maße für die Weimarer Republik, der klassischen Phase industrieller Produktion, zugespitzter Klassenauseinandersetzungen und wachsender Arbeitslosigkeit. Wie ist die Literatur dieser Zeit, insbesondere die proletarische Literatur, mit den Themen Arbeit, Arbeitslosigkeit und Arbeitsverweigerung umgegangen? Wie geht die Gegenwartsliteratur in Deutschland damit um? Ist - nach Bestrebungen der Gruppe 61 und des Werkkreises Literatur der Arbeitswelt in den 1960er und 70er Jahren - Arbeit heute überhaupt noch Thema von Literatur? Wie wird sie dargestellt? Welche „Arbeits-Perspektiven“ tun sich womöglich auf?

Sektion 2: Arbeiterkultur nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Förderung schreibender, malender und singender Arbeiter erfuhr in den 1950er Jahren in beiden deutschen Staaten einen enormen Aufschwung. Im Osten wurde sie in den sozialistischen Aufbruch integriert, im Ruhrgebiet in den Aufbau einer neuen Revierkultur, an der viele gesellschaftliche Kräfte wie Gewerkschaften, Unternehmen und Kommunen mit je eigenen, teilweise aber auch gemeinsamen Interessen mitwirkten. Ziel der Sektion ist es, einen vergleichenden Einblick in die Entwicklung neuer Formen von Arbeiterkultur nach dem Zweiten Weltkrieg herauszuarbeiten, dabei Akteure, Zweckbündnisse und Intentionen sichtbar zu machen und damit nicht zuletzt die Literatur der Arbeitswelt in einem größeren kulturellen und kulturpolitischen Kontext zu stellen.

Sektion 3: Arbeit und Identität

Arbeit dient der Identitätsbildung und war in der Vergangenheit trotz ihres ausbeuterischen und zerstörerischen Charakters eine klassenintegrierende Kraft. Gleichzeitig trennt die Abwesenheit von Arbeit, sei es durch Arbeitslosigkeit oder durch bewusste Arbeitsverweigerung, die Arbeitenden von den Arbeitslosen. Die Entwicklung von Arbeit und Arbeitsethos ist in Deutschland aktuell durch das Verschwinden ganzer Arbeitsbereiche gekennzeichnet. Dies riss die Menschen aus ihren tradierten kulturellen Zusammenhängen und veränderte die sozialen Strukturen. Im Mittelpunkt der Sektion steht der Zusammenhang von Arbeit und Identität in literarischen Texten aus unterschiedlichen sozialen Kontexten und Epochen.

Sektion 4: Autobiografie und Migrantenliteratur

Die autobiografische Literatur, in den letzten Jahrzehnten erweitert durch die Erinnerungsliteratur von Migrantinnen und Migranten ist ein wichtiger Bestandteil der Literatur der Arbeiterbewegung. Ihr Kennzeichen ist das Spannungsfeld von persönlichem Erleben und literarischer Wirklichkeitsverarbeitung. Vor dem Hintergrund der erzählten Lebensgeschichte werden aktuelle Krisensituationen gedeutet und im Hinblick auf zukünftige Handlungsperspektiven erörtert. Krisen ergeben sich gerade in den industriellen Ballungsräumen aus der Forderung nach Mobilität und dem damit verbundenen Verlust von Heimat. Die Sektion fragt nach literarischen Verfahren und Symbolen in der autobiografischen Literatur der Arbeitswelt sowie der Vagabunden- und Migrationsliteratur

Programm

Tagungsablauf
23.-25.03.2006

Donnerstag, 23.03.2006
Ab 11.00
Anmeldung im Westfälischen Industriemuseum (WIM) oder im Fritz-Hüser-Institut (FHI)

12.00 Angebot einer Führung durch das FHI

13.15 Bustranfer zum Tagungsort

14.30
Begrüßung: Dirk Zache, Museumsdirektor WIM
Einführung: Hanneliese Palm, FHI und Dr. Dagmar Kift, WIM

15.00
Eröffnungsvortrag:
Prof. Dr. Erhard Schütz, Humboldt-Universität zu Berlin
„Literatur – Museum der Arbeit?“

16.00
Kaffeepause

16.30 – 18.30
Sektion 1: Arbeit in der Literatur
Moderation: Prof. Dr. Walter Fähnders, Universität Osnabrück

PD Dr. Torsten Unger, Georg-August-Universität Göttingen:
Arbeit, Arbeitslosigkeit und Arbeitsverweigerung in der proletarischen Literatur der Weimarer Republik

PD Dr. Julia Bertschik, Freie Universität Berlin:
„Junge Talente“. Über Jobs und Müßiggang in der Gegenwartsliteratur

Dr. Enno Stahl, Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf:
„Wir schlafen nicht”. New Economy in der Literatur

19.30
Abendessen

20.30
Filmabend „ Filmschätze: Kultur im Revier in den 1950er Jahren“

Freitag 24.03.2006

9.00-11.00
Sektion 2: Arbeiterkultur nach dem Zweiten Weltkrieg
Moderation: Prof. Dr. Gertrude Cepl-Kaufmann, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Dr. Dagmar Kift, Westfälisches Industriemuseum Dortmund:
Über die Klassengrenzen hinweg: die neue Kulturpolitik im Bergbau

Dr. Simone Barck, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam:
Der Bitterfelder Weg – schreibende Arbeiter in der DDR

Dr. Ludger Claßen, Klartext Verlag Essen:
Träger und Akteure der Arbeiterkultur im Ruhrgebiet

11.00
Kaffeepause

11.30-13.00
Führungen Westfälisches Industriemuseum Zeche Zollern II/IV oder Ausstellung „Aufbau West“

13.00
Imbiss

13.30 –15.30

Sektion 3: Arbeit und Identität
Moderation: Moderation: Dr. Ludger Claßen, Klartext Verlag Essen

PD Dr. Franz-Josef Deiters, Eberhard-Karls-Universität Tübingen:
Wozu brauchte der Intellektuelle das Proletariat? Literarisierung ,Arbeit und Identitätsbildung des Intellektuellen bei Bertolt Brecht

Mag.a. Rita Garstenauer, Ludwig Boltzmann Institute of Rural History, St. Poelten:
Gebrochen, zerbrochen oder wiederhergestellt: Lebensgeschichtliche Diskontinuität in der Landarbeit

Dipl.-Soz. Daniel Tech, Sozialforschungsstelle Dortmund:
Ein Unternehmen stiftet „Kultur“. Die EKO Stahl GmbH zwischen DDR-Tradition und Weltkonzernstandort

15.30
Kaffeepause

16.00-18.00
Sektion 4: Autobiografie und Migrantenliteratur
Moderation: Hanneliese Palm
Fritz-Hüser-Institut Dortmund

Dipl. Soz.Wiss. Volker Zaib Fritz-Hüser-Gesellschaft, Dortmund:
Zur Bedeutung von (auto-)biografischen Quellen in der Forschung zur Kultur der Arbeitswelt

Michael Tonfeld, Werkkreis Literatur der Arbeitswelt, Augsburg:
Von der Gastarbeiterliteratur zur Migrantenliteratur

Prof. Dr. Ute Gerhard, Universität Dortmund:
Literarische Zwischen-Räume. Fragen zur Vagabunden- und Migrationsliteratur

18.30
Abendessen

20.00
Grußwort Bürgermeisterin Birgit Jörder, Stadt Dortmund
Lesung
Michael Kamp liest: 150 Jahre Arbeit und Literatur
Studio B Stadt- und Landesbibliothek, Königswall 14, Dortmund

Samstag 25.03.2006

10.00 –13.00
Exkursion: Land der Arbeit, Land der Arbeiterkultur?
Zu exemplarischen Orten der Montangeschichte, Industriekultur und ruhrpolnischen Migration
Leitung: Dr. Thomas Parent
Anmeldung erforderlich

Kontakt

Fritz-Hüser-Institut
Johanna Elisabeth Palm
Ostwall 64
44135 Dortmund

Tel.: +49 (0)231 50 23135
Fax.: +49 (0)231 50 23229
fhi@dortmund.de

www.fhi.dortmund.de
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Deutsch
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