Bündnispartner und Konkurrenten des Landesfürsten - Die Stände in der Habsburgermonarchie während der Frühen Neuzeit

Bündnispartner und Konkurrenten des Landesfürsten - Die Stände in der Habsburgermonarchie während der Frühen Neuzeit

Veranstalter
Österreichische Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts, Wiener Stadt- und Landesarchiv
Veranstaltungsort
Stadt imd Öamdesarchiv, Gasometer D
Ort
Wien
Land
Austria
Vom - Bis
22.02.2006 - 24.02.2006
Von
Martin Scheutz

"Bündnispartner und Konkurrenten der Landesfürsten – Die Stände in der Habsburgermonarchie während der Frühen Neuzeit (1648 – 1848)“

Die Landstände als die politischen Vertretungsorgane der Landesbevölkerung in den verschiedenen Teilen der Habsburgermonarchie stehen im Zentrum dieser Tagung. Die Landstände, repräsentiert durch die lokalen Gewaltträger, verstanden sich als das „Land“, vor dem der Landesfürst seine Huldigung abzulegen hatten, dem der Landesfürst vertraglich verbunden war, dem umgekehrt die Landstände Gehorsam schuldig waren, wenn sie auch auf ihrem Widerstandsrecht in bestimmten Teilen beharrlich bestanden. Ausgehend vom insgesamt ungenügenden Forschungsstand zum Thema „Landstände“ in der Habsburgermonarchie der Frühen Neuzeit sollen einerseits die vorhandenen Forschungsergebnisse zusammengefasst werden, andererseits neue Fragestellungen initiiert und erste Resultate daraus resultierender archivalischer Forschung vorgelegt und diskutiert werden. Dabei soll das Augenmerk einerseits auf Längsschnitte, andererseits auf regionale Vergleiche gerichtet werden. Der geografische Raum umfasst diejenigen Gebiete, die zwischen dem Ausgang des 30-jährigen Krieges und der Revolution von 1848 zum habsburgischen Staatsgebiet gehörten. Die Funktionieren von politischer Partizipation in dem composite state der Habsburgermonarchie soll am Beispiel der gegensätzlichen und doch kooperierenden Pole Landesfürst und Stände aufgezeigt werden
Die Tagung wird in insgesamt fünf verschiedene Sektionen gegliedert werden.
(1) Den Auftakt bildet die Sektion „VERFASSUNG“, wo die normative Grundlage für das Mitsprechen am Landtag aufgearbeitet werden soll und zwar im Vergleich verschiedener Teile der Habsburgermonarchie (konkret durch eine Darstellung der Niederösterreichischen Landstände im Längsschnitt, weiters wird die Partizipationsmöglichkeit der landesfürstlichen Städte/Märkte in den österreichischen Ländern dargestellt).
(2) Der zweite Teil der Tagung wird die strukturell sehr verschiedene „ORGANISATION DER STÄNDE“ in den einzelnen Teilen der Habsburgermonarchie zum Thema haben. Hier werden etwa Abstimmungsmodalitäten, die Zusammensetzung der Kurien und die je nach Landständen sehr unterschiedliche Beratungsform der einzelnen Kurien sowie die Beschlußfassung näher beleuchtet. Regional finden hier die vorderösterreichischen, die steirischen, die ungarischen, die böhmischen und die Tiroler Stände nähere Beachtung. War eine länderübergreifende ständische Politik für das 16. und auch 17. Jahrhundert charakteristisch, so scheint im 18. und 19. Jahrhundert eine stärkere Konzentration der Stände auf ihr eigenes Land typisch zu sein.
(3) Eine dritte Sektion wendet sich den „AUFGABEN DER STÄNDE“ zu, wobei hier neben der klassischen Hauptaufgabe der Steuererhebung auch die soziale Tätigkeit der Stände stärker in den Blick genommen werden soll: Das Sanitätswesen wird hier ebenso berücksichtigt werden wie das Schulwesen. DIE „FUNKTION DER STÄNDE ALS GRUNDHERREN“ wird in einer eigenen Sektion an zwei Beispielen aus Schlesien und aus dem slowenischen Bereich abgehandelt.
(4) Gerade die heute im historischen Kontext vielleicht geläufigste, weil im Stadtbild auch auffälligste Erinnerungsform an die Stände, nämlich die STÄNDISCHE REPRÄSENTATION – und hier etwa die in Innsbruck, Klagenfurt, Graz, Linz oder Wien befindlichen „Landhäuser“ – bilden den Abschluß dieser auf einen Vergleich innerhalb der Habsburgermonarchie angelegten Tagung. Neben einer kunstgeschichtlichen Betrachtung des ikonographisch-politischen Programmes der Landhäuser soll auch die ständische Historiographie und die von den Ständen in Auftrag gegebenen Kunstwerke im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen.

Programm

Bündnispartner und Konkurrenten der Landesfürsten – Die Stände in der Habsburgermonarchie während der Frühen Neuzeit”

Internationale Tagung in Wien vom 22.–24. Februar 2006

Stand: Oktober 2005

Veranstalter: Österreichische Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts
und Wiener Stadt- und Landesarchiv

In Kooperation mit der Historischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, mit dem Institut für Geschichte der Universität Wien, mit dem Institut für Österreichische Geschichtsforschung und dem FB Geschichts- und Politikwissenschaft der Universität Salzburg.

Organisation: Gerhard Ammerer (Salzburg), William Godsey (Wien), Martin Scheutz (Wien), Peter Urbanitsch (Wien), Alfred Stefan Weiß (Salzburg)

Tagungsort: Wiener Stadt- und Landesarchiv im Gasometer D (Zugang über Gasometer A), Guglgasse, erreichbar mit der U3 (Station Gasometer).

PROGRAMM

Mittwoch, 22. Februar 2006

9 Uhr 15
Begrüßung: Ferdinand Opll (Wien)

9 Uhr 30
Einleitung: Wolfgang Schmale (Wien)

ORGANISATION DER STÄNDE
10 Uhr–11 Uhr 30 (Vorsitz: Gerhard Ammerer, Salzburg)
Petr Mat’a (Prag): Wer waren die Landstände? (Die böhmischen und österreichischen Länder im Vergleich, 1620–1740)

Thomas Paringer (Landshut): Die bayerischen Landstände

Kaffeepause

12 Uhr –13 Uhr 30 (Vorsitz: Gerhard Ammerer, Salzburg)
Johannes Dillinger (Trier): Ständewesen und Repräsentation in Schwäbisch-Österreich

Marcello Bonazza (Trient): Die Tiroler Stände im Trienter Raum

Mittagspause

15 Uhr – 16 Uhr 30 (Vorsitz: William Godsey, Wien)
István Szíjartó (Budapest): The Diet. The Estates and the Parliament of Hungary 1708–1792

János Póor (Budapest): Organisation und Funktionsweise des ungarischen Reichstages

Kaffeepause

17 Uhr – 18 Uhr 30 (Vorsitz: Grete Walter-Klingenstein, Graz)
Christine Mueller (Portland USA): The Styrian Landtag

Ivo Cerman (Prag): Opposition oder Kooperation? Der Staat und die Stände in Böhmen 1749–1790 – ständischen und staatlichen Interpretationen der Verfassung

Donnerstag, 23. Februar 2006

VERFASSUNG UND GRUNDHERRSCHAFT
9 Uhr – 11 Uhr 15 (Vorsitz: Martin Scheutz, Wien)
Arnout Mertens (Florenz/Louvain): Defining Old Nobility: Shifts in the Admission Conditions to the Noble Estate of Brabant in the 18th Century

Andrea Pühringer (Marburg): ”Mitleiden” ohne Mitsprache? Die landesfürstlichen Städte Österreichs als Vierter Stand

William Godsey (Wien): Stände und Kreisämter bis 1848

Kaffeepause

11 Uhr 45 – 13 Uhr 15 (Vorsitz: Peter Urbanitsch, Wien)
Borut Holcmann (Maribor): Die Stände als Grundherren am Beispiel des Gutes Negau der Grafen von Trautmannsdorf

Jörg Deventer (Leipzig): Konfessionalisierung durch die Familien Nostitz und Hatzfeld in Schlesien

Mittagspause

AUFGABEN DER STÄNDE
15 Uhr – 16 Uhr 30 (Vorsitz: Alfred Stefan Weiß, Salzburg)
Bernhard Hackl (Wien): Die Steuerrektificationen der Stände

Christine Ottner (Wien): Nähe und Distanz. Das ”landschaftliche” Sanitätswesen in Niederösterreich zwischen Ständen und Landesfürst (1580–1820)

Kaffeepause

17 Uhr – 18 Uhr 30 (Vorsitz: Alfred Stefan Weiß, Salzburg)
Astrid Schlachta (Innsbruck): ”Die Tyrollische landtschaft wohlfahrt und aufrechterhaltung”. Landschaft in Tirol im 18. Jahrhundert

Margaret Friedrich (Innsbruck): Wenn schon kein fürstlicher Hof, dann wenigstens eine Universität. Die Tiroler Stände und ihr Verhältnis zur Bildung.

Freitag, 24. Februar 2006

STÄNDISCHE REPRÄSENTATION

9 Uhr – 10 Uhr 30 (Vorsitz: Martin Scheutz, Wien)
Arno Strohmeyer (Bonn): Das Verhältnis von Landesfürst und Stände in der Hofhistoriographie (unter Leopold I.)

Luc Duerloo (Antwerpen): Discourse of Conquest, Discourse of Contract. Competing Visions on the Nature of the Habsburg Regime in the Netherlands

Kaffeepause

11 Uhr – 12 Uhr 30 (Vorsitz: Peter Urbanitsch, Wien)
Friedrich Polleroß (Wien): Stände und Kunstförderung. Ein Überblick

Wilhelm Deuer (Klagenfurt): Klagenfurt als Sonderfall einer landständischen Residenz und Hauptstadt. Rechtliche und ikonographische Aspekte repräsentativer Selbstdarstellung im 16. und 17. Jahrhundert

Janet K. Page (Memphis/USA): Music of the Estates in Vienna and in the country

15 Uhr
Besuch des niederösterreichischen Landhauses, U 3 (Station: Herrengasse)

Eine Anmeldung zur Tagung ist nicht erforderlich.

Änderungen im Programm vorbehalten.

Eine Publikation der Ergebnisse ist geplant.

Kontakt

Gerhard Ammerer (gerhard.ammerer@sbg.ac.at)
William Godsey (william.godsey@oeaw.ac.at)
Martin Scheutz (martin.scheutz@univie.ac.at)
Peter Urbanitsch (peter.urbanitsch@oeaw.ac.at)
Alfred S. Weiß (alfred.weiss@sbg.ac.at)

http://www-gewi.kfunigraz.ac.at/oge18jh/
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