Das Selbstverständnis und Selbstdarstellung von Bürgerinnen und Bürgern in Hansestädten des Mittelalter und Früher Neuzeit - Self-conception and self-image of burghers in Hanseatic cities and towns in the medieval and early modern period

Das Selbstverständnis und Selbstdarstellung von Bürgerinnen und Bürgern in Hansestädten des Mittelalter und Früher Neuzeit - Self-conception and self-image of burghers in Hanseatic cities and towns in the medieval and early modern period

Veranstalter
Helmut-Schmidt-Universität in Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg: Prof. Dr. Klaus Arnold (HSU); Prof. Dr. Jürgen Sarnowsky (UHH); Dr. Sünje Prühlen; Lucie Kuhse
Veranstaltungsort
Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr Hamburg, Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
30.08.2006 - 02.09.2006
Deadline
15.01.2006
Website
Von
Sünje Prühlen, Lucie Kuhse

Moderne Begriffe wie das „Selbstverständnis“ und das „Selbstbild“ in andere Epochen der Menschheitsgeschichte zu projizieren ist schwierig. Kann man einen Begriff, der das Nachdenken über das Ego in sich trägt, einfach in das Mittelalter oder die Frühe Neuzeit übertragen? Natürlich können in den klassischen Quellen Selbstaussagen herausgearbeitet werden. Aber gilt es nicht, den Menschen in seiner Gruppe und in seinem Handeln wahrzunehmen? Der Mensch bewertet Ereignisse mit Hilfe seines Hintergrundes, seines Bewusstseins, geprägt durch Kultur, Wertesystem und Weltvorstellung, was er mit einer Gruppe oder anderen Menschen teilt . Indem er über sich, seine Gruppe und sein Handeln schreibt, legt er ein Zeugnis über sein Selbst ab. Daher möchte die Tagung sowohl bekannte Quellen zur Hansegeschichte unter neuem Fokus beleuchten als auch bisher unbeachtete Quellen in die Betrachtung mit einbeziehen. Alle auf uns übergekommenen Quellen können Träger dieses Selbstverständnisses sein.

Im Hanseraum ist ein hohes Maß an Schriftlichkeit vorzufinden. Die Hanse prägte die Menschen in ihrem wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Handeln. Was können Rechnungsbücher, Memorial- und Ratsbücher über das Selbstverständnis oder die Selbstdarstellung der Verfasser aussagen? Wie gestaltete sich der Bildungshintergrund hansischer Bürger? Inwieweit prägte handels- und/oder bildungsbedingtes Reisen das Weltbild (Reiseberichte, Briefe)? Was bedeutet es für das hansische Selbstverständnis, dass sich das Mittelniederdeutsche zur Lingua franca der Hanse entwickelte? Wie hoch ist das politische Selbstverständnis der Bürger in Hansestädten einzuschätzen? Kam es doch in der Auseinandersetzung mit dem Landesherren zu einer wachsenden Autonomie der Städte. Wie weit ging die Identifikation mit dem Hansebund oder waren die Kaufleute stets nur mit ihrer Stadt verbunden? Wo zeigen sich besondere Entwicklungen in Bezug auf Frauen – Ehefrauen, Nonnen, Stiftsdamen? Darüber hinaus fanden Selbstverständnis und Selbstwahrnehmung in der Architektur und der Kunst ihren Niederschlag. Was sagen uns architektonische Ausprägungen über die Menschen der Hansestädte? Natürlich müssen auch religiöse Aspekte bedacht werden. Die Reformation bildet hier zwar eine wichtige Entwicklung, sie ist aber nicht der einzige Ausdruck religiösen Selbstverständnisses.

Der Hansebund ermöglichte vielfältige Kontakte im Nord- und Ostseeraum, durch Niederlassung von Kaufleuten in Kontoren beförderten auch einen Kulturaustausch. Dieser historische Hintergrund bedeutet im Übrigen heute für die „Neue Hanse“ der Städte im Nord- und Ostseeraum eine gemeinsame Identifikationsgrundlage. Diese Vielfalt soll während der Tagung unbedingt Berücksichtigung finden. Beiträge aus dem Raum Deutschlands, Skandinaviens, Polens, Estland, Lettlands, Russland sowie Englands, Belgiens und den Niederlanden sind ausdrücklich erwünscht.

Die Tagung ist interdisziplinär konzipiert und soll deshalb zu einem fruchtbaren Austausch zwischen der Geschichtswissenschaft, Kunstgeschichte, Theologie, Germanistik, Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie Rechtsgeschichte anregen. Kollegen und Kolleginnen aus Archiven werden herzlich dazu eingeladen, ihre Bestände vorzustellen. Der Call-for-Papers richtet sich sowohl an etablierte Forscher/innen als auch ausdrücklich an junge Nachwuchswissenschaftler/innen, um den wissenschaftlichen Diskurs anzuregen.
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Projecting modern terms like “self-conception” and “self-image” onto other eras of mankind’s history is a challenging task. Is it possible to impose terms which imply reflection on one’s self onto the mental worlds of medieval and early modern people? To be sure, one may find statements about the “self” in well-known sources. Perhaps it is necessary also to observe individuals as they act within their groups, for man views events through the lenses of his background and his consciousness, which are formed by the culture, value systems and world views that he shares with his group and other people. By writing about himself, his group and his acts, he bears witness to his ‘self’. This conference will explore the ways in which that witness is found, by using both known sources (with a new point of view) and also previously unnoted sources.

In the Hanseatic area one finds a high degree of writing. The Hanseatic League had considerable influence on the commercial, political and cultural actions of its people. What do account, memorial and council books tell us about people’s self-concept and image? What do we know about the educational aspirations of Hanseatic burghers? To what degree was their view of life (as found in letters, books of travel, etc.) formed by their commercial journeys and educational experiences? What role did Mittelniederdeutsch play as the lingua franca of the Hanseatic League? How important was the political self-confidence of the Hanseatic burghers and how did this affect their confrontation with the emperor? Did the burghers identify with the Hanseatic League, or did their loyalties lie with their home towns? What role did women play, as wives, nuns or canonesses? Is it possible to find self-conception and image in architecture, art, or religious expression? The Hanseatic League offered manifold contacts in the North and around the Baltic Sea area, where business stimulated cultural exchange. This historical background serves today as a common base of identification for the ‘New Hanseatic League’.

All aspects of this problem are open to investigation in this conference. Papers with a wide variety of topics are welcome, not only concerning the German region, but also regarding Scandinavia, Poland, Estonia, Latvia, Russia, as well as England, Belgium, France and the Netherlands.

The conference is interdisciplinary and should promote the interchange of ideas between history, art history, German philology, theology, social and economic history, and legal history. Colleagues in archives are warmly welcome to present their work. The call for papers is directed both to established researchers and to graduate students.

Programm

Kontakt

Abstracts sollen zwischen 2000 und 3000 Zeichen umfassen und können elektronisch bis zur Deadline am 15.01.06 eingereicht werden:
lkuhse@hsu-hh.de
oder
pruehlen@hsu-hh.de

Abstracts should be between 2000 and 3000 words, and may be sent, until the deadline of 15/01/06, to:
lkuhse@hsu-hh.de
or
pruehlen@hsu-hh.de