ilinx 6: Apparate

ilinx 6: Apparate

Veranstalter
ilinx – Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft
Veranstaltungsort
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.07.2020 -
Deadline
03.07.2020
Von
ilinx – Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft

– Please find English version below –

Call for Papers
ilinx 6: Apparate
Herausgeber/innen: Tilman Richter, Caspar-Fridolin Lorenz, Anna Echterhölter
ilinx – Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft

Erlebt wird Verwaltung immer als defizitär. Die ihr Ausgesetzten sehen sich als bevormundet und willkürlich beherrscht, die sie Gestaltenden sind mit der Umsetzung des Geplanten unzufrieden und die in ihr Arbeitenden empfinden den fortwährenden Widerspruch von Formalisierung und Realität. In diesen stereotypen Formen der Kritik zeigt sich das paradigmatische Spannungsfeld des Verwaltungshandelns: Wie ist es um das Verhältnis von Politik und Verwaltung bestellt? Ist die Verwaltung bloßes Mittel der Politik oder ist ihr Handeln selbst politisch? Muss sich Verwaltungshandeln auch politisch legitimieren oder ist es gerade ihr Vorteil, nach ihrer eigenen Logik zu operieren? Die gegenwärtige Situation erlebt die Zuspitzung dieser Konflikte, sei es in Fragen von Migration und Freizügigkeit, der digitalen Adressierbarkeit, im Handeln unter Bedingungen des erklärten und nicht erklärten Ausnahmezustandes oder in steuer-, finanz- und währungspolitischen Maßnahmen.

Diese Konflikte bilden lediglich den derzeitigen Stand einer Kontinuität des Administrativen ab. Von Beginn an existiert die Verwaltung nicht ohne ihre Kritik und ihre Reform. Ein bemerkenswert konstanter Strang dieser Kritik ist die Klage der Liberalen über ein an-ökonomisches Verhalten innerhalb der Verwaltung:

„[D]aß wir fernerhin von besoldeten Buchgelehrten, interessenlosen, ohne Eigenthum seyenden Büralisten regiert werden; – das geht, so lange es geht. Diese 4 Worte enthalten den Geist unserer und ähnlicher geistloser Regierungsmaschinen. [...] Sie erheben ihren Gehalt aus der Staatskasse, und schreiben, schreiben, schreiben im stillen mit wohlverschlossenen Thüren versehenen Bureau, unbekannt, unbemerkt, ungerühmt und ziehen ihre Kinder wieder zu gleich brauchbaren Schreibmaschinen an.“ (Brief des Ministers vom Stein an den Freiherrn von Gagern, vom 24. August 1821)

Die Schreib- oder Regierungsmaschinen, von denen vom Stein spricht, sind nicht die Mitglieder der Verwaltung oder deren Familien. Die Verwaltung selbst ist diese Daten erhebende und prozessierende Maschine. Von nichts lässt sie sich aus dem Takt bringen. Finanzielle Sorgen und individuelles wirtschaftliches Kalkül werden ausgesetzt, alles ist ihr immer schon bekannt. Probleme übersetzt sie in Formen, die sie auffindbar, vergleichbar und entscheidbar, also verwaltbar macht. Dabei gibt es keine Ausnahmen. Vielmehr produziert Verwaltung durch ihre Verfahren Verwaltungsmäßigkeit: eine Ordnung der Realität, die keine Unvorhersehbarkeiten kennt, die langfristig und populationsmäßig ausgerichtet ist, und damit Erwartbarkeit gewährleistet. Diese Ordnung ist zwangsläufig an Regeln gebunden. Sie ist aber auch, vom Stein benennt es polemisch, interesselos, also unpersönlich und überpersönlich, sowohl was ihre Gegenstände als auch was ihre Verfahren anbelangt.

Eines steht fest: Die Realität der Verwaltung, die Arbeit ihrer Institutionen, steht immer im Missverhältnis zu ihrem idealen Funktionsprinzip. Anstatt aber ihre Unvollkommenheit, die nach wie vor bestehende Trägheit, intersektionale Blindheit, das korrumpierbare Interesse, die persönliche Vorteilsnahme der in ihr Angestellten zu kritisieren, zielt die paradigmatische Kritik des Ministers vom Stein auf das Ganze, auf ein Prinzip der Verwaltung überhaupt. Es gilt ihm als starr und an-ökonomisch, es fordert generelle Aufzeichnung und Speicherung anstatt in die Zukunft vorzugreifen, privaten Kalkülen zu folgen und Profite durch schnelles Handeln einzufahren. Sie ist vollauf in Gesetze eingebunden, für deren Umsetzung die Administration optimiert wurde. Sie erzeugt Erwartbarkeit durch Verfahren und sie macht sich, wo sie ihre Arbeitsweise offenlegt, kritisierbar. Wenn wir diese Angreifbarkeit und Kritisierbarkeit der Verwaltung als Stärke ihres Prinzips und ihrer Organisationsform verstehen, lässt sich von hier aus eine Evaluation ihrer Potenziale, vielleicht auch ihrer Widerständigkeit gegen ökonomische und tagespolitische Vereinnahmungen durchführen?

Das Themenheft der Zeitschrift ilinx fragt nach den Möglichkeiten eines positiven Verwaltungsbegriffes, um heraus zu arbeiten, inwiefern kollektive, allgemeingültige Regelgefüge und Papiermaschinen sich von automatisierter Überwachung und algorithmischer Verantwortungslosigkeit unterscheiden. Wieviel dürfen technischer werdende Verwaltungen über den Einzelnen und die Einzelne wissen? Kann man universell gültige Verfahrensmäßigkeit nur durch idiosynkratische Entscheidungen einzelner Personen garantieren oder wären nicht Automaten fairer? Verwaltung wird dabei als Technik verstanden, die die ihr eigenen Techniken derzeit rapide entwickelt, einsetzt, aber auch adaptiert und inkorporiert. Wir fragen nach medienwissenschaftlichen, kulturtheoretischen und ästhetischen Perspektiven auf das, was Verwaltung ausmacht. Dabei haben wir im Besonderen, aber nicht ausschließlich die folgenden drei Schwerpunkte im Blick:

Junge Verwaltung
Versteht man Verwaltung als eine Technik, eine Form und Praxis, löst sie ihre allzu selbstverständliche Verbindung mit Bürokratien, Nationalstaaten und Beamtenschaft. Es gibt dann mehr oder weniger verwaltungsmäßiges Handeln, mehr oder weniger stark konzentrierte Verwaltungsformen. Wir interessieren uns für Formen der (Selbst-)Verwaltung, die Entstehung internationaler Organisationen, für Situationen, die sich ober- oder auch unterhalb der typischen nationalstaatlichen Perspektiven abspielen und genau deshalb die Form der Verwaltung womöglich besonders sichtbar machen. Das, was mit Thevenot als „investment in form“ beschrieben werden kann, ist dabei stets Ausdruck und Bedingung entstehender Sozialität.
Was lässt sich etwa von der Selbstverwaltung früher Rettungsgesellschaften lernen, die für Pjotr Kropotkin das Ideal anarchistischer Organisation darstellten? Welche Zusammenhänge gibt es zwischen zum Teil extrem lokalen und problembezogenen Verwaltungen und den in ihnen niedergelegten utopischen Idealen, z.B. in den über 200 u.s.-amerikanischen „Backwoods Utopias“? Wie agieren Verwaltungen, die sich in der Form der Bereitschaft organisieren und sich immer wieder neu und situativ, insbesondere in Krisen- und Notsituationen aktivieren, wie internationale Hilfsorganisationen (Rotes Kreuz, Internationale Rote Hilfe) und (freiwillige) Rettungsdienste (Notaufnahme, (freiwillige) Feuerwehr, THW)?

Überpersönliche Verwaltung
Verwaltung hat das Problem, dass sie für die Durchsetzung ihres unpersönlichen Stils wie ihrer überpersönlichen Regeln auf die Inanspruchnahme von Personen angewiesen ist. Verwaltung produziert Verwaltungssubjekte – auf der Seite der Ausführenden wie der Adressaten von Verwaltung. Damit steht sie vor der Herausforderung, die Regelbefolgung zu regeln, sie muss die Differenz zwischen den ihr eigenen Formerfordernissen und den von ihr so bezeichneten „Sachverhalten“ überbrücken. Sie greift zu diesem Zweck auf ein Ethos zurück, das sie selbst als leidenschaftslos und sachorientiert bezeichnet, das aber in konkreten Handlungen, in Alltagspraktiken, in Stil und Medien der Kommunikation konditioniert und eingeübt ist (Hildegard Wagner, Bruno Latour). Im Gegensatz dazu operiert sie in interaktiven Sequenzen mit alltagssprachlich gefärbter Kommunikation wie dem „kurzen Dienstweg“ und anderen „Brücken“ (Henry Fayol, Peter Becker) oder unverfänglichen Auskünften. „Rule following“ ist also integraler Bestandteil von Verwaltungshandeln, wie auch die gleichfalls programmierte Differenz, die einerseits als „brauchbare Illegalität“ (Niklas Luhmann) zu rühmen oder als Widerstandsfähigkeit gegenüber Übergriffen verwaltungsfremder Interessen zu charakterisieren ist, andererseits selbstherrliche Formen annehmen kann. Wie moderiert die Verwaltung diesen Spielraum, welche Abweichungen verhindert und ermöglicht sie, welchen (auch ästhetischen) Ausdruck, aber auch welche Funktion gewinnt Persönliches in ihrem Rahmen?

Algorithmische Verwaltung
Als Regierungsmaschine ist die Verwaltung zunächst eine Papiermaschine. Sie findet ihre Form in Akten und deren Ordnern. So selbstverständlich sich diese in den digitalen Raum übersetzen, so fraglich ist, ob und wie die Form der Verwaltung unter dem Vorzeichen algorithmischer Entscheidungsfindung (die sie gleichzeitig für sich nutzt wie sie zur ihr in Konkurrenz tritt) Bestand hat. Technische Verfahren wie automatisierte Gesichtserkennung scheinen eine zu verwaltende Realität ohne Umwege über Akten, Register und Archive mit exekutivem Handeln zu verschalten; tatsächlich ist diese Unmittelbarkeit aber wiederum Ergebnis einer langen Kette von medialen Übersetzungen. Als technisch realisierte black box neigen diese Übersetzungen dazu, unsichtbar zu werden und sich möglicher Kritik zu entziehen. Vormals der Verwaltung überlassene Entscheidungsprozesse migrieren in technische Infrastrukturen, deren Prozesse dennoch – nur nicht sichtbaren, transparenten – „Entscheidungsprogrammen“ folgen. Macht es also überhaupt Sinn, von einer algorithmisierten Verwaltung zu sprechen – oder könnten nicht gerade Potenziale wie Schwächen älterer Verwaltungstechniken, also ihre Langsamkeit, ihre Rigidität, ihre Transparenz, zur kritischen Evaluierung technischer Netzwerke herangezogen werden?

Zeitschrift / Verfahren
Für das sechste Themenheft der Zeitschrift ilinx – Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft werden Beiträge gesucht, die jenseits der liberalen Bürokratiekritik positive Verfahren und Euphorien der Verwaltung nicht ausschließen, gerade um eine eigenständige Position gegenüber der Flut neuer Zugriffe entwickeln und Land zu gewinnen, zwischen untergegangenen Märkten und totalitären Plänen. Für die Einreichungen gibt es zwei Varianten:

1_ Wissenschaftliche Aufsätze in deutscher oder englischer Sprache im Umfang von 30-35.000 Zeichen (ca. 15 Druckseiten). Diese Texte durchlaufen ein anonymisiertes Begutachtungsverfahren und werden ein Jahr nach dem Erscheinen der Druckausgabe digital auf der Internetseite ilinx-kultur.org zugänglich sein. Physisch sind sie in der Langzeitarchivierung der Humboldt-Universität Berlin gespeichert und können deshalb als Online-Publikationen beispielsweise im worldcat.org leicht gefunden werden.
2_ Ein offenes Format: für essayistische Betrachtungen, künstlerische Beiträge, Interviews, Materialstrecken von max. 15.000 Zeichen (ca. 7-8 Druckseiten).

Abstracts von einer Seite können bis zum 03. Juli 2020 per Email gesendet werden an: redaktion.ilinx@googlemail.com. Es folgt ein redaktionelles Auswahlverfahren. Die Frist für die im Anschluss angeforderten, fertigen Artikel ist der 1. Oktober 2020.
ilinx – Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft erscheint in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin. Der Name ilinx (= gr. Wirbel) steht dabei für den Anspruch, verschiedene Strömungen, Theorien und Materialien aufeinander treffen zu lassen. In Roger Caillois‘ Spieltheorie steht ilinx zudem für den Modus des momentan herbeigeführten Orientierungsverlustes, das eine Neuorientierung erfordert. Seit 2019 kann ilinx im Verlag Spector Books Leipzig erscheinen.
www.ilinx-kultur.org
www.spectorbooks.com

Call for Papers
ilinx 6: administrative tools
Editors: Tilman Richter, Caspar-Fridolin Lorenz, Anna Echterhölter
ilinx – Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft

Dealings in everyday experience with bureaucracy always seems wanting. Those subjected to administrative procedures perceive them as impositions and arbitrary rulings. Those who shape and organize administration are dissatisfied with the way their plans are implemented, and those who work in it are frustrated by the gap between formalized procedures and day-to-day practices. These critical stereotypes reveal the tension at the root of administrative actions: What kind of a relationship exists between politics and administration? Is administration a political tool or are its operations themselves political? Does administrative action also politically legitimize its actions or does it indeed enjoy the special advantage of operating according to its own logic? Today these tensions intensify with regard to migration and freedom of movement, digital surveillance, declared or undeclared states of emergency, or with regard to measures of taxation, finance and monetary policy.

Conflicts of this kind merely illustrate the current state of affairs within a longer tradition. Administrations have had to face criticism and undergo reform since they came into existence. A remarkably constant thread in the critique of administration is the complaint of economic liberalism about economic considerations lacking among bureaucrats:

‘The fact is that we continue to be governed by salaried, bookish, indifferent and petty-minded bureaucrats without property of their own. How long this will function time will tell. These 4 words incorporate the spirit of the mindless machinery of governments. [...] They receive their wages from the public purse, and write, write, write in the stillness of their offices, which are fitted out with carefully locked doors. Their identity is unknown, they go unnoticed and unrecognized, raising their children to become the same serviceable writing machines.’ (Letter by Minister vom Stein to Baron von Gagern, dated 24 August 1821)

The machinery of paperwork and the machinery of government of which vom Stein speaks are not identical with the administrative staff and their families. It is the administration itself that is this data-collecting and processing machine. It lets nothing put it off its stroke. Financial concerns and individual economic considerations are dismissed; it has known everything all along. It translates problems in ways that make them findable and comparable, enabling it to make to decisions about them, in other words, to make them administrable. There are no exceptions to the rule. In point of fact, administration produces by its methods and procedures administrativeness: an order of reality that knows nothing unforeseeable, that is long-term and oriented toward the general population – thereby ensuring that expectations be fulfilled. The order is inevitably bound to rules. But as vom Stein has pointed out with polemical undertones, it is disinterested, that is, impersonal and transpersonal, not only concerning its objects but also in its procedures.

One thing is certain: the reality of administrations, the work of their institutions, is always incommensurate with its ideal functional principles. However, Minister vom Stein’s paradigmatic critique targets the principle of administration in general. He is not critiquing its imperfections, which have been, as always, its sluggishness, intersectional blindness, corruptible interests and advantage-seeking staff. Vom Stein considers it to be ossified, uneconomical and inefficient. He sees its weaknesses in principles that demand records be kept and information stored as a rule instead of looking to the future, in promoting the pursuit of private interests and making profit by prompt action. Administration is completely embedded in laws for which it has been optimised to implement. It produces predictability through procedures and makes itself vulnerable to criticism on disclosing how it operates. If we understand this vulnerability of administration as the strength and as a principle of this form of organization, can such a stance enable us to discern facets in due procedures that are resilient to economic infiltration or political control?

The forthcoming thematic issue of the research journal ilinx is exploring options for affirmative notions of administration in order to fathom to what extent collective, universally applicable regulative systems and paperwork machinery differ from automated surveillance and algorithmic irresponsibility. How much should our ever more technologically oriented administrations know about individuals? Can universally applicable procedurality only be guaranteed through the idiosyncratic decisions of individual persons or might not machines be a fairer option? In this context, administration is comprehended as a technique that rapidly develops its own techniques, implements them, but likewise adapts and assimilates them. We are seeking perspectives on what makes up administration from fields such as media studies and cultural, political and aesthetic theory. Especially the following three focal points interest us, among other possible topics in the field:

Emergent Administration
If we understand administration as a technique, as a form and practice, then we disengage it from its connections with bureaucracies, nation states and officialdom, connections that are all too often taken for granted. There are more or less administration-based actions, more or less concentrated forms of administration. We are interested in the forms of (self-)administration or the emergence of international organizations, all in all, in administrations that emerge on a scale smaller than state or greater than national. These can make the effects of administration especially apparent. What can be described in keeping with Thevenot as ‘investment in form’ is always the expression of and condition for the materialization of sociality.
For example, what can be learned from the self-administration of earlier rescue associations, which Pjotr Kropotkin saw as representing the ideal of anarchistic organization? How are in part extremely local and problem-oriented administrations interconnected with the utopian ideas enshrined in them, such as in the some 200 ‘Backwoods Utopias’ in the USA? How do those administrations operate that organize themselves to be readily on call and must constantly react in new ways and according to situations, especially in crises or emergencies, such as international relief organizations (Red Cross, International Red Aid) and (voluntary) emergency services (emergency rooms), (voluntary) fire brigades, the THW [Federal Agency for Technical Relief, Germany])?

Transpersonal Administration
The problem with administration is that it is reliant on people for implementing its impersonal style and impersonal regulations. Administration produces the administrative subject – not only on the executive side but also on that of the addressees of administration. Therefore, it faces the challenge of attending to compliance with regulations and laws as well as having to reconcile the disparity between its own formal requirements and what it terms the facts and circumstances. To this purpose it falls back on an ethos it describes as straightforward and objective and conditioned to concrete actions, practical everyday life, to the style and media of communication – and claims competence in the same (Hildegard Wagner, Bruno Latour). However, it operates contrariwise in interactive sequences, communicating in a style that is tinged by everyday language, such as ‘the quickest channel’ and other ‘bridges’ (Henry Fayol, Peter Becker), or by providing innocuous information. Thus ‘rule following’ is an integral part of administrative action just as programmed disparity is too, which on the one hand enjoys notoriety as ‘useful illegality’ (Niklas Luhmann) or is characterized by resistance to attacks of interest from outside administration, or, on the other, can resort to high-handedness. How does administration preside over such latitude, which divergences does it prevent and which does it make possible, and what function does personalized expression (also aesthetic) acquire within its framework?

Algorithmic Administration
As machinery of government, administration is, first of all, paperwork machinery. This takes on the shape of records and files. While they can be easily and straightforwardly translated into digital space, the fact that they are so makes it all the more uncertain whether administrations will continue in the form we hitherto know them under the portents of decision-making based on algorithms (which administration utilizes simultaneously to exploiting such technology). Technical systems, such as automated face recognition, appear to be an administrative reality for interconnecting without the need of going through records, registers and archives in executive action. But in actual fact this immediacy is the result of a long chain of media translations. As a technically realized black box, translations of this kind tend to become invisible and thus avoid possible criticism. Decision-making processes, which were formerly left to administration, migrate to technical infrastructures. The processes of the latter, however, do not only follow visible and transparent ‘decision-making programs’. Is there any sense at all in speaking of an algorithmic administration – or can we indeed enlist the potential and weaknesses of the more traditional administration techniques, that is, their sluggishness, rigidity or transparency, as a means of critically evaluating technical networks?

Journal / Selection procedures
For the sixth themed research journal ilinx – Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft (Berlin Contributions to Cultural History and Theory), we are seeking contributions that probe beyond the liberal critique of bureaucracy and neither discount the positive operations nor triumphs of administration, in particular in pursuing an original stance in face of the influx of new modes of addressability, making headway between vanished markets and totalitarian schemes. There are two variants for submissions:

1_ Academic articles in German or English language of 30-35,000 characters (ca. 15 printed pages). The articles will be subject to a double-blind peer review process and will be digitally accessible on the ilinx-kultur.org website one year after the publication of the print edition. They will be stored physically at Humboldt University’s long-term archive and can therefore be easily found as online publications, for example, on worldcat.org
2_ An open format – for essay-type submissions, artistic contributions, interviews and material compilations of no more than 15,000 characters (ca. 7–8 printed pages).

Abstracts of one page in length are to be sent by email to redaktion.ilinx@googlemail.com by 3 July 2020 at the latest. An editorial selection procedure will follow. The deadline for the subsequently requested finished articles is 1 October 2020.
ilinx – Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft is published in collaboration with the Department of Cultural History and Theory at Humboldt University Berlin. The word ilinx (Greek: vortex) in the title stands for approaches that bring together different methods, theories and materials. In Roger Caillois’ game theory, ilinx additionally is the term for the mode of play that leads to a momentary loss of orientation, demanding re-orientation. ilinx has been published by Verlag Spector Books in Leipzig since 2019.
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Programm

Kontakt

Tilman Richter

DFG-Graduiertenkolleg „Das Dokumentarische“, Universitätsstr. 105, 44789 Bochum

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