Verlängerte Deadline: Jüdisches Kulturerbe in Westpolen. Dokumentation jüdischer Friedhöfe. Internationaler Workshop

Verlängerte Deadline: Jüdisches Kulturerbe in Westpolen. Dokumentation jüdischer Friedhöfe. Internationaler Workshop

Veranstalter
Lehrstuhl für Denkmalkunde, Europa Universität Viadrina Frankfurt (Oder); Institut für Judaistik, Jagiellonen-Universität Krakau; Juniorprofessur für Jüdische Studien mit dem Schwerpunkt Interreligiöse Begegnungen und Lehrstuhl für Neuere Geschichte (deutsch-jüdische Geschichte), Universität Potsdam; Institut für angewandte Geschichte – Gesellschaft und Wissenschaft im Dialog e.V., Frankfurt (Oder); Museum des Meseritzer Landes, Międzyrzecz
Veranstaltungsort
Museum des Meseritzer Landes (Muzeum Ziemi Międzyrzeckiej im. Alfa Kowalskiego), Podzamcze 2, 66-300 Międzyrzecz
Ort
Międzyrzecz
Land
Poland
Vom - Bis
20.09.2020 - 25.09.2020
Deadline
10.06.2020
Website
Von
Anke Geißler-Grünberg

eit 1945 markieren die Oder und die Lausitzer Neiße die deutsch-polnische Staatsgrenze. Die Region östlich dieser beiden Flüsse erstreckt sich heute über die Wojewodschaften Zachodniopomorskie und Lubuskie. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte sie aber zur Provinz Brandenburg und erlebte innerhalb von 250 Jahren mehrere Grenzverschiebungen. Die damit verbundenen politischen Veränderungen verursachten Migrationsbewegungen, die das Entstehen neuer jüdischer Gemeinden in der Region beförderte. Juden übernahmen traditionell wichtige Vermittlerfunktionen im internationalen Kultur-, Wirtschafts-, Handels- und Wissenstransfer. Als Minderheit agierten sie inmitten einer zutiefst christlich geprägten Gesellschaft. Wirtschaftliche und religiöse Konflikte waren daher vorprogrammiert. Ihre Anwesenheit bedeutete aber zugleich auch gegenseitige Bereicherung und Beeinflussung sowie die kulturelle Selbstverortung der Akteure.

Zu den wenigen Quellen für eine Erforschung der Geschichte der Juden in dieser Grenzregion gehören ihre spärlichen materiellen Hinterlassenschaften. Die Friedhöfe sind heute zumeist das einzige authentische Zeugnis der einst hier bestehenden und während der NS-Zeit ausgelöschten jüdischen Gemeinschaften. An der mittleren Oder, an der Warthe und Obra in Polen existieren heute noch ca. 30 jüdische Friedhöfe unterschiedlichster Größe und Beschaffenheit. Mit ihren Grabsteinen stellen sie eine einzigartige und oft ungenutzte Quelle zur Erschließung der lokalen, regionalen und jüdischen Geschichte dar. Diese Zeugnisse der Erinnerungskultur zählen seit 1945 aber zum weitestgehend marginalisierten und nicht angeeigneten Kulturerbe, dessen Inhalte kaum bekannt sind. Dadurch und aufgrund von Vernachlässigung und Vandalismus ist die materielle Substanz der jüdischen Friedhöfe stark bedroht. Es besteht die Gefahr, dass sie im Laufe der kommenden Jahre unwiederbringlich verloren geht.

Im Rahmen eines wissenschaftlichen Projekts werden diese Friedhöfe und ihr materieller Bestand aus Grabsteinen und Friedhofsbauten erstmalig vollständig dokumentiert, um sie als Quelle für die historische Forschung zu erhalten und zu erschließen.

Ein weiteres Ziel ist, Studentinnen und Studenten sowie und junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an das Thema des Projektes heranzuführen, Grundlagen der Friedhofsdokumentation zu vermitteln und vor Ort selbst dokumentarische Arbeit durchzuführen. Angedacht ist die Schaffung einer Plattform, um sich über die Erkenntnisse des Workshops hinaus auch weiterhin zum Projekt und zum Thema auszutauschen. Wünschenswert ist, wenn eigene Forschungen zur jüdischen Geschichte der Region wie Abschlussarbeiten oder Promotionen entstehen.

Zu diesem Zweck findet im September 2020 ein 5-tägiger Workshop in Międzyrzecz statt. Hierzu laden wir alle Interessierten ein. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, bitten wir um Anmeldung bis zum 31. Mai 2020. Senden Sie uns außerdem Ihre Kurzvita und Ihre Kurzdarstellung des besonderen Interesses. Bis zum 20. Juni 2020 werden wir Sie über die Entscheidung benachrichtigen.

Workshop-Sprachen sind Polnisch und Deutsch.

Die An- und Abreise zum Tagungsort erfolgt selbstständig. Nach Zahlung einer Selbstbeteiligung in Höhe von 40 € werden die Kosten für Übernachtung und Exkursion vom Veranstalter getragen. Die Übernachtung erfolgt in Doppelzimmern (EZ gegen Zuzahlung möglich).

Das Projekt wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) gefördert.

Programm

Kontakt

Anke Geißler-Grünberg

Stiftung Europa-Universität Viadrina Lehrstuhl für Denkmalkunde
Große Scharrnstr. 59, 15230 Frankfurt (Oder)

Geissler-Gruenberg@europa-uni.de