Call for Papers
#Constructing Identity
Selbstbeschreibungen und Fremdwahrnehmungen Russlanddeutscher
Veranstalter:
- Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte, Detmold
- Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE), Oldenburg
- Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück
Datum: 03.-04.12.2020
Ort: Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte, Detmold
Deadline: 01.06.2020
Wer sind die Russlanddeutschen? Diese Frage hat die deutsche Öffentlichkeit in den letzten Jahren wiederholt beschäftigt. Damit erfuhr die Gruppe eine Aufmerksamkeit wie seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht mehr. Zugleich führte die gestiegene Wahrnehmung jedoch nicht automatisch zu einer differenzierteren Betrachtung der Thematik. Nicht selten fanden sich stereotype Darstellungen, in denen die (Spät-)Aussiedler aus dem postsowjetischen Raum wahlweise als „fünfte Kolonne Putins“ oder Parteigänger der AfD fungierten – womit Minderheitspositionen zum vermeintlichen Charakteristikum einer ganzen Gruppe erhoben und tief sitzende Wunden der kollektiven Stigmatisierung erneut aufgerissen wurden.
Blickt man auf die russlanddeutschen Selbstbeschreibungen, dann wird auch hier rasch klar, dass es keine einfache Antwort auf die eingangs gestellte Frage gibt. Jenseits des wirkmächtigen Bildes eines „Volks auf dem Weg“ existiert eine Vielzahl von Zugehörigkeiten, die nicht selten von intergenerationellen Brüchen sowie einem Spannungsverhältnis zwischen individueller Positionierung und kollektiven Narrativen geprägt sind. Hinzu kommt eine globale Migrationsgeschichte, die von Westeuropa über das Russische Reich und die Sowjetunion bis nach Nord- und Südamerika reicht und mit der die Frage der Translationen der Selbst- und Fremdzuschreibungen in verschiedene Sprachen sowie des retrospektiven framing russlanddeutscher Geschichte aus verschiedenen nationalen Perspektiven verbunden ist. Angesichts dieser komplexen Gemengelage bedürfen nicht zuletzt die gängigen Oberbegriffe (Russlanddeutsche? Deutsche aus Russland? Germans from Russia? Rossijskie nemcy? Ukraïn‘ski nimci?) selbst einer kritischen Bestandsaufnahme.
Das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte möchte dies gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) sowie dem Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück zum Anlass nehmen, die verschiedenen Konstruktionen von Identität und Zugehörigkeit im Rahmen einer wissenschaftlichen Tagung näher in den Blick zu nehmen. Wir möchten das Thema multiperspektivisch angehen und freuen uns über Themenvorschläge aus der ganzen Breite geschichts-, kultur- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen. Denkbar (aber keineswegs abschließend) sind folgende Themenspektren:
A. Selbstbeschreibende Identitätskonstruktionen Russlanddeutscher
B. Russlanddeutsch!? - Auswirkungen stereotyper Zuschreibungen für den Integrationsprozess
C. Vergleichende Perspektiven auf Zugehörigkeiten und Identitätskonstruktionen
D. Russlanddeutsche Zugehörigkeiten im Kontext der bundesdeutschen Migrationsgesellschaft
E. Russlanddeutsche Zugehörigkeiten im Kontext postsowjetischer/russischsprachiger Migration in Deutschland
F. Identitätsentwürfe der zweiten Generation
G. Die Rolle Russlands (oder auch anderer postsowjetischer Staaten) für die Formierung russlanddeutscher Identitäten
H. Russlanddeutsche als Objekt und Subjekt von Xenophobie und Rassismus
Jede Sektion beinhaltet einen Kommentar zu den Vorträgen sowie eine anschließende Diskussion. Wir erbitten Vorschläge zu den genannten oder weiteren möglichen Themenkomplexen. Für die Einzelvorträge ist eine Dauer von bis zu 30 Minuten vorgesehen. Konferenzsprache ist Deutsch. Eine Veröffentlichung der Beiträge ist geplant.
Die Themenvorschläge sind in einem Umfang bis zu 300 Wörtern mit kurzen biografischen Angaben zu Person und Forschungsinteressen bis zum 01.06.2020 in digitaler Form an untenstehenden Kontakt zu richten. Bei Annahme des Vorschlags bitten wir darum, bis zum 02.11.2020 ein ausführliches Paper im Umfang von maximal 4.000 Wörtern einzureichen, um eine vorherige Lektüre durch Kommentatoren und Panelteilnehmer und somit eine intensive Diskussion zu ermöglichen.
Kontakt:
Kornelius Ens
Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte
Georgstr. 24
32756 Detmold
E-Mail: k.ens@russlanddeutsche.de