Un/sichtbares Lager. Dritter Workshop zur Geschichte, Überlieferung und Nachwirkung des Stalag 326 (VI K) Senne

Un/sichtbares Lager. Dritter Workshop zur Geschichte, Überlieferung und Nachwirkung des Stalag 326 (VI K) Senne

Veranstalter
Oliver Nickel / Jens Hecker, Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne; Malte Thießen, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte; Burkhard Beyer, Historische Kommission für Westfalen (LWL); Peter Fäßler, Historisches Institut der Universität Paderborn; Andreas Neuwöhner, Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Paderborn; Falk Pingel, Regionale Arbeitsgruppe Ostwestfalen im Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie
Veranstaltungsort
Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne
Ort
Stukenbrock-Senne
Land
Deutschland
Vom - Bis
04.03.2020 -
Deadline
27.02.2020
Von
Jens Hecker

Das Stalag 326 (VI K) Senne war das zentrale Aufnahmelager für sowjetische Kriegsgefangene im Wehrkreis VI, was in etwa dem Gelände des heutigen NRW entspricht. Das Kriegsgefangenenlager hatte damit eine wichtige Funktion für die Kriegswirtschaft und die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung in den Jahren 1941-1945.
Auf dem Gelände des ehemaligen Lagergeländes sind von etwa 200 Gebäuden, die zwischen von der Wehrmacht zwischen 1941 und 1945 erbaut wurden, noch drei Gebäude erhalten. Die historische Arrestbaracke, das Entlausungsgebäude und die in der Nachkriegszeit zur evangelischen Lagerkirche umgebaute Unterkunftsbaracke. Diese Gebäude stehen ebenso unter Denkmalschutz, wie der historische Lagerstraßenverlauf. Seit 2017 ist das gesamte Gelände als Bodendenkmal verzeichnet. Wie bei vielen NS-Zwangslagern fand auch auf dem Gelände in Stukenbrock-Senne eine Transformation der Lagerstruktur statt. Die Nachnutzung als britisches Internierungslagers „Civil Internment Camp 7“ (1947-48), als Sozialwerk Stukenbrock (1948-70) und aktuell als Polizeiausbildungszentrumgelände „LAfP-Bildungszentrum Erich Klausener“ (seit 1970) haben zu einem permanenten Um-, Aus- und Rückbau geführt.
Der Workshop nimmt den historischen Ort als Referenz- und Ausgangspunkt für die Diskussion um eine zeitgemäße Forschung und Arbeit an Gedenkstätten. Mit den Methoden der bauhistorischen Forschung und der zeitgeschichtlichen Archäologie werden Möglichkeiten des historischen Erkenntnisgewinns ausgelotet. Im Zentrum stehen die Überreste im Boden aus einer Grabung im Sommer 2019, sowie die Potentiale für einer bauhistorische Untersuchung der bestehenden Bausubstanz. Schon heute ist bekannt, dass beispielsweise das Entlausungsgebäude ein historisches Zeugnis von sehr hohem Seltenheitswert ist. Neben den materiellen Zeugnissen sind die damit verbundene soziale Praxis bedeutend für eine Annäherung an den Lagerbetrieb, das Lagerleben und die Lagerwahrnehmung. In der heutigen Ausstellungs- und Vermittlungspraxis wird solchen Zeugnissen oft eine „authentische“ Qualität zugeschrieben, die aber größtenteils an den Ort herangetragen werden. In dem Workshop wird hingegen konsequent von materiellen Überresten her gedacht. Dies schließt historische Uneindeutigkeiten, die auch aus der zeitlichen Einschreibung und Überlagerung aller Nachnutzungsphasen in das Material entstehen können, ausdrücklich mit ein. Wie können die so entstandenen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu einem Verständnis des Ortes beitragen, die über den reinen Zeugnischarakter hinausgehen? Wie lassen sich Leerstellen in der Überlieferung und im Baubestand thematisieren? Neben den Fachvorträgen und Ortsbegehungen wird an einem konkreten Beispiel auch eine Möglichkeit der digitalen Repräsentation kritisch diskutiert.
Der Workshop ist der mittlerweile Dritte zur Geschichte, Überlieferung und Nachwirkung des Stalag 326 (VI K) Senne. Die Workshopreihe findet parallel zur Neukonzeption der Gedenkstätte statt.

Der Workshop findet auf dem historischen Gelände des Stalag 326 (VI K) Senne statt. Es wird ebenfalls eine Begehung des fußläufig gelegenen Ehrenfriedhofs sowjetischer Kriegstoter angeboten. Da das Gelände heute von der Polizei NRW genutzt wird, ist eine Anmeldung bis zum 27.02.2020 zwingend erforderlich. Eine Anmeldung ist bei Maria Wibe (Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e.V.) möglich. Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Programm

Un/sichtbares Lager
Dritter Workshop zur Geschichte, Überlieferung und Nachwirkung des Stalag 326 (VI K) Senne

9.00 Uhr
Begrüßung durch Prof. Dr. Malte Thießen (LWL-Institut für Regionalgeschichte) und Oliver Nickel (Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne)

Sektion 1
Moderation: Dr. Andreas Neuwöhner (Altertumsverein Paderborn e. V.)

9.30 Uhr
Oliver Nickel
„Was steht eigentlich noch?“ Die baulichen Überreste des Stalag 326 (VI K) Senne

10.15 Uhr
Dipl.-Ing. Barbara Schulz (Büro für Zeitgeschichte und Denkmalpflege, Berlin)
Baracken in NS-Zwangslagern. Methoden und Erkenntnispotentiale zeithistorischer Bauforschung

11.00 Uhr
Oliver Nickel und Jens Hecker (LWL Institut für westfälische Regionalgeschichte)
Zeitgeschichtlicher Rundgang über das ehemalige Lagergelände (Stalag 326)

12.30 Uhr
Mittagessen

Sektion 2
Moderation: Prof. Dr. Peter Fäßler (Historisches Institut für Zeitgeschichte, Universität Paderborn)

13.15 Uhr
Dr. Sven Spiong (LWL-Archäologie für Westfalen)
Stalag 326 als Bodendenkmal: Erste Ergebnisse der Ausgrabung im Sommer 2019

14.00 Uhr
Stephanie Billib (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten) Orientierungshilfe oder Störfaktor? Erfahrungen mit der Tablet-App der Gedenkstätte Bergen-Belsen

14.45 Uhr
Kaffeepause

15.15 Uhr
Re/Präsentation und Vermittlung des Lagers. Diskussions- und Reflexionsrunde mit Dr. Alexandra Klei (Institut für die Geschichte der deutschen Juden) und Dr. Matthias Heyl (Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück)
Moderation: Prof. Dr. Malte Thießen

16.15 Uhr
Oliver Nickel und Jens Hecker
Rundgang über den Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegstoter

17.30 Uhr
Abschluss

17.45
Ende

Kontakt

Maria Wibe

Gedenkstätte Stalag 326 VI K Senne Lippstädter Weg 26 33758 Schloß Holte-Stukenbrock

052573033

m.wibe@stalag326.de

http://www.stalag326.de
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