Diversität statt Urbanität - Orte jüdischen Lebens zwischen Zentren und Peripherie (15. bis 19. Jahrhundert)

Diversität statt Urbanität - Orte jüdischen Lebens zwischen Zentren und Peripherie (15. bis 19. Jahrhundert)

Veranstalter
Interdisziplinäres Forum "Jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit"; Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Fachbereich Geschichte
Veranstaltungsort
Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Ort
Stuttgart-Hohenheim
Land
Deutschland
Vom - Bis
07.02.2020 - 09.02.2020
Deadline
12.01.2020
Von
Dr. Rotraud Ries

2019 tagte das Forum zu dem bislang systematisch wenig beachteten Thema „Die Stadt als Ort jüdischen Lebens in der Frühen Neuzeit“. Die Vorträge stellten neue Ergebnisse zu städtischen Großgemeinden wie Frankfurt a.M. und Worms, zu den Sonderfällen des Marktes Fürth und der Reichstagsstadt Regensburg sowie zu landesherrlichen Residenz- und Kleinstädten vor, geographisch konzentriert auf den süddeutsch-österreichischen Raum.

Schnell wurde deutlich, dass dies nur ein Anfang sein konnte. Denn auch außerhalb dieses „klassischen“, quantitativ zweifellos bedeutsamen Siedlungsraums zeigt sich, dass das gängige Paradigma vom Landjudentum als zentraler Lebensform nach dem Mittelalter relativiert und differenziert werden muss.

So liegt dem Titel der Tagung 2020 die These zugrunde, dass die Stadt als Ort jüdischen Lebens nicht einfach durch ländliche Siedlungsformen abgelöst wurde, sondern dass einer auf städtische Zentren orientierten jüdischen Lebensform des Mittelalters eine große Diversität folgte. Diese Vielfalt jüdischer Lebens- und Organisationsformen an diversen Standorten zwischen Dorf und Metropole und die Ablösung religiös-kultischer Zentren von örtlicher Urbanität und Zentralität möchten wir beleuchten. Und dabei danach fragen, welche Bedeutung die Lebensumstände in diesen Orten für die jüdische Bevölkerung und ihre Kultur hatten.

Das Forum
Das „Interdisziplinäre Forum jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit“ (www.forum-juedische-geschichte.de) wird seit dem Jahr 2000 durch einen Arbeitskreis aus Historikerinnen, Judaistinnen und Vertreter*innen weiterer Fächer veranstaltet. Im Mittelpunkt der jährlichen Tagungen steht die Diskussion aktueller Fragestellungen und Forschungsvorhaben. Das „Forum“ widmet sich Themen vom späten Mittelalter bis zum frühen 19. Jahrhundert und ist offen für alle, die sich wissenschaftlich mit dieser Epoche der jüdischen Geschichte und Kultur befassen.

Programm

Programm

Freitag, 07. Februar 2020

18.30 Uhr: Abendessen, im Anschluss Begrüßung und Vorstellungsrunde, offener Abend in der Denkbar

Samstag, 08. Februar 2020

9.00 – 12:30 Uhr

Einführung: Ursula Reuter

Moderation: Rotraud Ries

Rainer Josef Barzen, Münster: Von der Peripherie zum Zentrum? Kontinuität und Bedeutungswandel ländlicher jüdischer Siedlungen zwischen Mittelalter und früher Neuzeit

Lucia Raspe, Frankfurt a.M.: Peripherie ohne Zentrum: Bedingungen jüdischer Religionsausübung im Spiegel jiddischer Brauchbücher des 16. Jahrhunderts

Kaffee/Tee

Moderation: Ulrich Hausmann

Andreas Göller, Darmstadt: Urbane jüdische Lebensräume an Mittelrhein und Mosel in den Dynamiken des 30jährigen Krieges

Maria Ciesla, Warschau: Sluck als urbanes jüdisches Zentrum im Großfürstentum Litauen im 17. Jahrhundert

12:30 Uhr: Mittagessen

14:30 – 18:30 Uhr

Moderation: Wolfgang Treue

Dieter Wunder, Bad Nauheim: Reichsritterschaftliche Gutsdörfer mit zentralörtlichen Funktionen – Mansbach und Wilhermsdorf (15. - 18. Jahrhundert)

Maximilian Grimm, Eichstätt: Die jüdischen Siedlungen im Herrschaftsgebiet des Deutschen Ordens (1650-1809) - Zentralität in der Peripherie?

Kaffee/Tee

Moderation: Ursula Reuter

Rotraud Ries, Würzburg: Urbane Zentren, Vorortgemeinden und ländliche Peripherie – ein Überblick zu Norddeutschland (16. – 18. Jahrhundert)

Nadine Garling, Stralsund: Vor den Toren der Hansestadt Lübeck. Moisling als Ausweichort jüdischen Lebens 1656-1806

Michaël Green, Copenhagen: Jewish Life in Early Modern Amsterdam through the Prism of Privacy

18:30 Uhr: Abendessen, offener Abend in der Denkbar

Sonntag, 09. Februar 2020

9:30 – 12:30 Uhr

Moderation: Petra Steymans-Kurz

Elisabeth Loinig, St. Pölten: Ein Zentrum mit engen Grenzen? Jüdische Räume in der Residenzstadt Wien und ihrem Umland im 18. und frühen 19. Jahrhundert

Kaffee/Tee

Zusammenfassung und ausführliche Diskussion:
Von den Landjuden zur Diversität? - Eine Systematisierung der Tagungsergebnisse

Themenfindung für 2021

12:30 Uhr: Mittagessen und Ende der Tagung

Konzeption und Leitung der Tagung: Dr. Ursula Reuter (Bibliothek Germania Judaica, Köln); Dr. Rotraud Ries (Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte, Würzburg); Ulrich Hausmann, M.A. (Professur für Judaistik, JGU Mainz); Dr. Wolfgang Treue (Universität Duisburg-Essen); Dr. Petra Steymans-Kurz für die Akademie

Kontakt

Kerstin Hopfensitz

Fachbereich Geschichte, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart

0711-1640-752

geschichte@akademie-rs.de

http.//www.akademie-rs.de