Mike Savage: The Importance of Class in an Age of Inequalitiy

Mike Savage: The Importance of Class in an Age of Inequalitiy

Veranstalter
Mosse-Lectures an der Humboldt-Universität zu Berlin
Veranstaltungsort
Unter den Linden 6, Senatssaal 1. Stock
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.01.2020 -
Von
Elisabeth Wagner

Die sich neuerlich verschärfenden Klassengegensätze zeugen von der zunehmenden sozialen Spaltung der Gesellschaft, von politisch einseitigen Parteinahmen und Vorurteilen. Mike Savage zeigt in seinem Vortrag, wie die neu entstandenen Ungleichheiten sich unterscheiden von der als 'klassisch' geltenden Aufteilung der Gesellschaft entlang der vorherrschenden Abgrenzung einer 'middle class' von der Arbeiterklasse. Zu demonstrieren ist, wie die verstärkte Akkumulation von Kapital (ökonomisches, kulturelles und soziales Kapital) dazu führt, dass Klassenverhältnisse neu kenntlich werden. Vor allem die Kluft zwischen den sog. Eliten und den 'popular classes' erlangt jetzt zentrale Bedeutung.

Mike Savage, Professor für Soziologie an der London School of Economics, Fellow der British Academy, Forschungen zur kulturellen Dimension von Ungleichheit, zum Verhältnis von class und gender und zu den gesellschaftlichen Eliten. Publikationen u.a.: Mit Fiona Devine, John Scott et al: Rethinking Class Culture, Identities and Lifestyles. London 2004; mit Tony Bennett, Elizabeth Silva, Alan Warde et al: Culture, Class, Distinction. London 2008; Social Class in the 21st Century. London 2015; Mitarbeit am Great British Class Survey der BBC (2015).

Patrick Eiden-Offe, Privatdozent, Gastprofessor am Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität, Projektleiter am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin, Arbeitsschwerpunkte zur Sozialgeschichte der Literatur, zur Theorie- und Wissenschaftsgeschichte, zum Marxismus. Publikationen u.a.: Das Reich der Demokratie. Hermann Brochs „Der Tod des Vergil“. Paderborn 2011; Die Poesie der Klasse. Romantischer Antikapitalismus und die Erfindung des Proletariats. Berlin 2017; zahlreiche Vorträge und Beiträge zur aktuellen Kulturpolitik u.a. in der Zeitschrift „Merkur“.

Programm

KLASSENFRAGEN

Unter den Bedingungen einer kapitalistischen Ökonomie, die sich an wirtschaftlichen Interessen von Großunternehmen und shareholders orientiert, nimmt die materielle Unsicherheit breiter Bevölkerungsschichten zu, wächst die ungleiche Verteilung von Bildung und Lebenschancen. Hinzu kommt die tagtägliche Erfahrung von sozialer und auch rassistischer Ausgrenzung und Diskriminierung. In Wissenschaft und Politik mehren sich die Stimmen, die angesichts dieser Lagebeschreibung eine „Rückkehr der Klassengesellschaft“ annehmen. Es entstehen vielfältige soziale Bewegungen, an verschiedenen Orten, aus unterschiedlichen Lebenslagen und mit speziellen Motivationen: diversifiziert und nicht zentriert wie einstmals die soziale und politische Organisation der Arbeiterklasse. Entsprechend vielfältig sind die Praktiken, die anstelle eines Klassenbewusstseins ein Selbstbewusstsein der Emanzipation und des Widerstands hervorbringen oder zumindest einfordern. Eine klassenspezifische Zugehörigkeit und Solidarität, nach Herkunft, Schicht und Milieu, nach Erwerb und Besitz sowie unterschiedlichen Lebensformen- und Verhaltensweisen kann nicht kompakt behauptet, wohl aber symptomatisch rekonstruiert werden. Ist eine kulturelle Identitätspolitik, welche die Diversität aller möglichen Lebensentwürfe und Lebensstile auszeichnet, an die Stelle organisierter Sozialpolitik getreten? Hat eine liberalistisch orientierte marktkonforme Demokratie, welche die offensichtlichen Umstände einer „real existierende Klassengesellschaft“ ausspart, die soziale Demokratie ersetzt? Einige Kenner und Kritiker brandmarken die vorherrschende „Reichtumsverteidigungspolitik“ und sprechen von einem „Klassenkampf der Finanzoligarchie“ gegen den Rest der Bevölkerung. Mit welchem Recht und mit welcher Begründung? Kann der sich abzeichnende gesellschaftliche Strukturwandel („autoritärer Kapitalismus“, sozialpolitisch motivierte Protestbewegungen) eine erneuerte „Klassenpolitik“ hervorbringen? Wie entstehen Widerstand, Zusammenhalt, Kollektivität?

Kontakt

Elisabeth Wagner

Dorotheenstraße 24

030 - 20939-777

info@mosselectures.de

http://www.mosse-lectures.de
Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Region(en)
Thema
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch
Sprache der Ankündigung