Die Abteilung Bildung und Forschung des Beauftragten für die Stasi-Unterlagen der ehemaligen DDR (BStU) lädt auch in diesem Winter zu einem semesterbegleitenden Kolloquium ein. In den Vorträgen wechseln sich Wissenschaftler der BStU mit externen Forschern ab, die jeweils ihre laufenden Forschungsprojekte vorstellen und mit den Zuhörern diskutieren. Im Mittelpunkt dieser Werkstattberichte steht selbstverständlich die Staatssicherheit der DDR und ihre Arbeit, das Kolloquium ist aber auch offen für andere Themen. Das konkrete Programm entnehmen Sie bitte dem Semesterprogramm. Die Veranstaltung steht für alle Interessenten offen - eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Vortrag von Sebastian Richter (BStU-Mitarbeiter/Abteilung BF)
"Koch und Kellner? Fallanalysen zum Verhältnis von MfS-Untersuchungsabteilungen und DDR-Staatsanwaltschaft in der Praxis politischer Strafverfahren 1958–1988"
Tausende Bürger wurden in der DDR von der Staatsanwaltschaft wegen politischer Delikte angeklagt. Häufig hatte davor die Linie IX der Staatssicherheit die Ermittlungen geführt. Zwar sind direkte Einflussnahmen des MfS vor allem auf Verfahren gegen prominente Beschuldigte belegt. Unklar war aber bislang, ob solche Durchgriffe zum „Alltag“ der politischen Justiz gehörten. Der Vortrag geht dieser Frage auf einer Basis von über 100 Ermittlungsverfahren nach. Er beschäftigt sich mit der Rolle der Staatsanwälte in diesen Verfahren und trifft Aussagen darüber, ob das MfS ihnen die Anklageschriften vorgegeben hat.