Konstruktion des Sozialen. Nachwuchsforschung im Gespräch mit Norbert Elias' Figurationstheorie. Ein Meisterkurs mit Prof. Thomas Alkemeyer

Konstruktion des Sozialen. Nachwuchsforschung im Gespräch mit Norbert Elias' Figurationstheorie. Ein Meisterkurs mit Prof. Thomas Alkemeyer

Veranstalter
Dr. Marcus Held; Dr. Mirjam Sauer; GCSC Gießen; GS Gießen
Veranstaltungsort
Justus-Liebig-Universität Gießen
Ort
Gießen
Land
Deutschland
Vom - Bis
04.02.2020 - 05.02.2020
Deadline
01.11.2019
Von
Dr. Marcus Held

Der Postdoc-Workshop bringt Nachwuchsforschungen zur Konstruktion des Sozialen ins interdisziplinäre Gespräch mit der Figurationstheorie von Norbert Elias. Als Hintergrund fungiert die aktuelle Theoriediskussion zur Sozialontologie (JANSEN 2017; SEARLE 2011; TUOMELA 2007 & 2013), die nach den Bedingungen fragt, „wie wir die soziale Welt machen“ (SEARLE 2017).

Der Soziologe Norbert Elias (1897–1990) versucht mit dem Figurationsprozess, die eigendynamische und wechselseitige Angewiesenheit (Interdependenz) von Individuen als grundlegendes Phänomen zu verstehen. Figuration kann als epistemologische Kategorie genutzt werden, um das Beziehungsgeflecht von untereinander abhängigen Individuen zu untersuchen. Die Analyse von Figurationen hilft dabei, Gruppenstrukturen mit denen von individuellen Verhaltens- und Identitätsstrukturen zu verbinden, sowie den Wandel solcher Strukturen zu untersuchen. Individuen und Gruppen existieren in sich verändernden Kontexten, die nur als Geflecht und in Abhängigkeit voneinander (interdependent) gedacht werden können. Denn das Wesen jeder sozialen Gemeinschaft stellt nach Elias die Beziehung zwischen Menschen dar und prägt deren Identitätskonstruktionen.

Anhand von Figurationen können die soziale Raumzeit (WEIDENHAUS 2015; NOWOTNY 1993), sowie Identitätsfragen sichtbar und lesbar gemacht werden. Durch das heuristische Instrument der Figurationstheorie wird es möglich, die ästhetisch-kognitiven Inszenierungsstrategien (z.B. mit ihren Konservierungsfunktionen, Vergegenwärtigungsfunktionen und Verdichtungsfunktionen) der Selbstperformativität von Individuen und Gruppen stärker in den Blick zu nehmen.

Im Workshop wird anhand der Forschungsprojekte gefragt, ob und wie Figurationen als heuristisches Mittel dienen können, um fiktionale und nicht-fiktionale Begründungsfiguren von Identitäten zu analysieren. Inwiefern können Figurationen in bildlichen und argumentativen Formen der kulturellen Selbstbeschreibung als Analysemittel in der Projektarbeit genutzt werden?

Zielsetzung
Im Workshop wird die Figurationstheorie von Norbert Elias als methodisches Instrument erarbeitet, um nach ihren Anschlussmöglichkeiten für theologische, religionswissenschaftliche, kulturwissenschaftliche und soziologische Forschungsperspektiven zu fragen.

Arbeitskonzept
Der Workshop gliedert sich in drei Phasen:

(I) Gemeinsame Lektüre von Texten zur Figurationstheorie;
(II) Vorstellung und Diskussion von Forschungsprojekten und Thesen zu möglichen Anschlüssen an die Figurationstheorie der Teilnehmenden;
(III) Evening Lecture des/der Meisters/Meisterin.

Im Vorfeld wird ein Reader (ca. 100 Seiten) mit einschlägigen Texten zur Figurationstheorie erstellt und an die Teilnehmer verschickt.

Zielgruppe und Bewerbungsmodalitäten
Angesprochen sind Post-Docs der Theologie, Religions- und Kulturwissenschaften sowie Soziologie, die sich in ihren Forschungsprojekten mit Fragen der kulturtheoretischen Bestimmung von religiös-kulturellen Identitäten und ihren Erscheinungsweisen beschäftigen. Zudem wird die Bereitschaft erwartet, sich mit der Figurationstheorie von Norbert Elias als Theoriemodell und ihren Anwendungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen.

Die Bewerbung erfolgt über ein Abstract des eigenen Forschungsprojektes, das den Bezug zur Fragestellung deutlich macht (max. 3.000 Zeichen).
Interessierte DoktorandInnen und Studierende sind eingeladen, als DiskutandInnen am Workshop teilzunehmen, und sich dafür mit einem Motivationsschreiben (max. 1.500 Zeichen) zu bewerben.
Alle ausgewählten Teilnehmenden reichen zum Workshop drei Thesen zur Anwendbarkeit der Figurationstheorie als Diskussionsgrundlage ein.

Einsendeschluss ist in beiden Fällen der 1. November 2019. Bewerbungen sind per PDF einzureichen bei marcus.held@evtheologie.uni-giessen.de UND mirjam.sauer@evtheologie.uni-giessen.de

Zeitpunkt: 4./5. Februar 2020

Eine Veröffentlichung der Beiträge der Teilnehmenden ist in der Reihe „Praktiken der Subjektvierung“ (transcript) geplant. Der Band soll im Herbst 2020 erscheinen.
Eine Übernahme der Reise- und Übernachtungskosten wird angestrebt.

Programm

4. Februar 2020
13:30 Begrüßungskaffee

14:00 – 14:30 Begrüßung, Vorstellung und Einführung ins Thema | Dr. M. Held, Dr. M. Sauer

14:30-16:00 Gemeinsame Lektüre und Diskussion der Figurationstheorie

16:00-16:30 Kaffeepause

16:30-18:00 Diskussion der Thesen der Teilnehmenden mittels Fishbowl-Methode Gelegenheit zum Abendessen

18:00-20:00 Gelegenheit zum Abendessen

20:00-21:30 Evening-Lecture mit Diskussion | Prof. Dr. Thomas Alkemeyer

5. Februar 2020
09:30-11:00 Projektpräsentationen I-III

11:00-11:30 Kaffeepause

11:30-13:00 Projektpräsentationen IV-VI

13:00-14:30 Gelegenheit zum Mittagessen

14:30-16:00 Projektpräsentationen VII-IX

Kontakt

Marcus Held
Institut für Evangelische Theologie
Karl-Glöckner-Str. 21, D-35394 Gießen, Haus H, Raum 219a

Marcus.Held@evtheologie.uni-giessen.de

https://www.uni-giessen.de/fbz/fb04/institute/evtheo/system-theo/personen/held-marcus
Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
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