„Die zwei Körper des Königs“, so der Titel einer berühmten Studie von 1957, gelten seit den grundlegenden Arbeiten von Ernst Kantorowicz als zentrale Denkfigur vormoderner politischer Theorie: Der natürliche, sterbliche Körper des Königs verweist auf die konkrete Person, die das Herrscheramt ausfüllt, der übernatürliche, unsterbliche Körper des Monarchen steht für die Institution an sich und ihre Dauerhaftigkeit. In dieser Differenzierung frühneuzeitlicher Juristen hat Kantorowicz die Trennung von Funktion und Person an der Spitze der Herrschaft nachgezeichnet und darin die Entstehung des modernen Staates erkannt. Was ihn hingegen nicht interessiert hat, sind jene Fragen an den Körper, mit denen sich aktuelle Ansätze der Körpergeschichte und der Geschichte der Sexualität befassen: Fragen nach Gesundheit und Krankheit des königlichen Körpers, nach dessen unterschiedlichen Lebensphasen vom Säuglingsalter bis zum Tod und auch nach der Sexualität des Herrschers und seines Umfelds.
Der Sommerkurs möchte die klassischen Paradigmen zur politischen Geschichte des Hofes mit den innovativen Ansätzen der Körper- und Sexualitätsgeschichte verbinden. Im Mittelpunkt sollen hierbei neue Perspektiven in der Erforschung des frühneuzeitlichen Fürstenhofes stehen: in Vorträgen ausgewiesener ExpertInnen, die bereits einschlägige Arbeiten zum Thema vorgelegt haben, aber auch in Seminarsitzungen mit gemeinsamer Quellenarbeit sowie bei der Diskussion aktueller Forschungsprojekte, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei Bedarf und Interesse präsentieren können.
Der Sommerkurs richtet sich an Frankfurter Studierende, die diese Veranstaltung als reguläres Seminar zur Neueren Geschichte belegen können. Gleichzeitig steht der Kurs Promovierenden und Postdocs aus Frankfurt und von anderen Universitäten offen, die ein einschlägiges Projekt verfolgen oder sich schlicht für das Thema interessieren. Sie werden aufgefordert, sich um die Teilnahme an diesem Kurs zu bewerben. Falls Interesse an einer Projektpräsentation besteht, schildern Sie bitte kurz Ihr Forschungsvorhaben. Die Teilnahme am Kurs ist kostenfrei, Reisekosten o.ä. können leider nicht übernommen werden.
Ihre Bewerbung schicken Sie bitte bis zum 31. Juli 2019 an: emich@em.uni-frankfurt.de
Ein Reader mit grundlegender Literatur zum Thema wird den TeilnehmerInnen rechtzeitig zur Verfügung gestellt.
Referenten und Referentinnen
Dr. Nadine Amsler, Bern/Frankfurt am Main
Dr. Pascal Firges, DHI Paris
Dr. Regine Maritz, Bern/DHI Paris
Dr. Christian Mühling, Würzburg/Ober-Ursel
Dr. Tom Tölle, Hamburg