Der Kampf um die Wahrheit. Henry Arnhold Dresden Summer School 2019

Der Kampf um die Wahrheit. Henry Arnhold Dresden Summer School 2019

Veranstalter
Technische Universität Dresden; Deutsches Hygiene-Museum Dresden; Militärhistorisches Museum der Bundeswehr; Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden; Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Veranstaltungsort
Ort
Dresden
Land
Deutschland
Vom - Bis
23.09.2019 - 02.10.2019
Deadline
19.05.2019
Von
Felicitas von Mallinckrodt

[ENGLISH VERSION BELOW]

Der Kampf um die Wahrheit
Kulturinstitutionen im Fokus gesellschaftlicher Polarisierungen

Beschreibung:
Der öffentliche Diskurs ist zu einem Kampfplatz um Wahrheit geworden. Wahrheitsansprüche werden in Form des wechselseitigen Vorwurfes verhandelt, jeweils die falsche Wahrheit zu vertreten. Vokabeln wie postfaktisch, Fake News oder alternative Fakten machen die differenzierte Verständigung über unterschiedliche Welterklärungen und divergierende Interessen schwierig. Das geschieht vor dem Hintergrund einer wachsenden Skepsis nicht nur gegenüber den Eliten des Staates, sondern auch gegenüber Institutionen, die sich traditionell als Produzenten und Repräsentanten bestehender Wissens- und Gesellschaftsordnungen verstehen.

So geraten Museen und Bibliotheken, aber auch Universitäten mit ihrer Funktion, Wissen zu speichern, zugänglich zu machen und damit fortzuschreiben, zunehmend unter Druck. Die Unterscheidung zwischen Original und Fälschung, zwischen ‚richtig‘ und ‚falsch‘ sowie das Ringen um Beweis und Gegenbeweis haben in ihnen eine lange Tradition. Gleichzeitig sind sie Orte des Diskurses und Resonanzräume gesellschaftlicher Entwicklungen. Institutionen von Kultur und Wissen stehen somit nicht nur im Mittelpunkt gesellschaftlicher Polarisierungen, sie müssen sich auch in ihnen positionieren und sich aktiv zu ihnen verhalten. Sie sind Schauplatz des Kampfes um die Wahrheit, zugleich stehen sie auch im Fadenkreuz konkurrierender Wahrheitsansprüche.

Hier setzt die Henry Arnhold Dresden Summer School 2019 an. Das zehntägige Programm möchte dabei Fragen von Handlungsspielräumen, Kompetenzen und Verantwortung nachgehen: Wie agieren Museen und Bibliotheken, wenn sie ins Zentrum gesellschaftlicher Polarisierungen geraten? Welche Rolle kommt ihnen als Schauplatz und Austragungsort gesellschaftlicher Debatten zu? Und wie verhalten sie sich selbst als Akteure angesichts polarisierender Themen? Vielleicht ist es gerade die Aufgabe von Wissenschafts- und Kulturinstitutionen, gegen die Verengung des öffentlichen Diskurses auf ‚wahr‘ oder ‚falsch‘ zu zeigen, dass es durchaus mehrere Wahrheiten geben kann, dass auch Irrtümer produktiv sein können, dass Lügen erfolgreiche Geschichten schreiben konnten und dass Nichtwissen bisweilen hilfreich sein kann.

Diese Fragen sollen im Zentrum eines intensiven Austauschs mit den beteiligten Institutionen stehen. Die Themen einzelner Diskussionen und Workshops werden entlang aktueller Arbeitsschwerpunkte der jeweiligen Häuser entwickelt und haben daher einen hohen Aktualitätsbezug. So soll im Deutschen Hygiene-Museum vor dem Hintergrund der Neugestaltung des Ausstellungsbereichs „Sexualität“ das Museum als gesellschaftlicher Diskursraum untersucht werden. Konflikte um Deutungsmacht sollen im Militärhistorischen Museum thematisiert werden – beispielhaft einerseits anhand der Geschichte des eigenen Hauses, andererseits mit Blick auf die Deutung historischer Ereignisse wie das Attentat des militärischen Widerstandes auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944, das sich 2019 zum 75. Mal jährt. Die SLUB als eine Institution, die Wissen kuratiert und Zugang zu vielfältigen Quellen bietet, wird Techniken der Unterscheidung zwischen Fakten und Fake News bzw. Fake Science vermitteln. In den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden werden schließlich multiperspektivische Objektgeschichten diskutiert, was insbesondere in Hinblick auf den Umgang von Museen mit der Herkunft der Objekte und vor allem im Zusammenhang mit kolonialzeitlichen Beständen hochaktuell ist.

Als gemeinsames Projekt der Technischen Universität Dresden, des Deutschen Hygiene-Museums Dresden, des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr, der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden und der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden bietet die Henry Arnhold Dresden Summer School 2019 die einzigartige Möglichkeit, theoretische wie praktische Konzepte gleichermaßen in den Blick zu nehmen. Dabei werden in einzelnen Ausstellungsbesuchen und interdisziplinären Workshops konkrete Fragestellungen diskutiert und Handlungsvorschläge erarbeitet. Das Programm bietet darüber hinaus die Möglichkeit zur vertieften Auseinandersetzung mit den beteiligten Institutionen und ihren VertreterInnen sowie zu intensiven Diskussionen mit renommierten ExpertInnen und WissenschaftlerInnen.

Modalitäten:
Die Teilnahmegebühr beträgt 250 € pro Person. Kosten für Anreise, Unterkunft und Verpflegung werden übernommen.

Arbeitssprache ist überwiegend Deutsch, einzelne Programmteile und Diskussionen können in englischer Sprache stattfinden. Internationale InteressentInnen sind ausdrücklich zur Bewerbung eingeladen. Sie sollten in der Lage sein, Vorträgen in deutscher Sprache zu folgen.

Die Summer School wird von einem Blog (http://dss.hypotheses.org/) begleitet, der von den TeilnehmerInnen geführt wird. Die Bereitschaft, während der Summer School einen oder mehrere Blogbeiträge zu verfassen, wird vorausgesetzt.

Bitte senden Sie Ihre Bewerbung bestehend aus Motivationsschreiben und aktuellem Lebenslauf elektronisch an den Direktor der Henry Arnhold Dresden Summer School, Herrn Prof. Dr. Hans Vorländer (Email: ddsummerschool@mailbox.tu-dresden.de). Das Motivationsschreiben sollte eine Seite nicht überschreiten und den Bezug zum Thema der Henry Arnhold Dresden Summer School 2019 deutlich machen. Die Mitteilung über die Teilnahme erfolgt voraussichtlich bis Ende Juni 2019.

Fachrichtungen:
Archiv-, Bibliotheks-, Informations- und Dokumentationswesen, Ethnologie, Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte, Kulturwissenschaften, Medienwissenschaft, Museologie, Philosophie, Politikwissenschaft, Psychologie, Soziologie und verwandte Fächer

Teilnehmerkreis:
Eingeladen zur Bewerbung sind NachwuchswissenschaftlerInnen (v.a. Promovierende, Post-Docs) der einschlägigen Fachrichtungen sowie junge Museums-, Archiv- und Bibliotheksfachleute.

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Henry Arnhold Dresden Summer School 2019

The Struggle for the Truth
Institutions of Culture in Polarized Societies

Disciplines:
Archive science, library science, information science, documentation science, ethnology, German studies, history, art history, cultural studies, media studies, museology, philosophy, political science, psychology, sociology and other related disciplines

Target group:
Junior scholars (in particular doctoral students and post-docs) from the relevant disciplines as well as young museum, archive and library professionals are invited to apply.

Description:
The public discourse has become an arena of the struggle for truth. Claims to truth are negotiated in mutual accusations of representing the wrong truth. Terms such as post-factual, fake news and alternative facts make it all the more difficult to communicate about differing explanations of the world and diverging interests on a sophisticated level. Such communication moreover takes place against the background of growing skepticism – not only towards the nation’s elites, but also towards institutions that have traditionally conceived of themselves as producers and representatives of existing orders of knowledge and society.

Museums and libraries, but also universities, as institutions whose purpose is to store knowledge, make it accessible, and thus further it, are accordingly under increasing pressure. These institutions have a long tradition of seeking to distinguish between original and forgery, between ‘right’ and ‘wrong’, and of the struggle for proof and counterproof. At the same time, they serve as forums for discourse and resonance chambers for societal developments. Culture and knowledge institutions are thus not only the focus of societal polarizations, but within those polarizations they must also take a stance and act accordingly. They are theatres of the war for truth, and at the same time they are in the firing line of competing claims to truth.

This is precisely the topic the Henry Arnhold Dresden Summer School 2019 will address. The ten-day programme will pursue issues of scope for action, competencies and responsibility. How do museums and libraries proceed when they find themselves at the centre of societal polarizations? What role do they play as arenas and venues of societal debates? And what position do they take themselves, as protagonists, with regard to polarizing issues? Perhaps scientific and cultural institutions should respond to reductions of the public discourse to ‘true’ or ‘false’ by pointing out that there can be several truths, that mistakes can also be productive, that lies can write successful stories, and that in some cases ignorance can be a helpful.

These questions will form the core of intensive exchange with the participating institutions. The themes of the individual discussions and workshops will be developed in conjunction with these institutions’ current activities, which will ensure a high degree of topicality. At the Deutsches Hygiene-Museum, for example, against the background of the redesign of its presentation on “Sexuality”, the museum is to be examined as a space for societal discourse. At the Militärhistorisches Museum, conflicts over the power of interpretation are to be addressed – based on the example of the museum’s own history, but also with a view to the interpretation of historical occurrences such as the attempt by resistance within the military to assassinate Adolf Hitler on 20 July 1944, seventy-five years ago this year. The SLUB, as an institution that curates knowledge and offers access to a wide range of sources, will teach techniques for differentiating between facts and fake news / fake science. And finally, at the Staatliche Kunstsammlungen Dresden, multiperspectival object histories will be discussed, an aspect that – in view of how museums deal with the origins of objects, and above all in connection with the SKD’s colonial-period holdings –, bears great relevance for the present.

As a joint project of the Technische Universität Dresden, the Deutsches Hygiene-Museum Dresden, the Militärhistorisches Museum der Bundeswehr, the Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden and the Staatliche Kunstsammlungen Dresden, the Henry Arnhold Dresden Summer School 2019 represents a unique occasion to focus on theoretical and practical concepts to equal degrees. The participants will discuss concrete issues and develop proposals for action within the framework of exhibition visits and interdisciplinary workshops. The programme will moreover provide opportunities for more in-depth engagement with the participating institutions and their representatives, as well as for concentrated discussion with well-known experts and scholars.

Information / Application procedure:
The fee for participation is 250 € per person. The TU Dresden will cover the travel expenses and the cost of room and board.

The summer school will be held primarily in German. Individual programme items and discussions may be held in English. We expressly welcome applications from all over the world. Applicants should be capable of following lectures in German.

The summer school will be accompanied by a blog (http://dss.hypotheses.org/) to be kept by the participants. Your willingness to write one or more blog contributions during the summer school is assumed.

Please send your application, consisting of a personal statement of motivation and your current curriculum vitae, by electronic means to the director of the Henry Arnhold Dresden Summer School, Prof. Dr. Hans Vorländer (e-mail: ddsummerschool@mailbox.tu-dresden.de). The personal statement should not exceed one page, and it should explain your interest in the topic of the Henry Arnhold Dresden Summer School 2019. You will be informed as to your participation prospectively by the end of June 2019.

Programm

Kontakt

Felicitas von Mallinckrodt
Wissenschaftliche Koordinatorin
Henry Arnhold Dresden Summer School
TU Dresden
Zellescher Weg 17
01069 Dresden
Tel.: +49 (0)351 463 37681
Fax: +49 (0)351 463 37774
http://dss.hypotheses.org
@ddsummerschool, #ddss19

felicitas.von_mallinckrodt@tu-dresden.de

https://dresdensummerschool.de/