Sterben & Töten für Gott? Das Martyrium in Spätantike und frühem Mittelalter

Sterben & Töten für Gott? Das Martyrium in Spätantike und frühem Mittelalter

Veranstalter
Forschungsstelle Christlicher Orient, KU Eichstätt-Ingolstadt; Römisches Institut der Görres-Gesellschaft
Veranstaltungsort
Campo Santo Teutonico
Ort
Rom
Land
Italy
Vom - Bis
20.02.2019 - 23.02.2019
Von
Joachim Braun, Forschungsstelle Christlicher Orient, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

Die Forschungsstelle Christlicher Orient organisiert in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Alte Kirchengeschichte und Patrologie (Prof. Dr. Andreas Weckwerth), der Stiftungsprofessur Prinz Max von Sachsen für Theologie des Christlichen Ostens (Prof. Dr. Thomas Kremer) und dem Römischen Institut der Görres-Gesellschaft (Prof. Dr. Stefan Heid) eine internationale Fachtagung zum Thema "Sterben & Töten für Gott? Das Martyrium in Spätantike und frühem Mittelalter".

Sind Attentäter, die im Namen Gottes töten, Märtyrer? Darf die Bereitschaft, für Gott zu sterben, mit Gewalttätigkeit einhergehen? In der öffentlichen Debatte werden Dschihadisten immer wieder fälschlich als Märtyrer bezeichnet, die durch den "Kampf gegen die Ungläubigen" mit Belohnungen im Paradies rechnen dürfen. Kommt ihnen aber im strengen Sinne der Ehrentitel "Märtyrer" zu?

Der Focus der Tagung liegt daher auf der historischen Herausarbeitung eines heuristisch fruchtbaren Märtyrerbegriffs in Spätantike und frühem Mittelalter, und zwar im Sinne einer freien, duldenden (nicht aktiv kämpfenden) Annahme des Todes um des Glaubens willen. Das interdisziplinäre Teilnehmerfeld setzt sich aus 20 etablierten Forscherinnen und Forschern bzw. Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern zusammen. Das Tagungsthema kann so aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden. Kirchen-, liturgie-, kunst- und frömmigkeitsgeschichtliche Zugänge werden durch interrreligiöse Ansätze ergänzt. Die Tagung findet vom 20. bis 23. Februar 2019 in der angenehmen Atmosphäre des Campo Santo Teutonico in Rom statt.

Programm

Mittwoch, 20. Februar 2019

16.00 Uhr
Peter Bruns, Stefan Heid: Begrüßung und Einführung

16.30 Uhr
Ingo Schaaf (Konstanz): Neque enim veneramur nomine martirum eos qui sibi collum ligaverunt (Aug. c. litt. Pet. II 49). Opfertod und Todessuche als Exempel in Antike und Christentum

17.15 Uhr
Hans Reinhard Seeliger (Tübingen): Ad illam vitam non ducit tortura sed causa (Acta Sebastiani 28). Das Bild des Märtyrers in den römischen Märtyrerlegenden

18.00 Uhr Kaffeepause

18.15 Uhr
Felix Grollmann (München): Rechtsvorstellungen und Kirchenhass. Zum Verhältnis der frühmittelalterlichen Martyrien zu den römerzeitlichen Christenverfolgungen

19.00 Uhr
Felix Rohr (Bamberg): Meriti clausula pax. Zur Martyriumsidee bei Prudentius

20.00 Uhr
Gemeinsames Abendessen der Referenten

Donnerstag, 21. Februar 2019

09.15 Uhr
Georg Röwekamp (Jerusalem): Der christliche Märtyrer als Kämpfer. Einige Beobachtungen aus der Kirchengeschichte des Heiligen Landes

10.00 Uhr
Peter Bruns (Bamberg): Erlösung im Kampf oder durch Tod? Beobachtungen zu den syrischen Akten der persischen Märtyrer

10.45 Uhr
Kaffeepause

11.15 Uhr
Notker Baumann (Fulda/Marburg): Die christliche Deutung der „makkabäischen Märtyrer“ im frühen Mittelalter

12.00 Uhr
Wenzel Maximilian Widenka (Eichstätt): Seinen Namen heiligen, um das Volk zu retten. Das Konzept des Qiddush haShem und das Martyrium im Judentum

12.45 Uhr
Mittagspause

15.30 Uhr
Thomas Kremer (Eichstätt): Zum Verständnis von Martyrium in mittelbyzantinischer Zeit in der Auseinandersetzung mit dem Islam

16.15 Uhr
Mira Sievers (Frankfurt a. M.): Sie sind lebendig bei ihrem Herrn (Q 3:169). Koranische Grundlagen und theologische Deutungen des Märtyrertums im Islam

17.00 Uhr
Kaffeepause

17.30 Uhr
Serdar Kurnaz (Hamburg): Die Entstehung und Entwicklung der Begriffe jihâd und shahîd in koranexegetischer und juristischer Literatur von den Anfängen des Islams bis zum 11. Jahrhundert

18.15 Uhr
Hureyre Kam (Frankfurt a. M.): Asketische Kriegsführung. Ibn al-Mubaraks Vorstellungen vom Jihad

Freitag, 22. Februar 2019

09.15 Uhr
Joachim Braun (Eichstätt): Vorösterliches Martyrium? Eine florilegische Sammlung zur Verehrung der „Unschuldigen Kinder“ als Märtyrer bei westlichen wie östlichen Vätern

10.00 Uhr
Josef Rist (Bochum): Der jugendliche Tarzisius. Märtyrer und spätantikes Idealbild eucharistischer Frömmigkeit

10.45 Uhr
Kaffeepause

11.15 Uhr
Katharina Reihl (Eichstätt): Überlegungen zum unblutigen Martyrium am Beispiel der Protomärtyrerin Thekla

12.00 Uhr
Winfried Büttner (Bamberg): Hagiographische Notizen zur Theologie des Martyriums aus der Legende des frühchristlichen Blutzeugen Pantaleon

12.45 Uhr
Mittagspause

15.30 Uhr
Roman Hankeln (Trondheim): Gewalt, Glorie, Gregorianik. Aspekte liturgisch-musikalischer Artikulation des Massenmartyriums
im Sittener Mauritiusoffizium

16.15 Uhr
Andreas Weckwerth (Eichstätt): Grundlinien einer Theologie des Martyriums im sogenannten Sacramentarium Veronense

17.00 Uhr
Kaffeepause

17.30 Uhr
Francesca Paola Massara (Rom): Ego enim iam delibor et tempus resolutionis meae instat... Martirio, testimonianza e non-violenza nell’iconografia paleocristiana

18.15 Uhr
Dominik Baumgartner (München): Märtyrer als Schlüssel zum Jenseits. Bestattungen ad sanctos und ihre eschatologischen und frömmigkeitsgeschichtlichen Implikationen

Samstag, 23. Februar 2019

09.15 Uhr
Johannes Grohe, Stefan Heid (Rom): Gemeinsame Exkursion (San Clemente, Santi Quattro Coronati, Santo Stefano Rotondo)
ab mittags Zeit zur freien Verfügung

18.00 Uhr
Berthold Pelster (München): Öffentlicher Abendvortrag mit anschl. Rinfresco: Terror, Flucht, Vertreibung. Christenverfolgung als globale Herausforderung

Kontakt

Joachim Braun
christlicher-orient@ku.de

https://www.ku.de/thf/chr-or/nachrichten/nachrichten/einzelansicht/article/tagung-sterben-toeten-fuer-gott-vom-20-bis-23-februar-2019-in-rom/