Herrschaftswandel und Oppositionsbildung in der Ära Honecker. Die siebziger und achtziger Jahre im Vergleich

Herrschaftswandel und Oppositionsbildung in der Ära Honecker. Die siebziger und achtziger Jahre im Vergleich

Veranstalter
Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V.
Veranstaltungsort
Am Neuen Markt 9d (Tagungsraum des Zentrums für Zeithistorische Forschung)
Ort
Potsdam
Land
Deutschland
Vom - Bis
23.05.2005 - 24.05.2005
Website
Von
Klein, Thomas

Herrschaftswandel und Oppositionsbildung in der Ära Honecker. Die siebziger und achtziger Jahre im Vergleich

Interessierte Teilnehmer an diesem Workshop möchten sich bitte unter der e-mail-Adresse tklein@rz.uni-potsdam.de anmelden. Wegen der begrenzten Teilnahmekapazität bitten wir die Interessenten, auf ihre Anmeldebestätigung (per e-mail) zu achten.

Häufig bleiben die Diskurse über „Opposition in der DDR“ auf die achtziger Jahre, mitunter sogar nur auf deren zweite Hälfte, beschränkt. Im Workshop soll der Blick auf die Kontinuitäten und Brüche einer Geschichte von politischer Gegnerschaft ausgeweitet werden, die (nach dem Mauerbau) tatsächlich bereits in den sechziger Jahren neu entstand. Im Mittelpunkt des Workshops stehen die Veränderungen in den letzten beiden Jahrzehnten der DDR. Die Kontinuitäten und Brüche oppositionellen Handelns sollen in den Kontext der herrschafts-, sozial- und kulturgeschichtlichen Veränderungen der DDR-Gesellschaft gestellt werden. Es geht also um Gemeinsamkeiten und Verschiedenartigkeit von Quellen, Motiven und Zielen politischer Gegnerschaft, um die Veränderung oppositioneller und widerständiger Praxen unter solchen Voraussetzungen modifizierter Herrschaftstechniken wie des Übergangs von der offenen zur rechtlich verkleideten Repressionen - es geht aber auch um solche Voraussetzungen wie die wirtschaftlichen und kulturellen Modernisierungsprozesse der DDR-Gesellschaft seit den sechziger Jahren. Der Workshop ist als geschichtswissenschaftliches Experten-Forum gedacht.

Programm

Montag, 23.5.2005

Sektion 1
Der Wandel in den Formen von Repression

In der Sektion soll herausgearbeitet werden, ob und in welchem Maße sich die Herrschaftstechniken in Bezug auf die harte Repression in den siebziger und achtziger Jahren veränderten. Zu klären ist, von welchen außen- und innenpolitischen Bedingungen der Wandel in der Repression bestimmt wurde und welche Kontinuitäten und Brüche in der politischen Strafverfolgung zu konstatieren sind. Die Untersuchung erfolgt dabei auf drei Ebenen:
a) der Strafrechtspolitik,
b) der Strafvollzugspolitik sowie
c) der Strafvollzugpraxis.
Auf diese Weise kann die Frage beantwortet werden, inwieweit die Herrschaftsintentionen tatsächlich und mit welchem Erfolg in den verschiedenen Dimensionen der Repression umgesetzt worden sind. Zu diskutieren ist, ob sich in der Tendenz eine Rücknahme in der harten Repression feststellen lässt.

Vormittagssitzung (Tagungsleitung: Thomas Klein/ZZF):

11.15-11.35 Uhr:
Kurzreferat Dr. Annette Weinke (HU Berlin): Die Veränderungen in der Strafrechtspolitik und Verurteilungspraxis in den 70er Jahren und 80er Jahren.

11.35-11.55 Uhr:
Kurzreferat Dr. Johannes Raschka (BMI): Politische Hintergründe des Strafvollzugsgesetzes von 1977.

11.55-12.15 Uhr:
Kurzreferat Dr. Leonore Ansorg (FU Berlin): Veränderungen in der Strafvollzugspraxis in den siebziger und achtziger Jahren am Fall der Haftanstalt Brandenburg.

Nachmittagssitzung (Tagungsleitung: Bernd Gehrke/ZZF)

13.30-14.30 Uhr:
Diskussion der Referate der Vormittagssitzung (Moderation: Dr. Falco Werkenthin/LStU Berlin)

Sektion 2
Soziale Schichtungen und Protest/soziale Protestformen und Milieus

Im Mittelpunkt der Sektion 2 soll das Problem stehen, welche sozialökonomischen und sozialkulturellen Problemlagen zur politischen Befriedung oder zur politischen Konfrontation zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und Staat führten. Durch Aufhellung verschiedener sozialer und kultureller Konfliktfelder und deren politischer Aufladung bzw. deren Entpolitisierung soll der Versuch gemacht werden, stärker integrierte und stärker segregierte gesellschaftlichen Gruppen und das gesellschaftliche Konfrontationspotenzial zu identifizieren. Besondere Aufmerksamkeit soll der Veränderung sozialer und kultureller Konfliktlagen zwischen den sechziger und achtziger Jahren gelten. Diese Veränderung der sozialen und kulturellen Konflikte und der Akteursgruppen soll an Hand folgender Analyseebenen untersucht werden:
a) der Betriebe und des Konfliktverhaltens der Arbeiter und Angestellten,
b) der Folgen einer repressiven sozialen Ausgrenzungspolitik
c) der politischen Aufladung populärkultureller Konflikte
d) der Konflikthintergründe für politische Organisationsversuche von Ausreiser/innen.

14.30-14.50 Uhr:
Kurzreferat Dr. Michael Hofmann (Uni Jena): „Solidarität mit Prag“ – Arbeiterproteste in der DDR 1968 und der Konflikt um die Betriebsöffentlichkeit.

15.10-15.30 Uhr:
Kurzreferat Dr. Thomas Lindenberger (ZZF): Gab es in der DDR eine „Underclass?"

15.30-15.50 Uhr:
Kurzreferat Prof. Dr. Peter Wicke (HU Berlin, angefragt): Zur Entwicklung der politischen Semantik populärkultureller Konflikte seit den sechziger Jahren (Arbeitstitel)

15.50-16.10 Uhr:
Kurzreferat Dr. Henning Pietzsch (Berlin): Ausreise, Flucht und Abschiebung – Katalysator für die Ausreisebewegung?

16.30-18.00 Uhr:
Diskussion der Referate der Nachmittagssitzung (Moderation: Danuta Kneipp/ZZF)

Ende der Nachmittagssitzung 18.00 Uhr

Dienstag, 24.5.2005

Sektion 3
Oppositionelle und widerständige Praxis in den siebziger und achtziger Jahren: Politisierung und gesellschaftlicher Wandel

Ziel der Diskussion in der Sektion 3 ist die Herausarbeitung von Merkmalen und Charakteristika des Wandels oppositionellen und widerständigen Agierens im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen in der DDR der siebziger und achtziger Jahre. Im Fokus stehen Gruppen politischer Gegnerschaft. Kontrastierend für die beiden Jahrzehnte sollen
a) oppositionelle Gruppenbildungen als Folge gemeinschaftlicher Auseinandersetzung in gesellschaftlichen Konflikträumen
b) Techniken oppositioneller Selbstorganisation, politische Ziel- und Strategiebildungen (Praxis, Orte und Milieus, Adressaten, Selbstverständnis)
c) Herrschaftstechniken der Zerschlagung, Isolierung, Zersetzung und/oder Kontrolle von „politischer Untergrundtätigkeit/Politisch-ideologischer Diversion“ (PUT/PID) vorgestellt werden.

Vormittagssitzung (Tagungsleitung: Prof. Dr. Michael Lemke /ZZF):

10.00-10.30 Uhr:
Bernd Gehrke (ZZF): Zur Neuentstehung politischer Oppositionsmilieus nach dem Mauerbau. Ursprünge und Genesis oppositioneller Artikulationsformen in den siebziger Jahren.

10.30-11.00 Uhr:
Thomas Klein (ZZF): Politisierung und Öffentlichkeit: Neue halblegale und konspirative Arbeitsformen der Herstellung von Gegenöffentlichkeiten in der Friedens- und Menschenrechtsarbeit der achtziger Jahre.

11.00-12.00 Uhr:
Diskussion der Referate der Vormittagssitzung (Moderation: Dr. Leonore Ansorg/Berlin)

Nachmittagssitzung (Tagungsleitung: Leonore Ansorg/Berlin)

13.00-13.30 Uhr:
Dr. Walter Süss (BStU): Strategiewandel beim MfS bei der Bekämpfung von PID/PUT in den späten 70er und den 80er Jahren.

13.30-14.30 Uhr:
Diskussion des Nachmittagsreferats/Abschlussdiskussion (Moderation: Bernd Gehrke/ZZF)

15.30-15.40 Uhr: Schlusswort (Thomas Klein)

Tagungsende gegen 16.00 Uhr

Kontakt

Dr. Thomas Klein
Zentrum für Zeithistorische Forschung
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam

tklein@rz.uni-potsdam.de


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