Der Bischof im mittelalterlichen Reich. Aktuelle Forschungsansätze und Perspektiven

Der Bischof im mittelalterlichen Reich. Aktuelle Forschungsansätze und Perspektiven

Veranstalter
Dr. Nina Gallion und Frederieke M. Schnack M. A. (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) in Zusammenarbeit mit dem Dombau-Verein Minden e.V. und dem Mindener Geschichtsverein e.V.
Veranstaltungsort
Haus am Dom, Kleiner Domhof 30, 32423 Minden
Ort
Minden
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.11.2018 - 03.11.2018
Deadline
17.10.2018
Von
Dr. Nina Gallion

Die Forschungen zur mittelalterlichen Bischofsgeschichte waren in den letzten Jahren und Jahrzehnten maßgeblich von umfangreichen Handbuchprojekten wie den Veröffentlichungen der kürzlich 100 Jahre alt gewordenen „Germania Sacra“ und den von Erwin Gatz herausgegebenen einschlägigen Lexika geprägt. Davon abgesehen, lässt sich eine nur begrenzte Zahl wissenschaftlicher Paradigmen beobachten: Im Mittelpunkt stehen meist die großen Erzdiözesen, wohingegen kleinere Bistümer, vor allem im Norden des Reiches, vergleichsweise wenig beachtet werden. Und der insbesondere für das Hochmittelalter vielfach hergestellte enge Zusammenhang zwischen den Königen bzw. Kaisern und „ihren“ Bischöfen erscheint ebenso dominant, wie für das Spätmittelalter nach wie vor ein Mangel an genaueren Betrachtungen des geistlichen Reichsfürstenstandes herrscht.
Doch Bischöfe haben als zentrale Figuren der mittelalterlichen Gesellschaftsstruktur mit nicht unerheblichen Aktionsradien, vielen Entfaltungsmöglichkeiten und einer zudem meist günstigen Quellenlage mehr zu bieten – wie die jüngste Forschung zeigt, die sich ihrem Untersuchungsobjekt differenzierter annähert und den Bischof als Akteur in den Mittelpunkt stellt. So werden mittlerweile Themen wie das Verhältnis zu Domkapitel und Kathedralstadt, das Wirken auf Diözesanebene, bischöfliche Repräsentation und Sedisvakanzen bearbeitet, die in ihrer Summe die Fruchtbarkeit dieses Forschungsfeldes unterstreichen und zugleich deutlich machen, dass seine Erschließung durch neue Fragestellungen und Blickwinkel gerade erst am Anfang steht. Die Vorträge des Workshops belegen dieses Potential und bieten zugleich Einblicke in laufende Promotions- und Habilitationsvorhaben von NachwuchswissenschaftlerInnen aus Deutschland, Russland und der Schweiz. Der öffentliche Abendvortrag des langjährig zur Bischofsgeschichte arbeitenden Osnabrücker Professors Thomas Vogtherr rundet den Workshop ab.

Programm

Donnerstag, 1. November 2018

15.15 Uhr:
Begrüßung
Hans-Jürgen Amtage (Dombau-Verein Minden e.V.)
Peter Kock (Mindener Geschichtsverein e.V.)

15.30 Uhr:
Einführung in das Tagungsthema
Dr. Nina Gallion und Frederieke M. Schnack M.A. (beide Kiel)

Sektion I: Akteure und Räume der bischöflichen Herrschaft
Moderation: Jasmin Hoven-Hacker M.A. (Göttingen)

15.45 Uhr:
Bischofsherrschaft und Bürgersiedlung – Zur Frühgeschichte eines Spannungsverhältnisses am Beispiel Hildesheims im 11. Jahrhundert
Dr. Christian Schuffels (Dresden)

16.30 Uhr:
Die Kölner Erzbischöfe und Westfalen 1180–1368
Florian Sommer M.A. (Bonn)

17.15 Uhr:
Kaffeepause

17.45 Uhr:
Die Bischöfe von Verden und das Reich – Reichspolitik zwischen weltlicher und geistlicher Herrschaft von den Anfängen des Bistums bis ins 12. Jahrhundert
Tobias Jansen M.A. (Bonn)

18.30 Uhr:
Königstreue Kreise und radikale Reformzirkel. Die Vernetzung burgundischer Bischöfe zwischen 1032 und 1156
Johannes Luther M.A. (Zürich)

Freitag, 2. November 2018

Sektion II: Strategien der Herrschaftslegitimation
Moderation: Dr. Arnold Otto (Paderborn)

9.00 Uhr:
Friedenswahrung als Legitimation von bischöflicher Herrschaft im römisch-deutschen Reich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts
Dr. Hendrik Baumbach (Bern/Marburg)

9.45 Uhr:
Die Politik der Magdeburger Bischöfe und das Bild des schwarzen Mauritius von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts
Tatiana Tereshchenko (St. Petersburg)

10.30 Uhr:
Kaffeepause

11.00 Uhr:
Eine geteilte Insel. Schrift, Kommunikation und Politik an den isländischen Bischofssitzen in der Reformationszeit (1537–1550)
Philipp Bailleu M.A. (Berlin)

Sektion III: Darstellung, Repräsentation und materielle Kultur
Moderation: Frederieke M. Schnack M.A. (Kiel)

11.45 Uhr:
Der Bischof stirbt. Bischöfliche Sterbeberichte vom 6. bis zum 12. Jahrhundert im Lichte zeitgenössischer Historiographie
Matthias Weber M.A. (Bochum)

12.30 Uhr:
Darstellungen von Bischöfen in der deutschen Buchmalerei des 12. Jahrhunderts. Zur Ikonographie der Widmungsbilder in der Handschrift „Officium et miracula sancti Willigisi“ (Moskau, Russische Staatsbibliothek F .183.1 No. 368)
Elizaveta Zotova (Moskau)

13.15 Uhr:
Mittagspause

Moderation: Dr. Nina Gallion (Kiel)

14.45 Uhr:
Fürstbischöfliche Inszenierungsstrategien in der Profanarchitektur. Die Veste Oberhaus als Residenz des Fürstbischofs von Passau
Dr. Marina Beck (Erlangen-Nürnberg/Passau)

15.30 Uhr:
Kunsttechnologische Untersuchung und Konservierung einer im Block geborgenen erzbischöflichen Bestattung aus dem Magdeburger Dom
Friederike Leibe M.A. (Halle)

16.30 Uhr:
Führung durch den Mindener Dom und den Domschatz
Dombau-Verein Minden e.V.

Öffentlicher Abendvortrag
Moderation: Dr. Nina Gallion (Kiel)

19.30 Uhr:
Bischof Benno II. von Osnabrück (1068-1088) – Reichsfürst im Investiturstreit und Urkundenfälscher
Prof. Dr. Thomas Vogtherr (Osnabrück)

Samstag, 3. November 2018

Sektion IV: Bischöfliche Handlungsspielräume
Moderation: Prof. Dr. Gisela Muschiol (Bonn)

9.00 Uhr:
Die Mindener Bischöfe und der Heilige Stuhl. Auswirkungen kurialer Kontakte auf episkopale Handlungsspielräume im Spätmittelalter
Frederieke M. Schnack M.A. (Kiel)

9.45 Uhr:
Zwischen Kaiser und regionalen Netzwerken – Die Lütticher Bischofswahlen zwischen 1167 und 1195 und ihre Folgen für die Handlungsspielräume der Bischöfe
Clemens Beck M.A. (München)

10.30 Uhr:
Kaffeepause

11.00 Uhr:
Bischöfliches Handeln: exemplarisch – normativ – durch andere. Zugänge zur Geschichte der Bischöfe von Brandenburg im späten Mittelalter
Dr. Peter Riedel (Bielefeld)

11.45 Uhr:
Das Ende des Handlungsspielraums? Der Verlust des Bischofsamtes in vergleichender Betrachtung (11.–13. Jahrhundert)
Dr. Nina Gallion (Kiel)

12.30 Uhr:
Ende der Tagung

Kontakt

Nina Gallion

Historisches Seminar der CAU zu Kiel, Olshausenstraße 40, 24098 Kiel

0431 / 880-1061

nina.gallion@email.uni-kiel.de

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