Der letzte Wille. Norm und Praxis des Testierens in der Neuzeit

Der letzte Wille. Norm und Praxis des Testierens in der Neuzeit

Veranstalter
Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte, Freie Universität Bozen, Siglinde Clementi und Margareth Lanzinger
Veranstaltungsort
Freie Universität Bozen, Brixen, Raum 1.50
Ort
Brixen
Land
Italy
Vom - Bis
19.10.2018 - 19.10.2018
Website
Von
Siglinde Clementi, Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte, Freie Universität Bozen

„Nichts ist gewisser als der Tod und nichts ist ungewisser als der Zeitpunkt des Todes“ – Diese Überzeugung wird in zahlreichen neuzeitlichen Testamenten kolportiert. Aus dieser Perspektive sind Testamente der Versuch, den Tod zu antizipieren und vorauszubestimmen, was im Falles des Ablebens passieren soll. Testamente sind letztwillige Verfügungen eines Testators, einer Testatorin, die auf Vererbung ausgerichtet sind. Es handelt sich um ein einseitiges Rechtsgeschäft und Vermächtnis des Testators, das unter Umständen eine Vermögenslage antizipierte, die erst Jahre oder Jahrzehnte später eintrat. Zugleich waren Testamente anfechtbar und konnten vom Testator, der Testatorin selbst abgewandelt werden. Die Praxis des Testierens und die Auswirkungen einer letztwilligen Verfügung traten erst im Kontext familiärer Vermögenssituationen und -entwicklungen plastisch hervor.
Der internationale Workshop „Der letzte Wille. Norm und Praxis des Testierens in der Neuzeit“ befasst sich sowohl mit der testamentarischen Verfügung selbst als auch mit ihrer familiären und sozialen Wirkmacht. Im Blickpunkt stehen die Norm und die Praxis des Testierens vor allem in ihren geschlechtsspezifischen Ausprägungen: Welche Vermögenswerte wurden von Frauen, welche von Männern hinterlassen und an wen? Welches Vermögen konnte überhaupt testamentarisch vererbt werden? Daran schließt die grundlegende Frage nach der Testierfreiheit an. Davon abgeleitet interessiert die Frage nach den Auswirkungen von testamentarischen Verfügungen bzw. die Frage nach der Konflikthaftigkeit von testamentarisch verhandelter materieller Kultur. Was wurde in Testamenten über die Vermögenswerte hinaus transportiert und welche Familienkonstellationen wurden forciert? Um diese grundlegenden Fragen zu beantworten, müssen Testamente in Relation zu anderen Dokumenten gesetzt werden, die das umfassende Vermögensarrangement der betreffenden Familie dokumentieren. Das können Heirats- und andere Verträge sein oder Nachlassverhandlungen und Vergleiche.

Programm

9.00-9.30 Begrüßung und Einführung / Saluti e introduzione: Siglinde Clementi und Margareth Lanzinger

9.30–10.15 Anna Bellavitis, Le modalità della successione testamentaria e non testamentaria a Venezia in età moderna

10.15–11.00 Michaela Hohkamp, Der letzte Wille: eine Angelegenheit öffentlichen Streitens?

11.00–11.30 Kaffeepause / pausa caffè

11.30–12.15 Beatrice Zucca Micheletto, Testamenti di donne e di uomini in città: percorsi migratori e professionali negli Stati Sabaudi (XVIII-XIX secolo)

12.15–13.00 Charlotte Zweynert, Welche Vermögen sind vererbbar? Helmina von Chézy und die Bedeutung von Testamenten für den Transfer symbolischen und sozialen Kapitals in weiblicher Linie

13.00–14.30 Mittagspause / pausa pranzo

14.30–15.15 Janine Maegraith/Johannes Kaska, Auf Kosten von Verwandtschaft oder Seelenheil? Testamente im südlichen Tirol in der Frühen Neuzeit

15.15–16.00 Gertrude Langer-Ostrawsky, Bäuerliche Testamente im Erzherzogtum Österreich unter der Enns 1780-1850. „folgendes über mein Vermögen anzuordnen“

16.00–16.30 Kaffeepausa / pausa caffè

16.30–17.15 Paola Ferruta, Il testamento femminile come fonte privilegiata della storia della famiglia ebraica: alcuni studi di caso nella Venezia del Seicento

17.15–18.00 Doreen Kobelt, Was bleibt – Die letzte Gabe als Spiegel von innerfamiliären und Geschlechterbeziehungen in jüdischen Testamenten des 19. Jahrhunderts aus Hamburg und Altona

18.00–18.30 Schlusskommentar / conclusioni: Claudia Ulbrich, Schlussdiskussion / discussione finale

Mit Simultanübersetzung Deutsch-Italienisch

Kontakt

Siglinde Clementi

Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte, Freie Universität Bozen, Kreuzgasse 7, I-39042 Brixen

siglinde.clementi@unibz.it