Täterinnen und/oder Opfer? Frauen in Gewaltstrukturen

Täterinnen und/oder Opfer? Frauen in Gewaltstrukturen

Veranstalter
Die Sektion „Genderperspektiven“ der GiwK in Kooperation mit der Universität Bremen
Veranstaltungsort
Teerhof Bremen
Ort
Bremen
Land
Deutschland
Vom - Bis
20.05.2005 - 22.05.2005
Deadline
30.04.2005
Website
Von
Christine Künzel

Galten Frauen in der Perspektive der feministischen Bewegung der 60er- und 70er-Jahre prinzipiell als Opfer von Gewaltverhältnissen, so befindet sich diese Position seit den 80er-Jahren in einer Revision. Die kollektive Zuschreibung der Frau als Opfer gesellschaftlicher, männlicher Gewalt verstellte den Blick auf die Kollaboration von Frauen, auf die Rolle von Frauen als Mittäterinnen in kulturellen Gewaltstrukturen und auf Fragen der Verantwortung. Inzwischen hat die Gewaltdebatte einen Punkt erreicht, an dem Versuche des Klassifizierens und Kategorisierens – so auch die Einteilung der Menschen in zwei Geschlechter, die heterosexistische Normierung – als Akte struktureller bzw. kultureller Gewalt verstanden werden.

Die Tagung ist dazu angelegt, sich mit Strategien der Inszenierung von Frauen als Täterinnen und Opfer beschäftigen. Insofern sollen sowohl Fremdzuweisungen als auch Techniken der Selbstdarstellung in interdisziplinärer Perspektive von Kriminologinnen, Historikerinnen, Soziologinnen, Politologinnen, Literatur-, Film- und Kulturwissenschaftlerinnen diskutiert werden.

Leitend werden die folgenden Fragen sein:

- Hat eine Verschiebung der Perspektive in der Betrachtung von Frauen bzw. einzelner Frauen von Opfern hin zu Täterinnen stattgefunden?

- Wie wirken sich die unterschiedlichen Zuschreibungen „Täterin“ und „Opfer“ auf den Umgang mit derart kategorisierten Frauen aus?

- Welche Strategien bzw. Funktionen stecken hinter den jeweiligen Zuschreibungspraxen?

- Welche rechtspolitischen Aktionen und Ziele werden damit verknüpft?

Die Vorträge sind in vier Themenblöcke gegliedert:

1. Frauen als Täterinnen und/oder Opfer in häuslichen und staatlichen Gewaltstrukturen
2. Frauen und ihre Rolle(n) im Nationalsozialismus
3. Die Schöne und das Biest: Weiblichkeit und Gewalt in Literatur und Film
4. Frauengewalt zwischen Abweichung und Normalität

Die Tagung beginnt am Freitag um 14.00 Uhr und endet am Sonntag um 13.00 Uhr.

Programm

Freitag, 20.05.05

1. Frauen als Täterinnen und/oder Opfer in häuslichen und staatlichen Gewaltstrukturen

Martina Althoff: Frauen und Gewalt. Neue Erkenntnisse in der (internationalen) kriminologischen Debatte oder alter Wein in neuen Schläuchen

Dominique Grisard: Geschlechtervorstellungen und -arrangements in Terrorismusdiskursen in der Schweiz (1970 – 1983)

Christine Graebsch: „Two in one“? Rechtliche Konstruktionen der Prostitutionsmigrantin – als Opfer im Strafgesetzbuch und als Täterin im Aufenthaltsrecht für Ausländerinnen

Constance Ohms: Dynamiken häuslicher Gewalt in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften

Samstag, 21.05.05

2. Frauen und ihre Rolle(n) im Nationalsozialismus

Elke Frietsch: Frauen – Opfer oder Täterinnen im Nationalsozialismus? Zu den Strategien eines Diskurses seit
1930

Beate Gonitzki: Die Herstellung von „Normalität“ als geschlechtsspezifische Verantwortung von Frauen im
Nationalsozialismus

Martina Gugglberger: Les femmes tondues 1944 – 1945: Geschorene Frauen in Frankreich

3. Die Schöne und das Biest: Weiblichkeit und Gewalt in Literatur und Film

Birgit Haas : Weibliche Opfer und Täter in den Theaterstücken von Dea Loher

Christina Ujma: Die Figur der Detektivin im angloamerikanischen Kriminalroman

Marisa Buovolo: „Nikita“: Täterin oder Opfer?

Dokumentation: „Tödliche Beziehung“ mit Anschlussdiskussion

Sonntag, 22.05.05

4. Frauengewalt zwischen Abweichung und Normalität

Melanie Grütter: Die GewaltTäterin. Geschlechtskonstruktionen und Kriminalitätsdiskurs im genealogischen Blick

Barbara Kavemann: Frauen als Täterinnen von sexuellem Missbrauch

Christine Eifler: Die Rolle weiblicher Soldaten bei den Folterungen in irakischen Gefängnissen

Abschlussdiskussion

Die Tagung wird unterstützt durch: Stadt der Wissenschaft Bremen / Bremerhaven 2005, den Fachbereich Rechtswissenschaft sowie das Zentrum für feministische Studien der Universität Bremen.

Anmeldungen bis zum 30.04.05 bei Dr. Christine Künzel: ch.kuenzel@freenet.de, Tel.: (040) 4291 8441, Anschrift: Oberstr. 18 B, 20144 Hamburg. Die Anmeldung ist erst gültig mit der Überweisung des Tagungsbeitrages in Höhe von 10,00 Euro. Überweisungen bitte auf das Konto: Christine Künzel & Gaby Temme, Postbank Hannover, BLZ: 250 100 30, KTO 853 529 307, Stichwort: Tagung Genderperspektiven.

Kontakt

Christine Künzel

(040) 4291 8441

ch.kuenzel@freenet.de


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