Suche nach einem „neuen Deutschland“ – die „Gesellschaft Imshausen“ und die geistige Erneuerung nach 1945

Suche nach einem „neuen Deutschland“ – die „Gesellschaft Imshausen“ und die geistige Erneuerung nach 1945

Veranstalter
Stiftung Adam von Trott, Imshausen e.V.
Veranstaltungsort
Stiftung Adam von Trott, Imshausen e.V.
Ort
Bebra-Imshausen
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.11.2018 - 17.11.2018
Deadline
31.07.2018
Von
Ute Janßen

1947 und 1948 fanden in Imshausen auf Initiative von Werner von Trott, Walter Dirks und Eugen Kogon drei Tagungen der „Gesellschaft Imshausen“ statt, aus der sich nach dem Willen der Initiatoren ein Netzwerk entwickeln sollte, das im Dialog, unter expliziter Bezugnahme auf die Kreisauer „Traditionen“, Ideen für die geistige Erneuerung und politische Neuordnung Deutschlands nach der Niederschlagung des Hitler-Regimes entwickeln sollte.

Zu den Teilnehmenden zählten Intellektuelle und Wissenschaftler von Rang, wie Hugo Buschmann, Alfred Andersch, Walter Dirks, Carl Spiecker, Alfred Kantorowicz, Eugen Kogon, Ernst Niekisch und Carl Friedrich von Weizsäcker. Die „Gesellschaft Imshausen“ sollte Intellektuelle, Wissenschaftler und Politiker aus allen vier Besatzungszonen und unterschiedlicher politischer Hintergründe zusammenbringen, die gemeinsam Alternativen zu den „hergebrachten“ politischen Konzepten entwickeln sollten, in denen auch die drängenden Fragen der Zeit (Flüchtlinge/Vertriebene, Versorgung der Bevölkerung, Neuordnung politisches System) eine wesentliche Rolle spielen sollten. So sehr sich die Akteure in ihren politischen Haltungen und Hintergründen unterschieden, verband sie doch eine antinationalsozialistische Haltung (wenn auch bei weitem nicht alle Teilnehmer dem aktiven Widerstand zu zurechnen sind), die Überzeugung, dass sie, als Angehörige einer intellektuellen „Elite“, in besonderer Weise verpflichtet seien, nach neuen Wegen für den Neuaufbau Deutschlands zu suchen und einen Teil der Teilnehmer auch eine christliche Weltsicht.

Die Arbeit der „Gesellschaft Imshausen“ weist Ähnlichkeiten zu anderen Initiativen auf, die zur gleichen Zeit entstanden (zu nennen sind hier unter anderem die Zusammenkünfte in Maria Laach und Theodor Steltzers Akademie „Mundus Christianus“ im schleswig-holsteinischen Tremsbüttel) und die ebenfalls vom Wunsch nach einer grundlegenden geistigen Erneuerung und politischen Neuordnung bestimmt waren. Die zeitlich parallele Entstehung mehrerer solcher Initiativen war sicherlich kein Zufall: Gerade in der so genannten „Stunde Null“, in den ersten Monaten und Jahren nach Kriegsende, war das Bedürfnis nach einem Neuanfang und neuen Orientierungspunkten sehr groß. In diesem kurzen „offenen“ Zeitfenster boten sich scheinbar zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten.

Leitidee und zentrale Fragestellungen:
Die „Gesellschaft Imshausen“ ist nicht isoliert vom zeit- und ideengeschichtlichen Hintergrund zu betrachten. Die Arbeit der Gruppe und ihre Art des Diskurses und auch der durch das Besatzungsregime und die sich abzeichnende Spaltung Deutschlands gegebene Rahmen sollen näher beleuchtet werden. Dabei soll untersucht werden, welche Vorschläge für die geistige Erneuerung und politische Neuorientierung Deutschlands tatsächlich gemacht wurden, was die Vorstellung von einem „dritten Weg“ beinhaltete, wie man sich zur „Schuldfrage“, bezüglich des vom NS-Regime angezettelten Angriffs- und Vernichtungskrieges und des Holocaust stellte, sowie in welchem Verhältnis die Neuordnungsvorstellungen zu den westlichen Reeducation- und sowjetischen Umerziehungsplänen standen. Welche Chancen hatte dieser „runde Tisch“ der Jahre 1947/48 überhaupt? Welche Legitimation ergab sich aus der Tatsache, dass zahlreiche Teilnehmer in unterschiedlichen Formen am Widerstand gegen das Hitler-Regime teilgenommen hatte, gegenüber den Vorstellungen der Siegermächte, den „deutschen Sonderweg“ zu beenden und einen Austausch der Eliten zu erzwingen? Gab es überhaupt noch eine Hoffnung, an der Einheit Deutschlands festhalten zu können?
Die Beschäftigung mit der „Gesellschaft Imshausen“, in der eine Parteien-Demokratie weitgehend auf Ablehnung stieß, wirft Fragen nach der Bedeutung von Demokratie sowie von Akteuren und Vorstellungen aus dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus und zu deren konkretem Einfluss auf die Entwicklung Deutschlands in der Nachkriegszeit bzw. in der Gründungsphase der Bundesrepublik auf. Gerade die im Widerstand – sowohl im Kreisauer Kreis als auch in der Gruppe um Stauffenberg oder im kommunistischen Widerstand entwickelten Vorstellungen von einer politischen Neuordnung Deutschlands standen im Widerspruch zu den Neuordnungs- und Umerziehungsplänen der Alliierten.

Mögliche Themen:
- Darstellung und ggf. Vergleich mit ähnlichen Initiativen aus der frühen Nachkriegszeit
- Biographische Skizzen einzelner Teilnehmende

Tagungssprache ist Deutsch. Einsendeschluss für Abstracts (ca. 400 Worte) ist der 31. Juli 2018. Die Entscheidungen werden bis zum 1. September getroffen und kommuniziert. Die endgültigen Texte sollen bis zum 1. November eingereicht werden. Die Einsendung der Abstracts und die Beantwortung von Fragen erfolgt über ute.janssen@stiftung-adam-von-trott.de

Programm

Kontakt

Ute Janßen

Stiftung Adam von Trott, Imshausen e.V.

06622 9169847
06622 430419
ute.janssen@stiftung-adam-von-trott.de

http://www.stiftung-adam-von-trott.de
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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