Sieger auf Beutezug oder: Wem gehört die Kunst? Kunst und Kultur als Kriegsbeute in der Geschichte des östlichen Europa

Sieger auf Beutezug oder: Wem gehört die Kunst? Kunst und Kultur als Kriegsbeute in der Geschichte des östlichen Europa

Veranstalter
Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO)
Veranstaltungsort
Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO), Specks Hof (Eingang A) Reichsstr. 4-6, 04109 Leipzig
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
11.04.2018 - 11.07.2018
Website
Von
Dorota Kusiak

Der systematische Raub von Kunst und Kulturgütern durch die Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkrieges hat spätestens seit dem spektakulären Fall Gurlitt an medialer Aufmerksamkeit gewonnen. Die NS-Raubkunst ist ein besonders drastisches Beispiel eines allerdings viel älteren Phänomens, das im Laufe der Zeit einem Bedeutungswandel unterlag: die Beutekunst. Wertvolle Kunst- und Kulturgüter weckten schon immer Begehrlichkeiten, ihre Erbeutung im Krieg oder einem kriegsähnlichen Zustand betrachteten die Sieger als ihr Privileg, ein nicht unumstrittenes. Es diente der Staatsbereicherung und/oder der Machtdemonstration, häufig darüber hinaus der Demütigung des Gegners. Plünderungen durch die Schweden oder Napoleon gehören zu den spektakulärsten Beispielen der Neuzeit. Blickt man in der Geschichte aber weiter zurück, stellt sich beispielsweise die Frage: Wem gehört der Hl. Adalbert, dessen Reliquien 1039 von Gniezno nach Prag entführt wurden? Wie wurde in Gniezno dieser Verlust ausgeglichen? Oder welche Bedeutung hatte beziehungsweise hat bis heute das im Jahre 1473 erbeutete „Jüngste Gericht“ Hans Memlings für die Stadt Danzig?

Die Fragen nach Motiven, Verlauf und Folgen interessieren hier genauso wie rechtliche Regelungen. Denn schon lange vor der Haager Konvention oder vor der Washingtoner Erklärung war die Rückgabe geraubter Kulturgüter der Gegenstand zum Beispiel des Friedensvertrags von Oliva (1660).

Die Vorlesungsreihe möchte Beutekunst im Verlauf der Jahrhunderte und aus dem Blickwinkel verschiedener Disziplinen (Geschichte, Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft, Archäologie, Rechtsgeschichte) betrachten und somit unterschiedlichen Aspekten dieses kultursoziologischen Phänomens im östlichen Europa nachspüren.

Zum Flyer der Veranstaltungsreihe: http://bit.ly/2F87CtM

Programm

11. April 2018, 17 Uhr c.t.
Nawojka Cieślińska-Lobkowicz (Warschau):
Anatomie und Ausmaß des NS-Kunstraubs im besetzten Polen

18. April 2018, 17 Uhr c.t.
Dr. Corinna Kuhr-Korolev (istfakt. Geschichtsagentur/Berlin):
„Kunstschutz“ im Vernichtungskrieg – Zum Umgang mit Kulturgütern im Bereich der Heeresgruppe Nord

2. Mai 2018, 17 Uhr c.t.
Prof. em. Dr. Wolfgang Eichwede (Universität Bremen):
Macht aus Beute Botschafter! – Kulturraub im Zweiten Weltkrieg als Streitpunkt der deutsch-russischen Diplomatie

16. Mai 2018, 17 Uhr c.t.
Dr. Susanne Jäger (GWZO) und Dr. Marius Winzeler (Nationalgalerie Prag):
Geraubt, geschätzt und umgedeutet. Beutekunst in historischer Perspektive

6. Juni 2018, 17 Uhr c.t.
Dr. Lukas Cladders (Institut für Geschichte der Medizin der Charité Berlin):
Das Erbe der Donaumonarchie. Kulturgüter, Nationalstaaten und der lange Schatten des Ersten Weltkrieges

20. Juni 2018, 17 Uhr c.t.
Prof. Dr. Bénédicte Savoy (Technische Universität Berlin):
Kunstraub, eine anthropologische Konstante

27. Juni 2018, 17 Uhr c.t.
Prof. Dr. Iris Lauterbach (Zentralinstitut für Kunstgeschichte München):
Der Central Collecting Point in München und die Restitutionen nach Ostmitteleuropa und Osteuropa, 1945–1949

11. Juli 2018, 17 Uhr c.t.
Prof. Dr. Małgorzata Omilanowska (Universität Danzig/Akademie der Wissenschaften Warschau):
Viele Wege führen nach Polen. Polnische diplomatische Bemühungen um die Rückführung geraubten Kulturguts. Ein Praxisbericht der ehemaligen Kulturministerin

Kontakt

Agnieszka Gąsior

Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO)
Specks Hof (Eingang A) Reichsstr. 4-6, 04109 Leipzig

agnieszka.gasior@leibniz-gwzo.de