Von Hinterzimmern und geheimen Machenschaften. Verschwörungstheorien in historischer Perspektive

Von Hinterzimmern und geheimen Machenschaften. Verschwörungstheorien in historischer Perspektive

Veranstalter
Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Fachbereich Geschichte; Prof. Dr. Michael Butter (Tübingen); Dr. Ute Caumanns (Düsseldorf); Prof. Dr. Bernd-Stefan Grewe (Tübingen); Prof. Dr. Johannes Großmann (Tübingen)
Veranstaltungsort
Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Tagungshaus Weingarten, Kirchpl. 7, 88250 Weingarten
Ort
Weingarten (Württemberg)
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.06.2018 - 16.06.2018
Deadline
27.05.2018
Von
Johannes Kuber

Verschwörungstheorien haben Hochkonjunktur. Dank neuer Kommunikationstechnologien verbreiten sie sich schneller als je zuvor. Doch schon seit Jahrhunderten versuchen Menschen, sich das Unbegreifbare und vermeintlich Böse als geheime Machenschaften fremdartiger oder allmächtiger Akteure zu erklären.

Es mangelt nicht an wichtigen Beiträgen aus Soziologie, Politikwissenschaft und Psychologie zum Verständnis von und zum Umgang mit Verschwörungsdenken. Auch in der Geschichtswissenschaft entstehen immer wieder vereinzelte Fallstudien zu ausgewählten angeblichen oder tatsächlichen Konspirationen. Doch wurde bislang nur selten versucht, diese disparaten geschichtswissenschaftlichen Forschungsansätze unter vergleichenden Fragestellungen zusammenzuführen und aus einem epochen- und länderübergreifenden Blickwinkel heraus zu untersuchen, wiederkehrende strukturelle Merkmale herauszuarbeiten, nach den Gründen für divergierende Verbreitungs- und Wirkungsmechanismen zu fragen und daraus Lehren für die Gegenwart zu ziehen.

Dies nimmt sich die Tagung zum Ziel. Anhand konkreter historischer Beispiele wird gefragt, welchem Wandel Verschwörungsdiskurse im Lauf der letzten Jahrhunderte unterlagen und inwieweit die Anwendung zeitgenössischer Analysekonzepte auf Phänomene der Vergangenheit zu einem besseren Verständnis sowohl historischer als auch aktueller Verschwörungstheorien beitragen kann. Bei der Feststellung des Gewesenen will die Tagung jedoch nicht stehenbleiben. Auf der Grundlage der diskutierten historischen Phänomene soll auch gefragt werden, unter welchen Umständen diese Erzählungen erfolgreich waren, wie sie bis heute fortleben und welche Schlüsse historische Analysen für den heutigen Umgang mit Verschwörungstheorien und ihren Verfechter_innen erlauben. Wie kann das Wissen um Verschwörungsglauben in der Geschichte für den Umgang mit gegenwärtigen Phänomenen fruchtbar gemacht werden? Welchen Beitrag können der Geschichtsunterricht oder die außerschulische Bildungsarbeit zur Immunisierung gegen die zum Teil demokratiefeindlichen Verschwörungstheorien leisten?

Programm

Donnerstag, 14. Juni 2018

14:00 Uhr
Begrüßung und Einführung
Johannes Kuber (Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart) & Prof. Dr. Johannes Großmann (Eberhard Karls Universität Tübingen)

14:30 Uhr
Verschwörungsdenken und Aufklärung: Gegensatz oder Symbiose?
Moderation: Prof. Dr. Michael Butter (Eberhard Karls Universität Tübingen)

Geheimer Gang menschlicher Machinationen. Zur Formierung des modernen Verschwörungsdenkens in der Aufklärung
PD Dr. Ralf Klausnitzer (Humboldt-Universität zu Berlin)

Barruel – Robison – Starck. Merkmale von Verschwörungstheorien der Spätaufklärung
Dr. Claus Oberhauser (Universität Innsbruck/PH Tirol)

Korruption als Leitmotiv. Zur Konstruktion der modernen 'Verschwörungstheorie' im 18. Jahrhundert
Dr. Robert Bernsee (Georg-August-Universität Göttingen)

17:00 Uhr
Teufel, Hexen und Menschen: Verschwörungsdenken in der Vormoderne?
Moderation: Dr. Ute Caumanns (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)

"… der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt" (Off. 12,9). Verschwörungstheorien in der griechisch-römischen Antike
Jannik Lengeling (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)

Verschwörungen vor Gericht im England der Frühen Neuzeit
PD Dr. André Krischer (Westfälische Wilhelms-Universität Münster)

Das Hexereistereotyp als Verschwörungstheorie und das Problem der Epochengrenzen
PD Dr. Werner Tschacher (Universität zu Köln)

Freitag, 15. Juni 2018

9:00 Uhr
Jesuiten und Bolschewisten: Die bedrohte Nation im Verschwörungsdenken des 19. und 20. Jahrhunderts
Moderation: Dr. Ute Caumanns (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)

Die Jesuiten als Gefahr für "Roma Capitale"? Produktion und Rezeption einer Verschwörungserzählung in Medien und Justiz im Jahr 1871
Alexander Hilpert (Universität des Saarlandes)

Der schweizerische Landesstreik von 1918 als Revolutionsversuch? Ein Beitrag zur Geschichte eines verhängnisvollen Narrativs
Daniel Artho (Universität Bern)

11:00 Uhr
Verschwörungsdenken im Kalten Krieg
Moderation: Prof. Dr. Johannes Großmann (Eberhard Karls Universität Tübingen)

Anti-Kommunismus in der Neuen Rechten der 60er und 70er Jahre in den USA
Albrecht Raible (Eberhard Karls Universität Tübingen)

Folter und Mord an den Helden des Volkes in geheimen Konzentrationslagern? Verschwörungstheorien zu den Haftbedingungen der bundesdeutschen Stadtguerilla
Robert Wolff (Goethe-Universität Frankfurt am Main)

14:00 Uhr
Mini-Workshops mit Grundlagentexten
Studierende der Eberhard Karls Universität Tübingen

16:00 Uhr
Religiosität und Säkularität
Moderation: Prof. Dr. Michael Butter (Eberhard Karls Universität Tübingen)

Die "Weisen von Zion" als Agenten des Antichrist
Dr. Michael Hagemeister (Ruhr-Universität Bochum)

Konstruktionen zwischen islamischer Tradition und europäischer Moderne. Über Bedeutung und Genese antisemitischer Verschwörungsideologie in islamistischen Bewegungen
Vanessa Walker (Universität Osnabrück)

Zur Frage des gesellschaftlichen Stellenwerts von Verschwörungstheorien in der Türkei
Prof. Dr. Christoph Herzog (Otto-Friedrich-Universität Bamberg)

19:30 Uhr
Öffentliche Podiumsdiskussion
Aus der Geschichte lernen? Zum richtigen Umgang mit Verschwörungstheorien
Prof. Dr. Michael Butter (Eberhard Karls Universität Tübingen); Dr. Ute Caumanns (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf); Stefan Christoph (Universität Regensburg; Bündnis 90/Die Grünen); Jan Rathje (Amadeu Antonio Stiftung)
Moderation: Johannes Kuber

Samstag, 16. Juni 2018

9:00 Uhr
Intertextualität und soziale Medien
Moderation: Johannes Kuber

Die Hypertext Transfer Protokolle der Weisen von Zion. Zur aktuellen Reproduktion antisemitischer Verschwörungsideologien im Internet
Jan Rathje (Amadeu Antonio Stiftung, Berlin)

"Rothschildtheorie, konsumier solang dein Atem hält". Antisemitische Verschwörungstheorien im deutschsprachigen Rap als subkultureller Code?
Jakob Julian Baier (Justus-Liebig-Universität Gießen)

11:00 Uhr
Prävention durch Geschichte? Antworten in Didaktik und politischer Bildung
Moderation: Prof. Dr. Bernd-Stefan Grewe (Eberhard Karls Universität Tübingen)

"Das stimmt nicht, was in dem Geschichtsbuch steht“. Verschwörungstheorien als Herausforderung für den Geschichtsunterricht
Dr. Jelko Peters (Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Siegen / Universität Siegen)

Online Verschwörungstheorien im Unterricht bearbeiten. E-Learningkurs "Sind denn alle verrückt hier? Verschwörungstheorien erkennen"
Victor Kappel (Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Stuttgart)

Die Welt am Abgrund. Ein Planspiel zum problematischen Zusammenhang von Verschwörungsideologien und Antisemitismus
Tanja Lenuweit & Melanie Hermann (Amadeu Antonio Stiftung, Berlin)

Tagungsleitung

Prof. Dr. Michael Butter
Eberhard Karls Universität Tübingen

Dr. Ute Caumanns
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Prof. Dr. Bernd-Stefan Grewe
Eberhard Karls Universität Tübingen

Prof. Dr. Johannes Großmann
Eberhard Karls Universität Tübingen

Johannes Kuber
Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Kontakt

Johannes Kuber

Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Fachbereich Geschichte
Assistenz: Kerstin Hopfensitz M.A.
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