Maschinenlandschaften

Maschinenlandschaften

Veranstalter
Dr. Julia Zons / Nicole Hesse, M.A.(Wirkungsgeschichte der Technik, Universität Stuttgart)
Veranstaltungsort
Stuttgart
Ort
Stuttgart
Land
Deutschland
Vom - Bis
29.11.2018 - 30.11.2018
Deadline
22.04.2018
Website
Von
Julia Zons, Nicole Hesse

Landschaft ist immer Verschiedenes zugleich: konkreter Ort und Imagination, Materialität und Diskurs, Quelle und Konzept. Dabei wird Landschaft von verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen sehr unterschiedlich in den Blick genommen. Den kleinsten gemeinsamen Nenner bildet die Grundannahme, dass Landschaft immer „technisch und symbolisch“ entworfen ist (Kaufmann: 2002). Technik schreibt sich seit jeher in den unterschiedlichsten Formen in Landschaft ein, konstituiert, gestaltet, transformiert und figuriert sie neu.
Im Rahmen des Workshops möchten wir uns mit Landschaften beschäftigen, in die imaginäre oder reale Maschinen eingesetzt werden; die Spannbreite reicht von Unterhaltungsmaschinen bis hin zu energieerzeugenden Maschinen. Durch den Einsatz der Maschinen wird die technisierte Landschaft weiter verändert, aber auch die Maschinen verändern sich, indem sie in eine Wechselbeziehung mit der Landschaft treten. Maschinen können insofern zunächst 1. als ‚Transmissionsriemen‘ (Merleau-Ponty: 2000) angesehen werden, indem sie eine Übersetzung zwischen heterogenen Bereichen ermöglichen, 2. lassen sich in der Interaktion mit der Landschaft spannungsreiche Überlegenheiten beobachten, die sich am Ende eines Aushandlungsprozesses durch Anpassung als 3. hybride Maschinenlandschaft beschreiben lassen. Die Grenzen zwischen Maschine und Landschaft werden dabei zunehmend unsichtbar (Latour: 2000; 2008). Diese Anpassungsprozesse betreffen nicht nur das Verhältnis von Landschaft und Maschine, sondern bestimmen auch die Ebenen des Sehens solcher Maschinenlandschaften, die seit jeher zu hochgradig emotional und ideologisch aufgeladenen Debatten führten – man denke nur an die Dreidimensionalität energieproduzierender Kraftwerke, an flächenwirksame Infrastrukturen oder an Eingriffe in Böden, Gewässer und Atmosphäre, aber auch an Unterhaltungsmaschinen oder maschinelle Ästhetik in frühneuzeitlichen Gärten.
Der interdisziplinäre Workshop geht in diesem Sinne der Frage nach, wie sich Maschinenlandschaften als sozionaturale Hybride konstituieren. Dabei sind die Wirkfaktoren Technik, Mensch, Natur unter das Brennglas zu legen, denn neben der Entfaltung natürlicher und technischer Elemente gibt auch die Wahrnehmung des Betrachters, Nutzers oder Konsumenten Aufschluss über die Historizität und Wirkungsgeschichte des Wechselspiels von Landschaft und Maschine: Wie Landschaften und Maschinen ästhetisch und politisch gesehen werden, ist zeit- und kontextabhängig. Anhand verschiedener Beispiele wollen wir dazu die Apparatur in ihrer landschaftlichen Verortung seit der Frühen Neuzeit historisch und zeitgeschichtlich in den Blick.
Viele Forschungsprojekte widmen sich zurzeit den systemischen Eigenschaften von Technik in der Gesellschaft und der Ruf nach den großen und übergreifenden Erzählungen ist allenthalben zu hören. Wir möchten kleinteiliger vorgehen, indem wir in dem Workshop Evidenzen anhand eines ‚Hineinzoomens‘ in konkrete imaginierte und reale Maschinenlandschaften nachgehen. Ein solcher mikroskopischer Blick ermöglicht es, ein differenzierteres und damit schärferes Bild von Maschine-Landschaft-Relationen – auch in einer Longue-Durée-Perspektive – zu zeichnen.
Ziel des Workshops ist es dementsprechend, derartige hybride Strukturen offenzulegen, um damit einen Beitrag zu gegenwärtigen Debatten im Spannungsfeld zwischen Maschine und Landschaft zu leisten.

Wir bitten um Einreichungen, die sich mit konkreten Maschine-Landschafts-Gefügen im Hinblick auf folgende und ähnliche Fragestellungen befassen:
- Konzept und Analyse: Was ist überhaupt eine Maschinenlandschaft? Wie lässt sich das Zusammenspiel von Maschine und Landschaft analytisch fassen? Welche Konzepte von Landschaft und Maschine liegen einer solchen Betrachtung zu Grunde? Welche Widerstände lassen sich ausmachen (politische, natürliche, ökonomische, diskursive etc.)? Welche Machtverhältnisse manifestieren sich in Maschinenlandschaften? Welche Überlegenheiten treten zu Tage? Wer prägt wen und welche Rolle kommt dabei dem Menschen zu? Wie werden Maschinenlandschaften in Literatur (Romanen, Science-Fiction, Maschinenbüchern etc.), Fotografie, Film und Malerei konstituiert?
- Fallbeispiele: Was passiert, wenn Maschinen in Landschaften gesetzt werden? Wie wirken technische und natürliche Elemente mit- und aufeinander? Wer setzt Maschinen in Landschaften? Welche Widerständigkeiten ergeben sich?
- Rezeption: Wie verändert sich der Blick auf Landschaft und Maschine, wenn sie in eine Wechselbeziehung treten? Welche gesellschaftlichen und diskursiven Veränderungen bringen Maschinenlandschaften hervor? Wie verändern Maschinenlandschaften das Sehen? Wie situiert sich der Mensch in einem solchen Gefüge? Welche Emotionen lassen sich festmachen, wenn Maschinen Landschaften und Landschaften Maschinen verändern? Welche Anpassungsprozesse und Vermittlungsarbeiten finden statt? Wie verändert sich historisch die ästhetische Wahrnehmung von Maschinenlandschaften? Wie werden Maschinenlandschaften in Literatur, Film und Kunst rezipiert?
- Life Cycle der Maschinenlandschaften: Was geschieht, wenn Maschinen stillgelegt werden und mit ihnen die Maschinenlandschaft? Was wird aus den Landschaften und den Maschinen? Welche Maschinenlandschaften gelten als kulturelles Erbe und warum? Wie werden Maschinenlandschaften konserviert bzw. archiviert? Mit Hilfe welcher Verfahren kommt die Maschinenlandschaft ins Museum oder den Computer? Wie kann man Maschinenlandschaften ausstellen oder pädagogisch nutzbar machen?

Über diese Anregungen hinaus sind wir offen für Einreichungen, die von uns nicht benannte Leerstellen im Spannungsfeld der Maschinenlandschaften thematisieren.

Der Workshop findet am 29. und 30. November 2018 an der Universität Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem IZKT statt. Reise- und Übernachtungskosten für Vortragende werden übernommen. Wir bitten um die Einsendung von Abstracts (max. 350 Worte) und eine Kurzbiografie bis zum 22.04.2018 an: nicole.hesse@hi.uni-stuttgart.de und julia.zons@hi.uni-stuttgart.de.

Programm


Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung