Im Jahr 7 v. Chr. feierte Augustus’ Stiefsohn Tiberius einen Triumph über das rechtsrheinische Germanien – eine neue Provinz war gewonnen und die Bedrohung der gallischen Provinzen durch germanische Angreifer eingedämmt. Augustus begann sogleich mit der administrativen und wirtschaftlichen Durchdringung der Provinz. Städte wurden erbaut, neue Kulturtechniken vermittelt und Bodenschätze wie das Blei des Sauerlandes erschlossen. Durch Varus’ Niederlage 9 n. Chr. schien alles verloren, doch Augustus ordnete sogleich die Wiedereroberung an. Erst als sein Nachfolger Tiberius im Adoptivsohn Germanicus einen Konkurrenten um die Macht sah, wurde die Wiedereroberung abgebrochen und Germanien aufgegeben. Zum ersten Mal hatte Rom eine Provinz verloren.
Werner Eck ist emeritierter Professor für Alte Geschichte an der Universität zu Köln. Er war seit 1993 Projektleiter des Akademienvorhabens „Prosopographia Imperii Romani“ und leitet seit 2007 das Akademienvorhaben „Corpus Inscriptionum Latinarum“. Seine Hauptarbeitsgebiete sind die römische Kaiserzeit, die Spätantike und die Provinz Judäa, für die ein multilinguales Inschriftencorpus erarbeitet wird.