Die Internationalisierung von Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik (1870-1930). Deutschland im Vergleich

Die Internationalisierung von Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik (1870-1930). Deutschland im Vergleich

Veranstalter
Sylvia Kesper-Biermann, Petra Overath Centre Marc Bloch
Veranstaltungsort
Centre Marc Bloch, Schiffbauerdamm 19, 10117 Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
17.02.2005 - 18.02.2005
Deadline
15.02.2005
Website
Von
Petra Overath

„Die Internationalisierung von Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik (1870-1930). Deutschland im Vergleich“.

Interdisziplinärer Workshop, unterstützt von der Werner Reimers Stiftung, Bad Homburg,
am 17. und 18. Februar 2005 im Centre Marc Bloch, Deutsch-Französisches Forschungszentrum für Sozialwissenschaften, Schiffbauerdamm 19, 10117 Berlin

Die Erscheinungsformen von Kriminalität, ihre Ursachen und Bekämpfung gehörten im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert in Deutschland zu den zentralen Themen von Wissenschaft und Politik. Angesichts steigender Kriminalitätsraten, der Zunahme jugendlicher Straftäter und hoher Rückfallquoten erschienen die bestehenden rechtlichen Grundlagen der Verbrechensbekämpfung und die auf ihr beruhenden Maßnahmen als unzureichend. Vor allem aus den Reihen der Strafrechtswissenschaft wurde deshalb die Forderung nach einer grundlegenden Reform des Strafrechts erhoben.

Nach Ansicht der Experten sollte das auf international vergleichendem Wege geschehen. Um 1900 verfügte die Rechtsvergleichung in Deutschland auf diesem Gebiet bereits über eine gewisse Tradition. Seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gewann die Methode durch konzeptionelle Weiterarbeit, durch Institutionalisierung und Professionalisierung an Bedeutung. Aus privaten Kontakten entwickelte sich schon bald eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf wissenschaftlicher Ebene, etwa bei den Kongressen der „Internationalen Kriminalistischen Vereinigung“. Daneben gab es auch Staaten übergreifende Kooperationen bei der Polizei oder in Form der seit 1872 stattfindenden internationalen Strafrechts- und Gefängniskongresse.

Auf dem von der Werner Reimers Stiftung finanzierten Workshop wird der Prozess der Internationalisierung von Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik interdisziplinär aus geschichtswissenschaftlicher, rechtshistorischer und politologischer Perspektive untersucht. Zwei leitende Fragestellungen stehen im Vordergrund:

1) Disziplin und Politik
In welchen politischen Kontexten entwickelte sich die strafrechtliche Rechtsvergleichung zu einer „erfolgreichen“ Methode? Wer waren die Träger? Welche Wechselwirkungen bestanden zwischen Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik? Welche internationalen Netzwerke existierten? Wie entstanden sie und wie verlief ihre Entwicklung?

2) Grenzen und Reichweiten der Internationalisierung
Wie läßt sich die „Internationalisierung“ von Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik genauer charakterisieren? Ist unter „Internationalisierung“ in erster Linie Austausch oder Übernahme von Ideen und Konzepten gemeint? Gab es gegenläufige Tendenzen? Wie transformierte sich die „Internationalisierung“ etwa in zwischenstaatlichen Konflikt- und Kriegsphasen im Vergleich zu Friedensphasen? In welchen Kontexten wurden vergleichende Argumente zur Durchsetzung der eigenen (wissenschaftlichen oder politischen) Situation durchgesetzt? Welche Funktionen hatten vergleichende Argumente außerdem?

Programm

Donnerstag, 17. Februar 2005
Anreise der KonferenzteilnehmerInnen bis 14.30 Uhr

14.30 h
Begrüßung durch Sylvia Kesper-Biermann, Bayreuth,
Petra Overath und Olivier Beaud, Berlin

Kurze Einleitung zum Tagungsthema

15.30 h Einführungsvortrag:
„Die Internationalisierung von Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik (1870-1930). Theoretische und methodische Zugänge“
Stefan Braum, Frankfurt a.M.

16.00 h Kommentar von Monika Wienfort, Berlin

Diskussion

Moderation: Désirée Schauz, Köln

16.45 h Pause

Sektion I: Die soziale Frage, Devianz und das Wissen der Stadt: Internationale Netzwerke

Moderation u. Kommentar: Petra Overath, Berlin

17.15 h Vorträge zum Sektionsthema von Friso Ross, München und Thomas Horstmann, Köln, Titel N.N.

18.15 h Kommentar/Diskussion

19.15 h Gemeinsames Abendessen

Freitag, 18. Februar 2005

Sektion II: Träger, Themen, Organisationen: Beispiele für die „Internationalisierung“ von Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik

Moderation der Sektion: Diethelm Klippel, Bayreuth

9.00 h „Die Welt regiert sich nicht durch Theorien“.
Strafrechtsvergleichung und Rechtspolitik in Karl Josef Anton Mittermaiers Konzept einer „praktischen Rechtswissenschaft“
Lars Hendrik Riemer, Frankfurt a.M.

Diskussion

10.00 h Pause

10.15 h „Die ‚Internationale Kriminalistische Vereinigung’. Zum Verhältnis von Wissenschaftsbeziehungen und Politik um 1900“
Sylvia Kesper-Biermann, Bayreuth

10.45 h „Die Internationalen Strafrechts- und Gefängniskongresse (1872-1935)“
Martina Henze, Kopenhagen

11.15 Pause

11.30 h Kommentar von Richard Wetzell, Washington D.C.

Diskussion

12.45 h Mittagessen

Sektion III: Grenzen und Reichweiten der „Internationalisierung“ von Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitiken

Moderation der Sektion: Monika Wienfort, Berlin

14.30 h „Kriminalstatistik um 1900. Deutschland und die USA im Dialog“
Daniel Schmidt, Leipzig

15.00 h „Internationalisierungsprozesse in Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik in England (1870-1930)“
Sabine Freitag, Köln

Diskussion

16.00 h Pause

16.15 h „Internationale Polizeikooperation 1880 bis 1914 – internationales Verbrechen als kriminalistisches Konzept“
Jens Jäger, Köln

16.45 h Kommentar von Stefan Braum, Frankfurt a.M.

Diskussion

17.30 h Pause

18.00 h Abschlußdiskussion „Zur Internationalisierung von Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik. Probleme und Perspektiven – eine Zwischenbilanz zum Dialog von zwischen Geschichtswissenschaft und Rechtsgeschichte“

Moderation/Statement: Jakob Vogel, Berlin

19.30 h Ende der Tagung

Eine Teilnahmegebühr wird nicht erhoben. Wegen begrenzter Platzkapazitäten wird bis zum 15. Februar um Anmeldung (bitte nur per E-Mail!) bei einer der beiden Organisatorinnen gebeten.

Dr. Sylvia Kesper-Biermann
Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Rechtsgeschichte, Universität Bayreuth
E-Mail: Sylvia.Kesper-Biermann@uni-bayreuth.de

Dr. Petra Overtah
Centre Marc Bloch, Berlin
E-Mail: petra.overath@cmb.hu-berlin.de

Kontakt

Petra Overath
Centre Marc Bloch, Schiffbauerdamm 19, 10117 Berlin
0049-30-20933786
petra.overath@cmb.hu-berlin.de


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