Das Grossfürstentum Litauen und die östlichen Gebiete der polnischen Krone als interkulturelle Kommunikationsregion (15.-18. Jh.)

Das Grossfürstentum Litauen und die östlichen Gebiete der polnischen Krone als interkulturelle Kommunikationsregion (15.-18. Jh.)

Veranstalter
Lehrstuhl für Neuere u. Neueste Geschichte Osteuropas u. seiner Kulturen, Universität Passau
Veranstaltungsort
Universität Passau, Nikolakloster (Altbau), Raum NK 403
Ort
Passau
Land
Deutschland
Vom - Bis
10.03.2005 - 12.03.2005
Website
Von
Dr. des. Stefan Rohdewald

Das Grossfürstentum Litauen und die östlichen Gebiete der polnischen Krone als interkulturelle Kommunikationsregion (15.-18. Jh.)

Kulturelle Kontaktzonen formierten sich im mikrohistorischen Bereich in der alltäglichen oder thematisch begrenzten, funktionalen sozialen Interaktion ethnokonfessioneller Gruppen. In der gegenseitigen Ausgrenzung nach außen und Integration gegen innen festigten sich relationale soziale Räume, die nur im wechselseitigen Kontakt zwischen den Gruppen sinnvoll aufeinander bezogen waren. Der konfessionelle „Wettstreit“, aber auch die kommunale und ständische Konkurrenz um korporative und symbolische Teilhabe und Selbstorganisation oder die wirtschaftliche Tätigkeit waren nur in gemeinsam geteilten Interaktionsrahmen, Verfahren und Konzepten kollektiven Handelns denkbar. Legitimierte Teilhabe einer Gruppe in einem mit anderen geteilten funktionalen Handlungsfeld konnte im Gegensatz stehen zu ihrer zeitgleichen Exklusion oder Diskriminierung in anderen Sprach- und Handlungsfeldern, obschon die sozialen Akteure und Wortführer teilweise dieselben Personen waren. Vorgänge der religiösen und sozialen Disziplinierung in allen Glaubensgruppen, die im überregionalen Kontext der Konkurrenz der Konfessionen standen, sind als Prozesse verständlich, die zwischen den Akteuren wechselseitig ausgehandelt wurden. Widerstandsformen und Verweigerungsstrategien sind ebenso relevant wie die Anpassung. Sprachliche und ständische Integration und Exklusion im alltäglichen Kontakt in großen und kleinen, okkasionellen wie etablierten Kommunikationskreisen sozialer und konfessioneller Gruppen können die Vorstellung einheitlicher Kulturen in Frage stellen.

Das Zusammenleben unterschiedlicher ethnokonfessioneller Gruppen und Korporationen in Städten, Wojewodschaften und ständischen Institutionen in den östlichen Gebieten des polnisch-litauischen Vielvölkerreiches ist erst zögerlich zum Untersuchungsgegenstand geworden und bietet doch ein hervorragendes Untersuchungsfeld für die genannten allgemeinen Prozesse. Gleichzeitig sollen unter einem makrohistorischen Blickwinkel Gruppen, Regionen und Zeiten unterschiedlicher Aggregatzustände des Zusammenlebens unterschieden werden.

Mit der Tagung sollen Spezialisten der unterschiedlichen Bereiche zusammengeführt werden und soll Gelegenheit zu Einblicken in die jeweiligen Forschungswerkstätten gegeben werden. Nicht zuletzt kann die Übergangszone zwischen Ostmitteleuropa und Osteuropa im engeren Sinn mit der Tagung an Kontur gewinnen.

Programm

Donnerstag, 10.3.: Einführungsvorträge
Moderation: Prof. Dr. Thomas Wünsch, Passau

16.15
Begrüßung
Dr. des. STEFAN ROHDEWALD, Passau

16.30 Vortrag 1:
Prof. Dr. DAVID GAUNT, Stockholm:
„Ethnic Minorities in Poland-Lithuania in 16th – 18 th Centuries.“

17.30 Vortrag 2:
Prof. Dr. DAVID FRICK, Berkeley:
"Scorned Suitors, Deserted Wives, Dishonored Husbands, Rat Poisons, Ribald Songs, Bigamy, Divorce, and Other Domestic Discontents: Stories of Family Life in Seventeenth-Century Vilnius."

Freitag, 11.3.:
Die polnisch-litauische Union und der Adelsstand
Moderation: Prof. Dr. Alois Woldan, Passau

9.00 Vortrag 3:
Dr. LIDIA KORCZAK, Krakau:
„Lithuanian Society in Relation to the Union with Poland (up to the Union of Lublin).”

9.45 Vortrag 4:
Dr. YURYJ ZAZULJAK, Lemberg: “Genealogical Memory and Construction of Kinship among the Przemysl Magnates of Ruthenian Origin in 15th - 16th Centuries.”

10.30 Kaffeepause

11.00 Vortrag 5:
Dr. VLADIMIR KANANOVIČ, Minsk:
„Adlige Geschlechter oder ritterliche Clans als Kommunikationsfaktor im politischen Leben Polens und des Grossfürstentums Litauen unter den Jagiellonen“

11.45 Vortrag 6:
Lic. phil. ANDREJ KOTLJARCHUK, Stockholm:
„The Protestants of the Grand Duchy of Lithuania and Orthodoxy.“

12.30 Mittagspause

Konfessionelle Interaktion
Moderation: Dr. des. Stefan Wiederkehr, Warschau

14.00 Vortrag 7:
Prof. Dr. ANTONI MIRONOWICZ, Białystok:
„Relations between the Orthodox Church and Uniatism during the 17th Century in the Polish-Lithuanian Commonwealth.“

14.45 Vortrag 8:
Prof. Dr. MATHIAS NIENDORF, Erfurt:
„Synkretistische frühneuzeitliche Heiligenkulte im Großfürstentum Litauen.“

15.30 Vortrag 9:
Dr. des. ALFONS BRÜNING, Berlin:
„Orthodoxe Ireniker oder Kiever Scholastik? Wege der orthodoxen Theologen im Milieu der polnisch-litauischen Adelsrepublik."

16.15 Kaffeepause

16.45 Vortrag 10:
Dr. des. CHRISTOPHE VON WERDT, Bern:
“Orthodoxe Bruderschaften im Kontext mit anderen´Konfessionen (15.-17. Jh.)“

17.30 Vortrag 11:
Mag. PIOTR WAWRZENIUK, Stockholm:
„The Perfect Priest. An Image of a Model the Greek Orthodox Priest in the View of the Church Authorities and the Believers in the Second Half of the 17th Century.”

Samstag, 12.3.:
Moderation: Dr. hab. Krzysztof Stopka, Krakau

9.00 Vortrag 12:
Dr. JACEK KROCHMAL, Warschau:
„The Catholic – Orthodox Relationship in the Diocese of Przemysl in 14th – 18th Centuries.”

9.45 Vortrag 13:
Lic. phil. EKATERINA EMELJANTSEVA, Zürich / Basel:
„Frankisten und andere Konvertiten: Transkonfessionalität im Polen-Litauen des 18. Jh.“

10.30 Kaffeepause

Rechtliche Interaktion
Moderation: Dr. hab. Krzysztof Stopka, Krakau

11.45 Vortrag 14:
Mag. JERZY MAZUR, Krakau:
„The Legal Position of the Jews in Ruthenia and Southern Lithuania (Including Karaims) in the Medieval and Early Modern Period.“

12.30 Mittagspause

14.00 Vortrag 15:
Dr. HEIDEMARIE PETERSEN, Leipzig:
Einwohner, Bürger und Andere. Zur Integration städtischer Sondergruppen im spätmittelalterlichen Lemberg.“

14.45 Vortrag 16:
Dr. MYRON KAPRAL, Lemberg:
„Ethnic (National) Relations in Lviv in 16th – 18 th Centuries.”

15.30 Vortrag 17:
Dr. des. STEFAN ROHDEWALD, Passau:
„Konfession, Soziale Kontrolle und Ratsgerichtsbarkeit: Orthodoxe, Unierte und Katholiken vor dem Polacker Magistratsgericht im 17. Jh.“

16.15 Kaffeepause

Schlussdiskussion / Round Table

17.00 Inputreferate:
Dr. hab. HENADZ’ SAHANOVIČ, Minsk, PhD. GIEDRE MICKUNAITE, Vilnius, M.A. SIARHEJ SALEJ, Lemberg,
Moderation: STEFAN ROHDEWALD

Kontakt

Stefan Rohdewald
Lehrstuhl für Neuere und Neuste Geschichte Osteuropas und seiner Kulturen Prof. Dr. Thomas Wünsch
Universität Passau
Innstrasse 25
94032 Passau
Stefan.Rohdewald@uni-passau.de


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Deutsch
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