Predigt und Politik. Eine Kulturgeschichte in zwölf Vorträgen von Karl dem Großen bis zur Gegenwart

Predigt und Politik. Eine Kulturgeschichte in zwölf Vorträgen von Karl dem Großen bis zur Gegenwart

Veranstalter
Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Ev. Theologie, Fachgebiete Praktische Theologie / Kirchengeschichte, Dr. Tobias Braune-Krickau, Dr. Christoph Galle
Veranstaltungsort
Alte Universität, Lahntor 3, 35037 Marburg
Ort
Marburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.02.2018 - 17.02.2018
Website
Von
Galle, Christoph

Das Verhältnis von Religion und Politik ist auch im säkularen Staat von ständiger Bedeutung. Immer wieder ist im religionspolitischen Diskurs auszuhandeln, wie das Miteinander unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen zu gestalten ist: Hat die Politik die freie Religionsausübung nur zu garantieren oder auch zu fördern? Wo muss sie die Religion und wo sich selbst begrenzen? Genauso befindet sich auch das Verhältnis der Religionen gegenüber der Politik im Fluss. Religionsvertreter bringen ihre Vorstellungen in politische Debatten ein und nehmen öffentlichkeitswirksam Stellung zu Entscheidungen der politisch Verantwortlichen. Religion kann sich dabei als Inspiration oder Widerpart, als Sakralisierung oder Korrektiv der Politik verstehen. Dieses vielschichtige Verhältnis von Religion und Politik bildet den größeren Horizont, in dem das Tagungsvorhaben »Predigt und Politik. Eine Kulturgeschichte in zwölf Vorträgen von Karl dem Großen bis zur Gegenwart« situiert ist.
Für die historische Erforschung des Verhältnisses von Religion und Politik stellt die Predigt einen besonders aufschlussreichen Gegenstand dar. Als öffentlicher Akt von Religion bewegt sie sich im Schnittfeld von Kirchen- und Laienfrömmigkeit, von politischen und religiösen Interessen und wird so potentiell zum Brennspiegel, in dem sich religionspolitische Großwetterlagen verdichten. Hinzu kommt, dass die Predigtforschung seit einigen Jahren an Intensität und methodischer Tiefenschärfe gewonnen hat: Längst wird die Predigt nicht mehr nur als isolierter Text betrachtet, sondern als Ausdruck und Faktor größerer kulturgeschichtlicher Zusammenhänge. Ihre Erforschung ist nicht auf theologische Fächer beschränkt, sondern stößt auch in anderen Disziplinen, insbesondere der Geschichtswissenschaft und den Philologien, auf zunehmendes Interesse.
Die interdisziplinäre Tagung »Predigt und Politik« hat zum Ziel, einerseits – und gleichsam als ›Zwischenfazit‹ der jüngeren Predigtforschung – eine Kulturgeschichte der Predigt von der Missionierung der Germanen bis in die Gegenwart zu erzählen. Dies soll andererseits mit Fokus aufs Politische geschehen, sodass jene Predigtgeschichte zugleich die Umrisse einer spezifischen Genealogie des Verhältnisses von Religion und Politik zu erkennen gibt.
Dabei sind einige Schwerpunktsetzungen unverzichtbar: In geographischer Hinsicht konzentriert sich die Betrachtung auf Deutschland bzw. die früheren Territorien seit dem Karolingerreich. Ab der Reformation steht das protestantische Predigtwesen im Mittelpunkt, ohne ökumenische Seitenblicke auszuschließen. Die zeitliche Einteilung der zwölf Vorträge orientiert sich – wie im Programm ersichtlich – nicht an starren Jahrhundertgrenzen, sondern an kulturgeschichtlichen Zäsuren, die für das Verhältnis von Religion und Politik besonders bedeutsam sind. Sie haben keine epochale Vereinheitlichung im Sinn, sondern zielen gerade auf die religionspolitische Vielfalt und die mitunter widerstrebenden Tendenzen eines Zeitraums ab.
Inhaltlich sollen die Vorträge folgende Aspekte behandeln: Zum einen einen Überblick über das Predigtwesen der Zeit im Kontext der jeweiligen religionspolitischen und kulturellen Ereignisse und Entwicklungen. Zum anderen eine exemplarische Analyse signifikanter Beispiele, in denen sich das Verhältnis von Religion und Politik spiegelt. Darüber hinaus gilt es, anhand der Ergebnisse des jeweiligen Zeitraums drei vorläufige Arbeitshypothesen mit zu reflektieren. Sie sollen in der Vielfalt des Materials den Gesamtzusammenhang der Tagung präsent halten und gemeinsam erwogen, präzisiert oder auch korrigiert werden. Die Thesen lauten: 1. Im Spiegel der Predigtgeschichte sieht man Facetten des Verhältnisses von Religion und Politik, die man so nur hier sehen kann. 2. Nicht nur die Politik macht bzw. bestimmt die Predigt, sondern auch die Predigt macht Politik. 3. Es gibt eine historische Tendenz zur Pluralisierung des Verhältnisses von Predigt und Politik, was wiederum die Entstehung einer kulturellen Öffentlichkeit mit begünstigt.

Programm

Freitag, 16.02.2018
10:30 Ankunft

11:00 Tagungseröffnung / Einführung in das Thema (Tobias Braune-Krickau, Christoph Galle, beide Marburg)

11:10 Von der Mission des Bonifatius bis zum Aufstieg der Ottonen (721-911) (Maximilian Diesenberger, Wien)

12:00 Von den Ottonen und Saliern bis zum Kreuzzug Heinrichs VI (911-1198) (Christoph Galle, Marburg)

12:45 Mittagspause

14:00 Vom deutschen Kreuzzug bis zum päpstlichen Machtanspruch (1198-1302) (Regina D. Schiewer, Eichstätt)

14:50 Von der Bulle Unam sanctam bis zum Konstanzer Konzil (1302-1414) (Georg Strack, München)

15:35 Pause

16:00 Vom Konstanzer Konzil bis zum Beginn der Reformation (1414-1517) (Ralf Lützelschwab, Berlin)

16:50 Von der Reformation bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (1517-1648) (Michael Basse, Dortmund)

17:35 Pause

18:00 Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution (1648-1789) (Claus-Dieter Osthövener, Marburg)

18:45 Tagesabschluss

19:00 Gemeinsames Abendessen

Samstag, 17.02.2018

09:30 Von der Französischen Revolution bis zur Revolution von 1848 (1789-1848) (Martin Ohst, Wuppertal)

10:20 Von der Deutschen Revolution bis zum Ersten Weltkrieg (1848-1914) (Ruth Conrad, Berlin)

11:05 Pause

11:30 Vom Beginn des Ersten bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs (1914-1945) (Rolf Schieder, Berlin)

12:15 Mittagspause

13:30 Vom Werden der Bundesrepublik bis zum 11. September 2001 (1945-2011) (Lucian Hölscher, Bochum)

14:20 Vom 11. September bis zur Gegenwart (2001-2018) (Tobias Braune-Krickau, Marburg)

15:05 Pause

15:30 Abschlussdiskussion

16:15 Tagungsabschluss

Kontakt

Christoph Galle

Philipps-Universität Marburg, FB Ev. Theologie, FG Kirchengeschichte
Lahntor 3, 35037 Marburg
06421/2822438

gallec@uni-marburg.de


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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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