Geschlechterdefinitionen und Geschlechtergrenzen in der Antike

Geschlechterdefinitionen und Geschlechtergrenzen in der Antike

Veranstalter
Prof. Dr. Elke Hartmann / Dr. des. Katrin Pietzner / Dr. Udo Hartmann
Veranstaltungsort
Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin, 17.02: Unter den Linden 6, Raum 2103; 18.02.-20.02.: Jägerstr. 10/11, Raum 006
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
17.02.2005 - 20.02.2005
Von
Udo Hartmann

In nahezu allen bekannten antiken Gesellschaften - von den Kulturen des Alten Orients und des klassischen Griechenlands bis in die christliche Spätantike hinein - wurden Jungen anders erzogen und sozialisiert als Mädchen; für Männer und Frauen galten jeweils andere Normen, sie hatten unterschiedliche Handlungsspielräume. Die Vorstellungen darüber, was einen Mann und eine Frau ausmacht, fielen keineswegs gleich aus.

Die vom 17. bis zum 20. Februar 2005 am Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin stattfindende Tagung "Geschlechterdefinitionen und Geschlechtergrenzen in der Antike" fragt aus althistorischer, archäologischer und philologischer Perspektive danach, wie Geschlechtlichkeit in der Antike wahrgenommen, definiert oder auch vermeintlich negiert wurde. Die Veranstalter haben zu diesem transdisziplinären Austausch Altertumswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus Deutschland, Österreich, Schweden, Frankreich, der Schweiz und den USA eingeladen.

Ausgangspunkt ist die Frage nach dem Stellenwert und dem Nutzen der Kategorie 'Geschlecht' für die Analyse antiker Gesellschaften. In drei großen Themenkomplexen soll diese Kategorie auf verschiedene Phänomene der Antike angewandt werden. Unter dem Titel "Geschlechterdefinitionen" wird der Frage nachgegangen, wo, durch wen und wie Geschlechterrollen in der Antike festgelegt wurden. Im Zentrum des Interesses stehen hier Mechanismen der Ausprägung von Geschlechterrollen etwa durch ihre schriftliche Fixierung in der antiken Literatur. Es wird erörtert, in welchen Kontexten Unterschiede zwischen Männern und Frauen wahrgenommen und herausgestellt wurden und inwiefern sich diese als prägend für die Lebenserfahrungen der Menschen erwiesen. Darüber hinaus wird diskutiert, ob Geschlechtlichkeit überhaupt ein entscheidendes Distinktionsmerkmal in antiken Gesellschaften darstellt und welche Bedeutung demgegenüber andere soziale Unterscheidungskriterien wie Reichtum oder Alter haben.

Im zweiten Themenkomplex "Typisierung von Weiblichkeit und Männlichkeit" soll betrachtet werden, was in der Antike als typisch männlich bzw. weiblich galt und welchem Wandel Konzepte von "Männlichkeit" und "Weiblichkeit" unterlagen. Welche unterschiedlichen Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit lassen sich in der Antike nachweisen? Bleiben bestimmte Eigenschaften und Merkmale der ausgeprägten Leitbilder unter verschiedenen kulturellen Rahmenbedingungen vorherrschend? Um "Grenzüberschreitungen" geht es in der dritten Diskussionsrunde. Diese stellt die Beobachtung in den Mittelpunkt, daß in der Antike verschiedentlich sowohl Männer als auch Frauen die "eigentliche" geschlechtliche Identität aufgaben: Dabei wurden – zumindest auf den ersten Blick – Männer zu Frauen und Frauen zu Männern. Um wiederum Rückschlüsse auf die normativen Vorstellungen vom Wesen der Geschlechter zu gewinnen, sind hier die kulturhistorischen Hintergründe solcher Grenzüberschreitungen zu untersuchen.

Die Tagung wird unterstützt durch die Fritz Thyssen Stiftung, das Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien und die Humboldt-Universität zu Berlin. Gäste sind herzlich willkommen!

Programm

Programm

Donnerstag, 17.02.2005 (Unter den Linden 6, Raum 2103)

I. Gendertheorien in der altertumswissenschaftlichen Diskussion

17:00-17:15 Begrüßung: Elke Hartmann / Katrin Pietzner / Udo Hartmann

17:15-17:45 Eröffnungsvortrag: Wilfried Nippel (HU Berlin), Die Anfänge der Geschlechterforschung in der schottischen Sozialphilosophie

18:00-20:00 Podiumsdikussion: "Wie nützlich ist die Kategorie 'Geschlecht' für die Analyse antiker Gesellschaften?"

Moderation: Elke Hartmann (HU Berlin)

Teilnehmer: Henriette Harich-Schwarzbauer (Basel), Pauline Schmitt Pantel (Paris), Thomas Späth (Basel), Beate Wagner-Hasel (Hannover), Hans-Ulrich Wiemer (Zürich)

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Freitag, 18.02.2005 (Jägerstr. 10/11, Raum 006)

II. Geschlechterdefinitionen

II 1. Geschlechterrollen, Moderation: Thomas Späth (Basel)

09:00-09:45 Therese Fuhrer (Freiburg), Rollenerwartung und Rollenkonflikt in Catulls erotischer Dichtung

09:45-10:30 Stefanie Oehmke (Krefeld), Priapos, der Frauenfreund

Pause

II 2. Geschlecht und Krieg, Moderation: Elke Hartmann (HU Berlin)

11:00-11:45 Rosemarie Günther (Mannheim), Der Krieg – Sache der Männer?

11:45-12:30 Stephan Schmal (Braunschweig), Barbarinnen im Krieg - ethnographische Bilder von Frauen in Kampfhandlungen mit Griechen und Römern sowie Überlegungen zu ihrer Bedeutung

Mittagspause

II 3. Geschlecht und sozialer Status, Moderation: Beate Wagner-Hasel (Hannover)

14:30-15:15 Petra Amann (Wien), Adelige Frauen im orientalisierenden Mittelitalien des 7. und frühen 6. Jahrhunderts v.Chr. - soziopolitische Struktur, sozialer Status und Geschlecht

15:15-16:00 Katrin Pietzner (HU Berlin), Ordnung durch Geschlecht? Die Strukturen frühchristlicher Gruppen

Pause

16:30-17:15 Annetta Alexandridis (Rostock), Geschlecht, Alter, Status an Gewandstatuen vom Hellenismus bis in die Kaiserzeit

17:15-18:00 Ernst Baltrusch (FU Berlin), "Den Männern freund ist in allem mein Gemüt": Geschlecht und Alter im Klassischen Athen

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Sonnabend, 19.02.2005 (Jägerstr. 10/11, Raum 006)

III. Typisierung von Weiblichkeit und Männlichkeit, Moderation: Henriette Harich-Schwarzbauer (Basel)

09:00-09:45 Brigitte Truschnegg (Innsbruck), Schwangerschaft und Geburt bei Fremdvölkern in der Wahrnehmung antiker Autoren

09:45-10:30 Agneta Strömberg (Göteborg), Gender and Attic Funerary Reliefs from the Classical Period in Athens

Pause

11:00-11:45 Lena Larsson Lovén (Göteborg), Roman Funerary Art and Gender: The Case of Textile Production

11:45-12:30 Hans-Ulrich Wiemer (Zürich), Die "gute Ehefrau" im Wandel der Zeit

Mittagspause

Moderation: Pauline Schmitt Pantel (Paris)

14:30-15:15 Ruth E. Harder (Zürich), Weibliche Strategien unter männlichem Blick? Die Frauen in den Strategemata des Polyainos

15:15-16:00 Natalie Boymel Kampen (New York), Sons and Lovers: Elite Male Affection in Roman Art

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Sonntag, 20.02.2005 (Jägerstr. 10/11, Raum 006)

IV. Grenzüberschreitungen: Effemination und Maskulinisierung, Moderation: Anja Wieber (Dortmund)

09:00-09:45 Sigrid Mratschek (Rostock), "Männliche" Frauen. Außenseiterinnen in Philosophenmantel und Melote

09:45-10:30 Christiane Kunst (Potsdam), Wenn Frauen Bärte tragen. Geschlechtertransgressionen in Rom

Pause

11:00-11:45 Johanna Fabricius (Göttingen), Grenzziehungen. Zu Strategien somatischer Geschlechterdiskurse in der griechischen und römischen Kultur

11:45-12:30 Timo Stickler (Düsseldorf), Der Vorwurf der Effemination als politisches Kampfinstrument in der Spätantike

12:30-13:00 Schlußdiskussion

Abreise

Kontakt

Prof. Dr. Elke Hartmann
Institut für Geschichtswissenschaften
Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6
D-10099 Berlin

Tel.: +49-30-2093-2764
Fax: +49-30-2093-2839
E-mail-Anfragen an Udo Hartmann, HartmannU@geschichte.hu-berlin.de

http://www.geschichte.hu-berlin.de/bereiche/ag/Aktuelles/gender.htm
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