Was bleibt von Galizien? Kontinuitäten – Brüche – Perspektiven

Was bleibt von Galizien? Kontinuitäten – Brüche – Perspektiven

Veranstalter
Doktoratskolleg Galizien der Universität Wien in Kooperation mit dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen und dessen Programm „Ukraine in European Dialogue“
Veranstaltungsort
Wien, Alte Kapelle auf dem Campus der Universität Wien (Hof 2.8), Wien IX., Spitalgasse 2
Ort
Wien
Land
Austria
Vom - Bis
19.04.2018 - 21.04.2018
Deadline
30.09.2017
Von
Doktoratskolleg "Das Österreichische Galizien und sein multikulturelles Erbe"

In den letzten Jahrzehnten ist das ehemalige österreichische Kronland Galizien und Lodomerien nicht nur in Österreich zunehmend in den Blickpunkt des öffentlichen und wissenschaftlichen Interesses gerückt. Das Doktoratskolleg „Das österreichische Galizien und sein multikulturelles Erbe“ an der Universität Wien untersucht nun seit über zehn Jahren interdisziplinär verortete Fragestellungen zu den interdependenten Kulturen, Literaturen, Sprachen, Religionen, Ökonomien, ethnischen und sozialen Gruppen des österreichischen Kronlandes Galizien, sowie das Fortwirken des galizischen Erbes in der Ukraine, Polen, Österreich und der weltweiten Emigration bis in die Gegenwart hinein.

Von der ersten Teilung Polen-Litauens 1772 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918 war das Königreich Galizien und Lodomerien eines der Kronländer Österreich-Ungarns. Mit dem Zerfall der Habsburgermonarchie 1918 verschwand jedoch diese staatsrechtliche und administrative Einheit von der Landkarte Europas. Das Gebiet des historischen Galiziens war im Laufe der zwei Weltkriege wie auch des Systemwechsels vom Sozialismus zum Kapitalismus immer wieder einem radikalen Wandel unterworfen, der alle Lebensbereiche seiner einst multikulturellen Gesellschaft durchdrungen und diese selbst tiefgreifend verändert hat. Hundert Jahre nach dem Untergang Galiziens als territoriales Gebilde setzt sich diese Konferenz zum Ziel, der Frage nachzugehen, was von dem knapp 150 Jahre bestehenden Kronland und seiner multikulturellen Lebenswelt bleibt, was durch historische Wandelungsprozesse verloren ging und welche neuen Perspektiven in der Forschung zu Galizien eingeschlagen werden können. Im besonderen Fokus der Konferenz stehen dabei folgende Aspekte:

Kontinuitäten:

Nach dem Zerfall der Monarchie wirkte das Erbe Galiziens in Kultur und Gesellschaft weiterhin fort. So zieht sich z.B. die Vorstellung von Galizien als Wiege der ukrainischen Nationalbewegung, dem „ukrainischen Piemont“ von den Zeiten des habsburgischen Kronlandes Galizien bis in die heutige Zeit, ebenso die enge Verknüpfung der griechisch-katholischen Kirche mit der ukrainischen Nationsbildung in Galizien. Auch Polen berief sich in seinen Ansprüchen auf Galizien auf die jahrhundertelange Geschichte der dortigen polnischen Kultur und daraus abgeleitet auf „historische Rechte“.

Brüche:

Im Laufe der Geschichte war Galizien Schauplatz zahlreicher Reformprojekte und Zeuge sowohl historischer als auch gesellschaftlicher Umbrüche. Dies waren einerseits innerstaatliche Reformen der Habsburger in der Provinz an der Peripherie des Reiches, wie z.B. Kirchenreformen oder die probeweise Einführung eines neuen Bürgerlichen Gesetzbuches, bevor daraus das bis heute in Österreich gültige Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch entstand. Galizien war aber auch Schauplatz von Revolutionen und groß angelegten Neuordnungsprojekten. Die territoriale Neuordnung Europas nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg und die postsozialistische Transformation hinterließen ihre Spuren.

Perspektiven:

In einer multikulturellen Gesellschaft existieren mehrere Perspektiven reziprok nebeneinander. In einzelnen Gemeinschaften entwickeln sich teilweise diametral verschiedene Sichtweisen auf Städte, Landschaften und Begebenheiten, die das reiche kulturelle Erbe der Region noch einmal vervielfältigen.
Die Frage nach den Perspektiven richtet aber auch den Blick auf die Zukunft: Wie wirkt das Erbe des historischen Galiziens bis in die Gegenwart fort? Welchen Einfluss hat es in Kultur und Gesellschaft des gegenwärtigen Polens bzw. der Ukraine? Welche Zukunftsperspektiven eröffnen sich zu Zeiten historischer Umbrüche für das Gebiet des historischen Galiziens? Trotz umfangreicher wissenschaftlicher Auseinandersetzungen mit Galizien bietet es immer noch Raum für neue Forschungsperspektiven, denen die Konferenz besondere Aufmerksamkeit widmen möchte.

Im Einklang mit der Ausrichtung des Doktoratskollegs ist die Konferenz interdisziplinär angelegt. Dementsprechend freuen wir uns auf Beiträge aus verschiedenen Fachrichtungen, die sich mit dem historischen Galizien sowie der heutigen Westukraine und Ostpolen beschäftigen, mit dem Schwerpunkt auf folgenden Aspekten:
Alltag, Gender, Kinship, Kirche als Institution, Migration, Nationsbildung, Postsozialismus, Sprachen, Stadt als Erinnerungsort, Transformation/Wandlungsprozesse, Umwelt, Verwaltung/Recht/staatliche Organe, Wissenschaft.

Umfang der Proposals: 250-300 Wörter

Sprache: Deutsch oder Englisch

Benennung der Proposals: Nachname_Vorname_Institution.doc(x)

Die Proposals sind zusammen mit einem kurzen CV und Kontaktdetails (E-Mail, Telefon, Postadresse) bis zum 30. September 2017 an folgende Adresse zu senden:
konferenz.galizien2018@univie.ac.at

Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch (ohne Simultanübersetzung). Die Übernachtungskosten werden übernommen, die Reisekosten werden bis zu den folgenden Beträgen refundiert: aus Europa bis max. 250 Euro, aus Israel bis max. 350 Euro, aus Nord- und Südamerika und Asien bis max. 650 Euro. Im Anschluss an die Konferenz ist die Veröffentlichung der Beiträge in einem Tagungsband geplant.

Programm

Kontakt

DK Galizien

Spitalgasse 2/ Hof 1, Eingang 1.11.
1090 Wien, AT

konferenz.galizien2018@univie.ac.at

https://dk-galizien.univie.ac.at/konferenz-was-bleibt-von-galizien-2018/
Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger
Klassifikation
Thema
Arbeit und Arbeitsbeziehungen, Arbeitergeschichte, Bevölkerungs- und Migrationsgeschichte, Bildungs-, Erziehungs- und Universitätsgeschichte, Biografie, Bürgertumsforschung, Erinnerungsforschung / Gedächtnisgeschichte, Europäische Integration / Integrationsgeschichte, Frauen-, Männer- und Geschlechtergeschichte, Freizeit- und Tourismusgeschichte, Geistes- und Ideengeschichte, Intellectual History, Geschichte der ländlichen Bevölkerung, Historiografiegeschichte, Historische Diskursanalyse, Identitätskonstruktion, Imperiengeschichte, Internationale Beziehungen, Internationale Organisationen, Jüdische Geschichte, Kirchengeschichte, Kulturgeschichte und -wissenschaft, Literaturgeschichte und -wissenschaft, Mentalitätsgeschichte, Mikro-, Lokal- oder Alltagsgeschichte, Nationalismusgeschichte / Nationalisierung, Oral History / Zeitzeugen, Parteien, Verbände und soziale Bewegungen, Politikgeschichte und -wissenschaft, Politische Ideen, Ideologien, Postkoloniale Geschichte, Raumgeschichte, Geografie, Rechtsgeschichte und -wissenschaften, Regional- und Landesgeschichte, Regionen / Regionalisierung / Regionalismus, Religionsgeschichte und -wissenschaft, Rezeptionsgeschichte, Sozial- und Gesellschaftsgeschichte / Sozialwissenschaften, Stadt- und Metropolengeschichte, Transnationale Geschichte, Verfassungsgeschichte, Vergleich und Transfer / Historische Komparatistik, Verwaltungs- und Institutionengeschichte, Welt- und Globalgeschichte, Wissenschaftsgeschichte, Wissenschaftspolitik, Wissensgeschichte, Zivilgesellschaft
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung