Industrielle Arbeitswelt und Nationalsozialismus. Der Betrieb als Laboratorium der „Volksgemeinschaft“ 1920-1960

Industrielle Arbeitswelt und Nationalsozialismus. Der Betrieb als Laboratorium der „Volksgemeinschaft“ 1920-1960

Veranstalter
Frank Becker, Universität Duisburg-Essen Daniel Schmidt, Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen; Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen
Veranstaltungsort
Wissenschaftspark Gelsenkirchen, Munscheidstr. 14, 45886 Gelsenkirchen
Ort
Gelsenkirchen
Land
Deutschland
Vom - Bis
11.10.2017 - 13.10.2017
Deadline
30.09.2017
Von
Schmidt, Daniel

Die „Volksgemeinschaft“ war ein Leitbegriff des „Dritten Reiches“. Dahinter verbarg sich auch das Ziel der NSDAP, den „deutschen Arbeiter“ unter vorgeblicher Überwindung der Klassengegensätze in eine neue Gesellschaftsordnung einzubinden. Daher musste der Nationalsozialismus, insbesondere in der industriellen Arbeitswelt und dort konkret im Betrieb, seine gesellschaftspolitische Gestaltungskraft unter Beweis stellen, soziale Perspektiven bieten und seiner „Volksgemeinschafts“-Vision Taten folgen lassen – immer mit Blick auf eine Bevölkerungsgruppe, in der die NSDAP vor 1933 unterdurchschnittliche Zustimmungswerte hatte.
Im Mittelpunkt der Tagung steht der Zusammenhang zwischen „Betriebsgemeinschaft“ und „Volksgemeinschaft“. Ziel ist es, klassische Forschungsperspektiven auf die Geschichte der NS-Gesellschaft mit der aktuellen Debatte um die NS-„Volksgemeinschaft“ zu verbinden. Indem sie sich zudem an der „neuen Geschichte der Arbeit“ orientiert, fragt die Tagung nach der Rolle von Deutungen und Diskursen, Wissen und Wissenschaft für den Arbeitsprozess; gleichzeitig geht es um Körper und symbolische Handlungen, Artefakte und (soziale) Räume.
Der zeitliche Fokus liegt bewusst nicht auf der eigentlichen NS-Zeit, sondern auf der Phase zwischen 1920 und 1960. Dieser Zugriff ermöglicht es nicht nur, die Bezugspunkte und Kontinuitätslinien der NS-Arbeiterpolitik und „Betriebsgemeinschafts“-Ideologie aus der Weimarer Zeit in den Blick zu nehmen, sondern auch die Konsequenzen dieser Gemeinschaftsvisionen für die Industrie- und Betriebspolitik in Bundesrepublik und DDR zu diskutieren.

Programm

Mittwoch, 11.10.2017
(Plenarsaal, Wissenschaftspark, Munscheidstr. 14, 45886 Gelsenkirchen)

14:00 Begrüßung und Einführung

14:30 Keynotes
Moderation: Frank Becker/Daniel Schmidt

Industriearbeit im Wandel (Thomas Welskopp, Bielefeld)

Volksgemeinschaften und Arbeitswelten (Malte Thießen, Münster)

16:00 Kaffeepause

16:30 Sektion 1: Akteure nationalsozialistischer Betriebspolitik
Moderation/Kommentar: Rüdiger Hachtmann, Potsdam

Zwischen „Betriebs-“ und „Volksgemeinschaft“. Die Treuhänder der Arbeit und die Regelung der Arbeitsbeziehungen (Sören Eden, Berlin)

Hüter der Betriebsgemeinschaft? Vertrauensräte in öffentlichen Unternehmen und Verwaltungen 1933/34-1945 (Matthias Frese, Münster)

18:30 Abendessen

Donnerstag, 12.10.2017
(Plenarsaal, Wissenschaftspark, Munscheidstr. 14, 45886 Gelsenkirchen)

9:00 Sektion 2: Zwischen weltanschaulichen Vorgaben und ökonomischer Realität – Industriebetriebe und Gemeinschaftsideologie
Moderation/Kommentar: Carola Sachse, Wien

Betriebsgemeinschaft und Unternehmenspolitik: Ideologische Grundlagen und betriebliche Praxis in der Zwischenkriegszeit am Beispiel der Gutehoffnungshütte (Torben Möbius, Bielefeld)

„NS-Musterbetriebe“. Inszenierungen von Gefolgschaft und Gemeinschaft in Gelsenkirchener Unternehmen (Jennifer Horstmann, Gelsenkirchen)

10:45 Kaffeepause

11.15 Sektion 3: Inszenierungen industrieller Arbeit in der NS-Zeit
Moderation/Kommentar: Detlef Schmiechen-Ackermann, Hannover

„Gelsenkirchen – Stadt der Arbeit und Erholung“. Eine Industriestadt als NS-Musterkommune: Anspruch und Wirklichkeit (Daniel Schmidt, Gelsenkirchen)

Von der Unsichtbarkeit des Bergmanns im Dritten Reich (Gisela Parak, Freiberg)

13:00 Mittagspause

14:00 Sektion 4: Der Betrieb als Anwendungsfeld der Arbeitswissenschaften
Moderation/Kommentar: Dagmar Kift, Dortmund

Die Arbeitswissenschaften und das „Wohlbefinden“ des Werktätigen. Vom DINTA zur DAF (1925-1939) (Frank Becker, Duisburg-Essen)

Präventive Werbung für den Arbeitsschutz: Arbeitsschutz-Plakate 1920 – 1960 (Karin Kaudelka, Dortmund)

15:45 Kaffeepause

16:15 Sektion 5: Körperpolitik im Betrieb
Moderation/Kommentar: Stefan Goch, Gelsenkirchen

Helden und Simulanten: Subjektivierungen im Steinkohlenbergbau 1920-1945 (Lars Bluma, Bochum)

Der Betrieb als Laboratorium der „Volksgemeinschaft” und des „Volkskörpers”: Betriebssport und Körperpolitik der NS-Organisation „Kraft durch Freude” (Julia Timpe, Bremen)

19:00 Abendessen

Freitag, 13.10.2017
(Ratssaal, Hans-Sachs-Haus, Ebertstr. 11, 45879 Gelsenkirchen)

9:00 Sektion 6: Kontinuitäten I: Das Erbe der betrieblichen Gemeinschaftsideologie in SBZ und DDR
Moderation/Kommentar: Tim Schanetzky, Jena

Kontinuität im Wandel. Ein diachroner Systemvergleich anhand des Braunkohlenindustriekomplexes Böhlen-Espenhain zwischen 1933 und 1965 (Martin Baumert, Leipzig)

Von der „Betriebsgemeinschaft“ zum „Kollektiv der sozialistischen Arbeit“: Prolegomena zum Begriffs- und Symbolwandel in Zeiten des Umbruchs (1945-1960) (Christoph Lorke, Münster)

10:45 Kaffeepause

11:15 Sektion 7: Kontinuitäten II – Westdeutsche Wege von der Gemeinschaftsideologie zum „Wirtschaftswunder“
Moderation/Kommentar: Hans Wupper, Düsseldorf

„Betrieb – Ordnung – Leistung“. Kontinuität und Wandel der Diskurse zum Betrieb im Steinkohlenbergbau nach 1945 (Martha Poplawski, Bochum)

Von der „Volksgemeinschaft“ zur „Schicksalsgemeinschaft von Werk und Stadt“. Wolfsburg und das Volkswagenwerk 1945–1963 (Marcel Glaser, Kassel/Alexander Kraus, Wolfsburg)

13:00 Abschluss der Tagung

Kontakt

Daniel Schmidt
Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen
Munscheidstr. 14 (Wissenschaftspark)
45886 Gelsenkirchen
Tel.: 0209/169-8555
Fax: 0209/169-8553
daniel.schmidt@gelsenkirchen.de

https://www.gelsenkirchen.de/de/Bildung/Ausserschulische_Bildung/Institut_fuer_Stadtgeschichte/index.aspx
Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung