Special volume for the series: Die Habsburgermonarchie 1848-1918: The Legacy of the Habsburg Monarchy in the Successor States (Ruptures and Continuities)

Special volume for the series: Die Habsburgermonarchie 1848-1918: The Legacy of the Habsburg Monarchy in the Successor States (Ruptures and Continuities)

Veranstalter
Dr. Ulrike Harmat, Institut für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung der ÖAW
Veranstaltungsort
Ort
Wien
Land
Austria
Vom - Bis
01.09.2017 -
Deadline
01.09.2017
Von
Ulrike Harmat

Call for Papers (engl. version below)
Sonderband zur Reihe: Die Habsburgermonarchie 1848-1918:
Das Erbe der Habsburgermonarchie in den Nachfolgestaaten (Brüche und Kontinuitäten)

Als Sonderband zu der vor dem Abschluss stehenden Reihe: „Die Habsburgermonarchie 1848–1918“ wird sich der Band mit dem Erbe der Habsburgermonarchie in den (im engeren und weiteren Sinne) Nachfolgestaaten befassen. Geplant ist eine Analyse der Umbruchszeit mit dem Schwerpunkt auf den 1920er Jahren (bis zum Ausbruch der Weltwirtschaftskrise 1929/30). Im Fokus steht dabei nicht die „Zäsur“ 1918, sondern eine Betrachtungsweise, die mit dem Begriffspaar „Bruch“ und „Kontinuität“ beschrieben werden kann: die Entwicklungen der 1920er Jahre sollen in Beziehung zur Vorkriegszeit gesetzt und gegebenenfalls das „Alte“ im „Neuen“ aufgespürt werden. In räumlicher Hinsicht über den mitteleuropäischen Raum hinausgehend, werden die neu entstandenen Staaten in den gesamteuropäischen Zusammenhang gestellt.
Der Band bietet somit keine „Nationalgeschichten“ im Sinne einer nationalstaatlich fixierten Geschichtsdeutung, sondern zielt vielmehr darauf ab, die Habsburgermonarchie nach der Habsburgermonarchie zu erforschen und sie gleichzeitig in der veränderten internationalen Ordnung der Nachkriegszeit zu verorten (Einleitungskapitel). Die zu bearbeitenden Themenfelder sollen daher nicht „länderweise“, sondern komparativ und auf der Basis größerer Räume analysiert und in einen methodisch-theoretischen Kontext eingeordnet werden. Dies ist insofern von Bedeutung, als sich die Probleme der Nachkriegsordnung als durchaus multinational erwiesen und politische Lösungsansätze im nationalen oder bilateralen Rahmen zu kurz griffen.

Den inhaltlichen Schwerpunkt bilden unter anderen folgende Themenbereiche:

Staatsordnungen und Verfassungen (Grund- und Freiheitsrechte): „Republikanisierung“ versus Beibehaltung der monarchischen Tradition; inwieweit haben die Grundsätze des nationalen Unitarismus und staatlichen Zentralismus in den Verfassungen der Nachfolgestaaten, die vorgaben einheitliche Nationalstaaten zu sein, eine Identifizierung mit dem Staat verhindert und die Entstehung eines „Fundamentalkonsensus“ (Karl J. Newman) untergraben? Wie gestalteten sich das Staatsbürgerschaftsrecht und das Optionsrecht (Inklusion und Exklusion bestimmter Bevölkerungsteile)?

Neukodifikation, Übernahme und Kontinuität österreichischen Rechts in den „Nachfolgestaaten“ (im engeren und weiteren Sinne):
Die neuen entstandenen bzw. durch Gebietsgewinne vergrößerten Staaten strebten nach dem Erlass ihrer Verfassungen auch die Vereinheitlichung der Gesetzgebung an, vor allem in jenen Gebieten, wo mit neuen Gebietsteilen zugleich mehrere Rechtsordnungen übernommen wurden. Daher wurden in allen Nachfolgestaaten Organe geschaffen, die für diese „Unifizierung“ zuständig waren. Inwieweit und in welchen Bereichen wurde das bisher geltende Recht übernommen (Rechtskontinuität) bzw. durch neue Regelungen ersetzt? Insbesondere die Weitergeltung des ABGB von 1811 wäre hier von Interesse.

Verwaltung:
Eine Hinterlassenschaft der Habsburgermonarchie bildete die große und gut funktionierende Bürokratie. Welche Probleme ergaben sich nach der Auflösung der Monarchie im Hinblick auf die Übernahme des alten Beamtenapparats und aufgrund des Wegfalls der imperialen Verwaltungsstrukturen? Wie ging die Beamtenschaft mit der neuen Situation um, etwa in Bezug auf die geänderten Loyalitäten und die Identifizierung mit den neuen Staatsgebilden?

Parlamentarische Demokratien, politischer Pluralismus, Parteiensysteme und Wahlrechtsentwicklung:
Wie stellte sich das Parteienspektrum der Nachkriegszeit in den neu gegründeten Staaten dar (Phänomen der Bauernparteien)? Gab es eine personelle Kontinuität in den „nationalen“ Parlamenten (ehemalige Reichsrats- bzw. Landtagsabgeordnete)? Wo lagen die Ursachen der Instabilität der parlamentarischen Regierungsformen in den Nachfolgestaaten? Eine wesentliche Neuerung stellte das Frauenwahlrecht dar: Welche Widerstände gab es? Wie viele Frauen schafften den Einzug in die nationalen Parlamente?

Auflösung des gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsraumes und die Folgen / Verlust imperialer Wirtschaftsräume / Integration von Gebieten mit unterschiedlicher Tradition:
Durch den Untergang der großen Imperien und die Bildung von Nationalstaaten waren große Wirtschaftsräume und eingespielte Wirtschaftsbeziehungen zerstört worden, es folgte eine Abschottung der einzelnen nationalen Volkswirtschaften. Gleichzeitig sah man sich vor die Aufgabe gestellt, ehemals habsburgische Gebiete in die neuen Nationalstaaten zu integrieren. Dabei ging es vor allem um die Vereinheitlichung unterschiedlichster Wirtschafts- und Sozialstrukturen, die einander angepasst werden mussten (unterschiedliche agrarsoziale Verhältnisse, Verkehrsbedingungen, Währungsumstellung). Als Beispiel sei hier die Währungsumstellung im SHS-Staat angeführt, die zu scharfen Verteilungskämpfen führte, ebenso wie die Angleichung bei den Steuern.

Sozialer und gesellschaftlicher Wandel:
Welche Schwierigkeiten ergaben sich für die Sozialsysteme durch die Notwendigkeit der Versorgung und Eingliederung der Kriegsversehrten/Kriegsveteranen in die Gesellschaft (sozialpolitische Maßnahmen als Folge des Weltkrieges)? Welche Auswirkungen hatten die Kriegsjahre auf die Gesellschaften (vor allem auf die große Zahl der im Krieg verelendeten bzw. traumatisierten Jugendlichen)? Im sozio-ökonomischen Bereich bildeten die Bodenreformen in den meisten neuen Staaten das „gesellschaftspolitische Zentralprojekt“ (H. Möller): In welchem Umfang erfolgte die Parzellierung des ehemaligen Großgrundbesitzes und inwiefern trug dies zur Änderung des gesellschaftlichen Gefüges bei bzw. inwieweit wurden diese Reformen nationalistisch instrumentalisiert? Welche Behauptungs-Strategien entwickelten die alten Eliten in der veränderten politischen Situation. Diese wirkte sich auch auf das Selbstverständnis der Katholischen Kirche aus – das bisher funktionierende Bündnis von „Thron und Altar“ war verschwunden. Welche Positionen vertraten die Kirchen allgemein gegenüber dem politischen Wandel, dem Republikanismus, der Demokratisierung der Gesellschaft etc.? Wie ist die „Ideologisierung“ infolge der Russischen Oktoberrevolution 1917 zu beurteilen (Topos der „Bolschewisierung“)? Welchen (gesellschaftlichen und politischen) Stellenwert nahm sie gegenüber der „Ethnisierung“ ein?

Das Ende der Multiethnizität? Minderheitenproblematik, Minderheitenschutzverträge und Völkerbund

Den Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn lösten großteils nicht die propagierten Nationalstaaten ab, sondern Nationalitätenstaaten, die das alte „Problem“ in kleinerem Rahmen multiplizierten. Wie funktionierte das durch die Minderheitenschutzverträge vorgesehene System des vertraglichen Minderheitenschutzes in der Realität? (Wie verhielt sich z. B. die verfassungsrechtliche Stellung der Völker in den Nachfolgestaaten im Vergleich zu Art. 19 des Staatsgrundgesetzes von 1867 über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger?); Spannungsfeld von demokratischen Individualrechten und kollektiven Gruppenrechten (Minderheitenschutz als „Ausnahmerecht“ [D. Müller]).

Abstracts richten Sie bitte an:
Ulrike Harmat
Institut für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung / Österreichische Akademie der Wissenschaften
Hollandstraße 11–13/ 1. Stock, 1020 Wien
www.oeaw.ac.at/inz/institut-fuer-neuzeit-und-zeitgeschichtsforschung/
E-mail-Adresse:
Ulrike.Harmat@oeaw.ac.at

Die Abstracts können in englischer und deutscher Sprache eingereicht werden. Sie sollten nicht mehr als 3.500 Zeichen (mit Lehrzeichen) umfassen. Zusätzlich bitten wir um die Übermittlung einer Kurzbiographie.

Einreichfrist für Abstracts: 10. September 2017
Die Auswahl der Beiträge erfolgt bis 2. Oktober 2017

Die Beiträge sollten einen Umfang von max. 90.000 Zeichen (mit Leerzeichen) haben (Schriftart: Times New Roman, Schriftgröße 12). Beiträge in englischer und deutscher Sprache sind vorgesehen.
Der Abgabetermin für die fertiggestellten Manuskripte ist der 1. Juni 2018. Mit Rücksicht auf die einzuplanende Zeit für die redaktionelle Bearbeitung der Beiträge ist dieser Termin strikt einzuhalten.

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Call for Papers:
Special volume for the series: Die Habsburgermonarchie 1848-1918:
The Legacy of the Habsburg Monarchy in the Successor States (Ruptures and Continuities)

As a special volume for the series nearing completion ‘The Habsburg Monarchy 1848–1918’, the book will deal with the legacy of the Habsburg Monarchy in the successor states (both in the broad and narrow senses). It is planned to analyse the period of upheaval with an emphasis being placed on the 1920s (until the outbreak of the Great Depression in 1929/30). The focus will be placed not on the ‘break’ of 1918, but on an approach that can be described with the twin concepts of ‘rupture’ and ‘continuity’. The developments of the 1920s will be set in relation to the pre-war years, and what was ‘old’ may be traced in what was ‘new’. Going in spatial terms beyond the region of Central Europe, the emergent nations will be placed in an overall European context.
So, the volume will not present ‘national histories’ along the lines of nationalistically determined historiography, but aims rather at exploring the Habsburg Monarchy after the Habsburg Monarchy, simultaneously positioning it in the changed international system of the post-war era (introductory chapter). Hence, the fields to be dealt with should not be analysed ‘by country’, but in a comparative manner and on the basis of larger spaces and arranged into a methodological and theoretical context. This is of significance in as far as the problems of the post-war order prove to be multinational ones and political solutions failed in national or bilateral frameworks.

The focuses of the contents will also be placed on the following topics:

State orders and constitutions (basic and freedom rights): ‘republicanization’ versus the retention of the monarchic tradition. To what extent did the principles of national unitarianism and state centralism in the constitutions of the successor states, which claimed to be homogeneous national states, prevent an identification with the state, undermining the emergence of a ‘fundamental consensus’ (Karl J. Newman)? How were citizenship law and the option right (the inclusion and exclusion of specific sections of the population) shaped?

Re-codification, adoption and continuity of Austrian law in the ‘successor states’ (both in the broad and narrow senses):
On enacting their constitutions, the emergent nations or those enlarged by territorial gains sought also to standardize legislation, especially in those areas where several legal systems were adopted together with new territories. So, all the successor states created bodies responsible for this ‘unification’. To what extent and in which areas was existing law adopted (legal continuity) or replaced by new regulations? The continued validity of the General Civil Code of 1811 would be of special interest here.

Administration:
One legacy of the Habsburg Monarchy was its large and well-functioning bureaucracy. What problems arose following the dissolution of the Monarchy in terms of adopting the old bureaucratic apparatus and by virtue of the disappearance of the imperial administrative structures? How did civil servants cope with the new situation, i.e. as regards changed loyalties and identification with the new state structures?

Parliamentary democracies, political pluralism, party systems and electoral law:
What did the party spectrum look like in the newly established states in the post-war period (the phenomenon of peasants’ parties)? Was there a personnel continuity in the ‘national’ parliaments (former deputies to the Imperial Assembly or state diets)? What were the causes of the instability of parliamentary forms of government in the successor states? Women’s suffrage was a crucial innovation. What resistance was there to it? How many women managed to enter national parliaments?

Dissolution of the common economic and currency area and its consequences / the loss of imperial economic areas / the integration of regions with different traditions:
The decline of the great empires and the formation of national states had destroyed major economic areas and well-attuned business relations. What followed was the isolation of the individual national economies. Simultaneously, there was the task of integrating formerly Habsburg territories in the new national states. It was, above all, a question of homogenizing differing economic and social structures that had to be adjusted to one another (varying agricultural and social conditions, transport situation, change in currency). As an example, may the currency conversion be cited in the SHS State, which led to severe distribution battles, as well as the adjustment of taxation.

Social and societal change:
What problems were caused for the social systems by the necessity of providing for and integrating the war disabled/war veterans in society (social measures as a consequence of the Great War)? What effects did the war years have on societies (in particular on the large number of adolescents impoverished or traumatized by the war)? In the socio-economic field, land reforms constituted the ‘salient socio-political project’ (H. Möller) in most new states. To what extent were erstwhile large estates parcelled and how did this contribute towards changing the social structure or how far were these reforms exploited for nationalist purposes? What assertion strategies did the old elites develop in the altered political situation? This also had an impact on the self-image of the Catholic Church – the previously working alliance between ‘the crown and the altar’ had disappeared. What positions did the churches in general take towards the political change, republicanism, the democratization of society etc.? How should the ‘ideologization’ following the October Revolution in Russia in 1917 be assessed (the topos of ‘Bolshevization’)? What (social and political) signification did it have in terms of ‘ethnicizing’?

The demise of multi-ethnicity? Minority problems, minority protection agreements and the League of Nations

The multi-ethnic state of Austria-Hungary was largely replaced not by the national states propagated, but by nationality states, multiplying the old ‘problem’ in a smaller context. How did the system of the contractual protection of minorities intended in the minority protection agreements work in reality? (What, for instance, was the constitutional status of nations in the successor states in comparison with Article 19 of the Constitution of 1867 on the general rights of citizens?); an area of tension between democratic individual rights and collective group rights (minority protection as an ‘exceptional right’ [D. Müller]).

Please send abstracts to:
Ulrike Harmat
Institute for Modern and Contemporary Historical Research / Austrian Academy of Sciences
Hollandstraße 11–13/ 1. Stock, 1020 Wien
www.oeaw.ac.at/inz/institut-fuer-neuzeit-und-zeitgeschichtsforschung/
E-Mail:
Ulrike.Harmat@oeaw.ac.at

The abstracts may be submitted in English and German. They should not exceed 3,500 characters (including blanks). We also request you to send a brief biography.

Deadline for abstracts to be submitted: 10 September 2017
Articles will be selected by 2 October 2017

The articles should have a length of max. 90,000 characters (with blanks) (font: Times New Roman, font size 12). Articles are planned in English and German.
The deadline for submitting completed manuscripts is 1 June 2018. This deadline must be strictly observed in view of the time to be scheduled for editing.

Programm

Kontakt

Ulrike Harmat

Hollandstraße 11-13, 1020 Wien

ulrike.harmat@oeaw.ac.at

https://www.oeaw.ac.at/inz/institut-fuer-neuzeit-und-zeitgeschichtsforschung/