Zeitschrift für kritische Sozialtheorie und Philosophie (Heft 1/2018): Antirassismus & Antiimperialismus

Zeitschrift für kritische Sozialtheorie und Philosophie (Heft 1/2018): Antirassismus & Antiimperialismus

Veranstalter
Zeitschrift für kritische Sozialtheorie und Philosophie (De Gruyter)
Veranstaltungsort
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.06.2017 -
Deadline
15.07.2017
Website
Von
Christoph Hesse, Institut für Kommunikationsgeschichte und angewandte Kulturwissenschaften, Freie Universität

(English version below.)

„Das Problem heißt Rassismus“, lautet eine populäre Parole. Ein Problem, sicherlich. Ein anderes heißt Antirassismus. Gemeint ist hier ein in den Kultur- und Sozialwissenschaften nicht minder populärer Diskurs, der seine Spuren längst auch in diversen linken Gruppen hinterlässt: eine Gemengelage aus traditionellem Antiimperialismus und allerlei dekonstruktivistischen Theorien aus dem Bereich der Post-Colonial Studies und zuletzt der sogenannten Critical Whiteness Studies.
Die Trias race, class, gender deutete vor Jahrzehnten schon darauf hin, dass es fortan nicht mehr um eine Kritik der Produktionsverhältnisse und ihrer Ideologie zu tun sei, sondern um den Respekt vor Identitäten. Damit hat sich die Linke, wie Walter Benn Michaels es ausdrückt, zur Personalabteilung eines diversifizierten Kapitalismus entwickelt. Auch gesellschaftliche Klassen, die man sich nunmehr als eine Art sozialer Hautfarbe vorstellt („Klassismus“), sollen nicht etwa aufgehoben, sondern gefälligst geachtet werden.
Was sich indes erhalten hat, ist ein kruder Antiimperialismus, der einst der Legitimation des bewaffneten Kampfs der „unterdrückten Völker“ diente. Im renovierten Vokabular jener scheinbar so avancierten Theorien heißt der Feind heute Eurozentrismus oder Universalismus. Die Aufklärung, von deren Dialektik niemand mehr etwas wissen will, wird bestenfalls als eine Kultur unter anderen toleriert, wenn nicht als ihrerseits imperialistisch verleumdet. Wer sich als Weißer, also Privilegierter, zu Wort melde, müsse zuallererst die eigene Position in Frage stellen – statt etwa von Menschen aller couleur zu erwarten, dass sie durchaus in der Lage seien, sich des eigenen Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Unmündigkeit, wie sie der Rassismus den natürlichen Anlagen bestimmter Gruppen von Menschen zuschreibt, wird so zu einem unantastbaren Charakteristikum einer „anderen Kultur“ – und mithin die Rassen, deren Existenz man selbstverständlich bestreitet, als kulturelle Konstrukte beständig reproduziert.
Mit solchen Widersprüchen und deren politischen Konsequenzen möchte sich die Zeitschrift für kritische Sozialtheorie und Philosophie in Heft 1/2018 befassen. Erbeten werden Beiträge etwa zur Kritik der kulturellen Identität, der antirassistischen Farbenlehre (Weiße vs. people of colour), der Verwandtschaft von linkem Kulturrelativismus und neurechtem Ethnopluralismus, nicht zuletzt des Antisemitismus, der sich heute auch im Namen des Antirassismus Bahn bricht.
Artikel sollten
- in Deutsch oder Englisch verfasst sein;
- einen Abstract in Deutsch und Englisch sowie kurze Angaben zur Autorin bzw. zum Autor enthalten; maximal 60.000 Zeichen umfassen;
- auf anonyme Begutachtung vorbereitet sein;
- per Mail gesendet werden an chhesse@zedat.fu-berlin.de.
Abstracts (max. 2 Seiten) werden bis zum 15. Juli 2017 erbeten, die fertigen Beiträge bis zum 30. Oktober 2017. Weitere Hinweise für Autoren und Informationen zur Zeitschrift finden Sie unter http://www.degruyter.com/view/j/zksp

Anti-Racism & Anti-Imperialism

“The problem is racism,” reads a popular slogan (in Germany). A problem, certainly. Another one is anti-racism. That is, a likewise popular discourse in the humanities exerting a growing impact also on various political groups on the Left; a melange of diverse deconstructivist theories from the realms of Post-Colonial Studies and, most recently, so-called Critical Whiteness Studies.
As the race-class-gender triad already indicated decades ago, a critique of the relations of production and their ideology is gradually being replaced by the respect for identities. Meanwhile, the Left is developing into a human resources department of a diversified capitalism, as Walter Benn Michaels put it. Class too shall now be regarded as a kind of social colour (“classism”) to be particularly esteemed, and not to be abolished.
Still, a crude anti-imperialism that was once to legitimize the armed struggle of the “oppressed peoples“ has survived to this day. But the enemy, according to the façon de parler of those seemingly advanced theories, is now called eurocentrism or universalism. The Enlightenment, irrespective of its dialectics, may at best be tolerated as a particular culture among others, or, worse, itself be vilified as imperialist. Whoever dares to speak as a white, that is, a privileged person, first of all ought to question his or her own position —instead of expecting people of any colour to be able to make use of their own understanding without direction from another. Minority, which racism attributes to the natural conditions of certain groups of human beings, can thus be declared a sacrosanct characteristic of Otherness. Races, though everyone would deny their mere existence, are thus being preserved as products of cultural practice.
Such inconsistencies and contradictions as well as their political consequences shall be examined in the forthcoming issue (No. 1/2018) of the Journal for Critical Social Theory and Philosophy. We are inviting contributions to the critique of cultural identity, to the anti-racist theory of colours (whites vs. people of colour), to the relationship between (leftist) cultural relativism and (rightist) ethnopluralism, not least to anti-Semitism frequently bursting forth in the name of anti-racism.
Articles should
- be written in German or English;
- include an abstract along with a short biographical note on the author;
- not exceed 60.000 characters;
- be prepared for anonymous review;
- be sent to chhesse@zedat.fu-berlin.de.

Please submit your abstracts (max. 2 pages) until July 15, 2017. Full articles are being expected until October 30, 2017. For further information please visit http://www.degruyter.com/view/j/zksp

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