Medikalisierte Kindheiten. Die neue Sorge um das Kind vom ausgehenden 19. bis ins späte 20. Jahrhundert

Medikalisierte Kindheiten. Die neue Sorge um das Kind vom ausgehenden 19. bis ins späte 20. Jahrhundert

Veranstalter
Verein für Sozialgeschichte der Medizin – Wien; Forschungszentrum „Medical Humanities“ der Interfakultären Forschungsplattform Geschlechterforschung. Transformationen – Identitäten – Diskurse der Universität Innsbruck; Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck; Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie der Universität Innsbruck
Veranstaltungsort
Institut für Erziehungswissenschaft, Liebeneggstraße 8, A-6020 Innsbruck
Ort
Innsbruck
Land
Austria
Vom - Bis
29.06.2017 - 01.07.2017
Von
Andreas Fink, Institut für Zeitgeschichte, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

Die jüngere Forschung im Umfeld der Auseinandersetzungen über den gewaltförmigen Umgang mit Kindern und Jugendlichen in Fürsorgeerziehungseinrichtungen der Nachkriegsjahre stellt die Sorge um das „erziehungsschwierige“ Kind als ein trans-disziplinäres Projekt der Moderne heraus, in welchem differente Wissensordnungen wie die Psychiatrie und die Pädiatrie, die Pädagogik und die Psychologie, die Kriminologie und Jurisdiktion sowie die Sexual- und Bevölkerungswissenschaften das diskursiv auszuhandeln begannen, was am Kind als gesund oder krank, normal oder abweichend anzusehen sei. Vor einem medikalen Hintergrund und in wechselnder Leaderschaft prägten diese Wissenschaftszweige die Debatten über Kinderschutz und Kindergesundheit und fanden in Schulen, Heimen, Kliniken, Kinderbeobachtungsstellen oder Einrichtungen der Säuglings- und Kinderfürsorge ihre räumliche Gestalt und institutionalisierte Wirkung. Ihr regulatorisches Interesse richtete sich auf den Körper, den Geist und die Ausdrucksformen von Kindern (und Jugendlichen) in Entwicklungs- und/oder Erziehungs-schwierigkeiten. Als besonders einflussreich haben sich dabei die medizinischen Fächer Pädiatrie und Psychiatrie sowie hybride Teilfächer wie die Heil- oder Sonderpädagogik erwiesen.

Um eine Anmeldung wird gebeten: https://www.uibk.ac.at/congress/medikalisiertekindheiten/anmeldung/

Programm

Donnerstag, 29. Juni 2017

13:00 Eröffnung
Wolfgang Meixner (Rektorat der Universität Innsbruck)
Elisabeth Lobenwein (Verein für Sozialgeschichte der Medizin)
Michaela Ralser und Elisabeth Dietrich-Daum (Organisationsteam)

13:30-14:15 K 1 Keynote
Maria A. Wolf (Innsbruck)
Medikalisierung der Sozialen Frage und wissenschaftliche Neuordnung der Kindheit

14:15- 15:15 P 1 Wissenschaftsdisziplinäre Vermessungen zwischen Pädiatrie, Pädagogik und Psychoanalyse
Moderation: Alfred Weiss (Salzburg)
Kristina Schierbaum (Frankfurt)
Janusz Korczak im Spannungsfeld von Pädiatrie und Pädagogik
Irene Berkel (Innsbruck)
Die Neuvermessung der Kindheit in der psychoanalytischen Klinik und Theorie

15:15 – 15:45 Pause

15:45-17:45 P 2 Akteure, Organisationen, Behörden
Moderation: Christina Antenhofer (Innsbruck)
Klara Meßner und Rodolfo Tomasi (Bozen)
Nach zwei Diktaturen zur Demokratie. Erwachsenen-, Kinder- und Jugendpsychiatrie in Südtirol
Elisabeth Dietrich-Daum (Innsbruck)
Die Innsbrucker Kinderbeobachtungsstation von Maria Nowak-Vogl (1947-1987) - Projektbericht
Mirjam Janett (Basel)
Die „behördliche Sorge“ um das Kind – Kindswegnahmen in Basel von 1945 bis 1972
Katarina Keber (Ljubljana)
Post WWI children healthcare in Slovenia as experienced by Angela Boškin, the first Slovenian nurse

18:00 Abendbuffet

*Freitag, 30. Juni 2017

09:00-10:15 P 3 Konstellationen der Zeitzeug_innenschaft
Moderation: Michaela Ralser (Innsbruck)
Christine Hartig und Sylvelyn Hähner-Rombach (Ulm und Stuttgart)
Institution, Zeitzeugen, Narration: Re-Konstruktionen der Innsbrucker Kinderbeobachtungsstation
Elisabeth Malleier (Wien)
Die Sorge, meine Akte und ich

10:15-11:00 K 2 Keynote
Reinhard Sieder (Wien)
Sozialpolitische Emphase und erzieherische Gewalt - Wiens Fürsorgeerziehung (1910er-1970er Jahre)

11:00-11:30 Pause

11:30-13:30 P 4 Konstruktionen von Behinderung. Vom 19. Jahrhundert bis in die Zweiten Republik
Moderation: Lisa Pfahl (Innsbruck)
Irmtraut Sahmland (Marburg)
Die „Rettung der Cretinen“
Hemma Mayrhofer und Katja Geiger (Wien)
Verwahrung und Verdinglichung: Kinder mit Behinderungen am „Steinhof“ nach 1945
Dominique Karner (Innsbruck)
Kinder in der Psychiatrie: Hörstumme Kinder im Landes-Nervenkrankenhaus Hall i. Tirol
Katharina Fürholzer (Ulm)
„Eine Explosion der Sprache“. Zur Filmbiographie der taubblinden Marie Heurtin

13:30-15:00 Mittagspause mit Buffet

15:00-16:00 P 5 Konstruktionen „psychopathischer“ Kindheiten in Kaiserreich und Weimarer Republik
Moderation: Maria A. Wolf (Innsbruck)
Nina Balcar (Bremen)
Die psychiatrische und pädagogische Konstruktion des „psychopathischen“ Kindes um 1900
Thomas Beddies (Berlin)
Anlage oder Erziehung? „Nervöse“ und „psychopathische“ Kinder in der Weimarer Republik

16:00-16:30 Pause

16:30 – 18:00 P 6 Diagnoseregime als Katalysatoren des Kinderschutzes, der Fürsorgeerziehung und der Familienarbeit
Moderation: Marina Hilber (Innsbruck)
Felicitas Söhner (Düsseldorf)
Diagnostik als Impulsgeber der Medikalisierung des Kinderschutzes
Patrick Müller (Kassel)
Gutachterliche Diagnosen und die Verwaltung des Falles in der Fürsorgeerziehung
Kristina Popova (Blagoevgrad)
‘Better Baby’ Contests in the 1930-es and the Visualization of the Children Health

Freier Abend

Samstag, 1. Juli 2017

09:00-09:45 K 3 Keynote
Sylvia Wagner (Düsseldorf)
Arzneimittelstudien an Heimkindern in der BRD in den Jahren von 1949 – 1975

09:45-10:45 P 7 Medikamentierung in kinderpsychiatrischen Einrichtungen nach 1945*
Moderation: Elisabeth Dietrich-Daum (Innsbruck)
Ina Friedmann (Innsbruck)
Die Verabreichung des Hormonpräparates Epiphysan (1952-1980) durch Maria Nowak-Vogl
Ursina Klauser (Zürich)
„Ein durchaus erfolgreiches Unternehmen“. Kinderpsychiatrie in Münsterlingen, 1950–1980

10:45-11:15 Pause

11:15-12:45 P 8 Landschaften und Räume medikalisierter Kindheit
Moderation: Elisabeth Lobenwein (Klagenfurt)
Michaela Ralser (Innsbruck)
Heilpädagogische Landschaften: Schwellenräume zwischen Medizin und Pädagogik
Nora Bischoff (Berlin)
Das „enfant vagabond“ als Beispiel medikaler Deutungsmuster im pädagogischen Kontext
Ulrich Leitner (Innsbruck)
Medikalisierte Kindheitsräume: Raumentwürfe und Raumerfahrungen im mediko-pädagogischen Feld

12:45-13:15 Abschluss und Verabschiedung

Kontakt

Ao. Univ.-Prof. Elisabeth Dietrich-Daum
E-Mail: elisabeth.dietrich@uibk.ac.at

https://www.uibk.ac.at/congress/medikalisiertekindheiten/
Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung