Zensurgeschichte im 20. und 21. Jahrhundert. Doktoranden-Workshop

Zensurgeschichte im 20. und 21. Jahrhundert. Doktoranden-Workshop

Veranstalter
Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V., TU Dresden
Veranstaltungsort
Hannah-Arendt-Institut
Ort
Dresden
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.11.2017 - 17.11.2017
Deadline
31.08.2017
Von
Andreas Kötzing

„Eine Zensur findet nicht statt.“ Die im Art. 5 des Grundgesetzes festgehalten Leitlinie, die die freie Meinungsäußerung garantiert und die Unabhängigkeit von Kunst und Wissenschaft unterstreicht, zählt zu den größten gesetzlichen Errungenschaften der Nachkriegszeit. Gleichwohl gilt das Zensurverbot nicht uneingeschränkt – der Staat kann Gesetze erlassen, die z.B. die Verbreitung von jugendgefährdenden Schriften oder staatsfeindlichen Äußerungen untersagen. Die konkreten Grenzen der Zensur sind dabei nicht in Stein gemeißelt. Sie unterliegen einem gesellschaftlichen Wandel. Manche Inhalte, die noch vor 50 oder 60 Jahren von der Zensur betroffen waren, wie z.B. die bloße Andeutung von Sex in Film und Fernsehen, zählen heute zum Standardrepertoire der Unterhaltungsindustrie. Andere staatliche Verbote, wie z.B. die nicht kommentierte Vorführung von NS-Propagandafilmen, werden hingegen weiter aufrechterhalten.

Im Wandel der Zensurpolitik des 20. Jahrhunderts spiegeln sich einerseits gesellschaftliche Debatten wider, denn staatliche Verbote lösen nicht selten Kontroversen aus, wie zuletzt u.a. im Umfeld der Veröffentlichung der kommentierten Fassung von „Mein Kampf“ durch das Institut für Zeitgeschichte. Anderseits bietet eine nähere Betrachtung der Zensurgeschichte die Möglichkeit, den Medienwandel im 20. und 21. Jahrhundert unter kulturgeschichtlichen Gesichtspunkten zu analysieren. Inwiefern ähneln sich beispielsweise die historischen Zensur-Diskurse, die sich an unterschiedlichen Medien entzündeten, von der Kontrolle der Zeitungen, über die Etablierung des Fernsehens bis hin zu aktuellen Debatten über die Möglichkeiten und Risiken staatlicher Zensur im Internet? Zu erörtern ist, inwieweit Zensur grundsätzlich als Mittel gesellschaftlicher Konfliktregulierung funktioniert und welchen Stellenwert sie bei der Konstituierung von Werten und Normen einnimmt. Inwiefern trägt Zensur außerdem zur Herrschaftsstabilisierung in unterschiedlichen politischen Systemen bei? Dabei ist zu hinterfragen, welche Wirkmächtigkeit zensorische Eingriffe entfalten können und unter welchen Voraussetzungen sie ihr eigentliches Ziel – die eingeschränkte Verbreitung unliebsamer Inhalte – eher verfehlen.

Fragen wie diese sollen im Rahmen des Workshops diskutiert werden, der methodisch und inhaltlich offen angelegt ist. Er richtet sich in erster Linie an Doktoranden und Post-Doktoranden, die aktuell an Forschungsprojekten zur Zensurgeschichte arbeiten und ihre Untersuchungen zur Diskussion stellen möchten. Ziel ist ein interdisziplinärer Austausch über die Möglichkeiten einer epochenübergreifenden Zensurforschung. Vergleichende Arbeiten aus dem Bereich der Geschichts- und Politikwissenschaften, aber auch aus dem Feld der Kommunikations- und Medienwissenschaften, sowie der Literatur- und Kulturwissenschaften sind explizit gewünscht. Themenvorschläge (max. 1.500 Zeichen) können zusammen mit einem kurzen Lebenslauf bis zum 31. August 2017 per E-Mail an folgende Adresse gerichtet werden: andreas.koetzing@mailbox.tu-dresden.de.

Die Auswahl der Teilnehmer erfolgt bis zum 30. September. Fahrt- und Übernachtungskosten können auf Basis des sächsischen Reisekostengesetzes erstattet werden.

Programm

Kontakt

Andreas Kötzing

Hannah-Arendt-Institut
Helmholtzstraße 6, 01069 Dresden
0351/46332401

andreas.koetzing@mailbox.tu-dresden.de

http://www.hait.tu-dresden.de