Berlin-Sudan. Die Geschichte der Berliner Nordostafrikaforschung Wandel, Kontinuität und wissenschaftlicher Zeitgeist vom Königreich Preußen bis in die DDR

Berlin-Sudan. Die Geschichte der Berliner Nordostafrikaforschung Wandel, Kontinuität und wissenschaftlicher Zeitgeist vom Königreich Preußen bis in die DDR

Veranstalter
Archäologie und Kulturgeschichte Nordostafrikas am Institut für Archäologie der Humboldt-Universität zu Berlin und Berliner Antike Kolleg, Einstein Center Chronoi
Veranstaltungsort
Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10117 Berlin Raum 2091/92 (Westflügel)
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
30.06.2017 - 01.07.2017
Website
Von
Thomas Gertzen

Seit der Königlich-Preußischen Expedition nach Ägypten und Äthiopien in den Jahren 1842 bis 1845 unter der Leitung von Carl Richard Lepsius (1810–1884) wurde von Berlin aus die archäologische und sprachwissenschaftliche Forschung in Nordostafrika in herausragender Weise befördert. Davon zeugen unter anderem die beeindruckende Sammlung im Neuen Museum oder auch das Altägyptische Wörterbuch, angesiedelt an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Dabei zeichnete sich Berlin vor anderen Forschungsstandorten immer dadurch aus, dass auch Regionen und Kulturen jenseits des Ersten Nilkatarakts im Blickpunkt der Forschung blieben.
Mehr als 100 Jahre nach Lepsius entschied sich sein ägyptologischer Urenkel Fritz Hintze (1915–1993) konsequent zur Fortsetzung der Berliner Forschungstradition. Unter den Rahmenbedingungen des DDR-Wissenschaftsbetriebs nahm er mit der Butana-Expedition (1958) der Humboldt-Universität archäologische Arbeiten im jungen Staat Sudan auf. Langjährige Ausgrabungen in Musawwarat es-Sufra folgten in den 1960er Jahren wie auch die Nubien-Expedition der Akademie der Wissenschaften der DDR. Der Forschungsschwerpunkt ‚Sudan‘ gipfelte an der Humboldt-Universität im Jahre 1984 in der Schaffung der bislang einzigen Professur für Sudanarchäologie. Derweil arbeitete der Architekt Friedrich W. Hinkel (1925–2007) seit den 1960er Jahren eng mit dem sudanesischen Antikendienst an der Erhaltung und Präsentation antiker Bauten, insbesondere in Nubien und Meroe, und der Registrierung des archäologischen Erbes.
Verschiedene institutionelle Archive an der Humboldt-Universität, der BBAW, am DAI und anderswo, deren Erschließung oft erst jüngst begonnen hat, dokumentieren das Wirken der Preußischen und DDR-ForscherInnen im Sudan zwischen politischen und wissenschaftlichen Ansprüchen und Realitäten. Diese lange Forschungstradition, über alle Brüche und Umbrüche der deutschen und internationalen Geschichte hinweg, bildet den Gegenstand der Tagung.

Programm

Freitag, 30. Juni:

- Einführung

14.00: Begrüßung und Einführung
Cornelia Kleinitz und Alexandra Verbovsek
(Humboldt-Universität zu Berlin)

14.15: Grußwort
Julia von Blumenthal
(Dekanin der Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät,
Humboldt-Universität zu Berlin)

14.25: Grußwort
Christoph Markschies
(Vorstand, Berliner Antike-Kolleg, Humboldt-Universität zu Berlin)

14.35: Zeitgeist und die Geschichte der Berliner Nordostafrikaforschung. Explorationen eines Forschungsfeldes
Thomas Gertzen
(Humboldt-Universität zu Berlin)

15.00: Kaffeepause

- Wissenschaftspolitische Rahmenbedingungen in der Deutschen Demokratischen Republik

15.30: Zur Geschichte der Altorientalistik in der DDR – Brüche und Kontinuitäten
Hans Neumann
(Westfälische Wilhelms-Universität Münster)

16.00: Meistererzählung und Milieu. Zur Paradigmenbildung in der Berliner sudanarchäologischen Forschung
Martin Fitzenreiter
(Münster)

16.30: Kaffeepause

- Quellen (I). Außen- und Innenperspektiven auf die Akteure der DDR-Zeit

17.00: The GDR-Expeditions to Sudan in the late 1950s and 1960s under Fritz Hintze. An exploration of the Sudanarchaeological Collection & Archive at Humboldt-Universität zu Berlin
Cornelia Kleinitz
(Humboldt-Universität zu Berlin)

17.30: Visualisations of “People’s Friendship”. Ursula Hintze’s Photographic Documentation of the Archaeological GDR-Expeditions to Sudan (1958–1970)
Yvonne Reimers
(Museum für Naturkunde, Berlin)

18.00: Workmen’s Voices. An Oral History of the East German Excavations at Musawwarat es-Sufra in the 1960s
Al-Fateh Mohammed Ali Saeed and Zaroog Bakri Mohamed Ahmed
(University of Khartoum and National Corporation for Antiquities and Museums, Khartoum)

18.30: Kaffeepause und Imbiss

19.00: Keynote lecture

Grußwort
Badreldin M. Abdallah
(His Excellency, the Ambassador of the Republic of the Sudan to Germany)

The History and Impact of Berlin-based Studies on Ancient Sudan. A Sudanese Perspective
Abdelrahman Ali Mohammed
(Director of the National Corporation for Antiquities and Museums, Khartoum)

Anschließend: Empfang im Archaischen Saal und im Ausstellungsraum der Sudanarchäologischen Sammlung der Humboldt-Universität zu Berlin (Räume 3094 und 3094A)

Samstag, 1. Juli:

- Quellen (II). Außen- und Innenperspektiven auf die Akteure der DDR-Zeit

10.00: Friedrich W. Hinkel and his Archive at the German Archaeological Institute. Archaeology and Building History of Ancient Sudan
Solveig Lawrenz and Alexandra Riedel
(Deutsches Archäologisches Institut, Berlin)

10.30: Tracing Friedrich W. Hinkel in Sudan. The National Corporation for Antiquities and Museums’ East German Architect
Sami Mohamed Elamin Abbas
(National Corporation for Antiquities and Museums, Khartoum)

11.00: Kaffeepause

- Quellen (III). Preußen in Nubien – Nubien in Preußen

11.30: Reise durch Nubien 1843–1844 anhand der Materialien von Gustav Erbkam und Richard Lepsius
Elke Freier
(Panitzsch/Leipzig)

12.00: Aus Max Weidenbachs “Tagebuch während der Reise”: Zur Lepsius-Expedition im Sudan (1843–44)
Susanne Binder
(Macquarie University, Sydney)

12.30: Mittagspause

14.00: Where the diaries are silent: The bark stands from Wad Ben Naga from an archaeological perspective
Pavel Onderka and Alexander Gatzsche
(Národní Muzeum, Prag)

14.30: Die Sammlung der nubischen Altertümer am Ägyptischen Museum Berlin
Jana Helmbold-Doyé
(Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Berlin)

15.00: Kaffeepause

- Sprachwissenschaft

15.30: Die Bemühungen Heinrich Brugschs um die Entzifferung der meroitischen Sprache, anhand der Akten des Geheimen Preußischen Staatsarchivs
Heike Schmidt
(Bad Schwalbach)

16.00: Strategien zur Erschließung des Meroitischen
Frank Kammerzell
(Humboldt-Universität zu Berlin)

16.30: Kaffeepause

- Perspektiven

17.00: Oral History in der Ägyptologie
Peter Dils
(Sächsische Akademie der Wissenschaften, Leipzig)

17.30: Perspektiven für das Forschungsfeld
Cornelia Kleinitz und Thomas Gertzen
(Humboldt-Universität zu Berlin)

18.00: Abschlussdiskussion

Anschließend: Gelegenheit zum gemeinsamen Abendessen
in einem nahegelegenen Restaurant.

Wir bitten alle Interessierten um vorherige Anmeldung unter der unten angegebenen Kontaktadresse.

Kontakt

Karin Lippold

HU Berlin, AKNOA, Unter den Linden 6, 10099 Berlin

karin.lippold@hu-berlin.de